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Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit

Titel: Und der Wind erzaehlt von Zaertlichkeit
Autoren: Julie Garwood
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das Schwert, das auf der Brust des Alten ruhte, neigte den Kopf im stummen Abschied, und kroch dann, das Schwert an den Körper gepreßt, übers Schlachtfeld davon. Er kletterte über geschwärztes, noch glühendes Holz, das seine Haut verbrannte, und über die blutigen Überreste von Freunden, und seine Augen füllten sich mit Tränen.
    Endlich erreichte er den jungen Soldaten, der ihn gerufen hatte, und stellte fest, daß es sich noch um einen halben Jungen handelte. Der Bursche, an dessen Namen sich Connor nun wieder erinnern konnte, war höchstens zwei oder drei Jahre älter als er selbst.
    »Crispin. Ich dachte, du wärest tot. Roll dich auf den Rücken, damit ich nach deiner Verwundung sehen kann.«
    »Dazu ist keine Zeit. Sie kamen, um Euch und Euren Vater zu töten, Connor. Ja, nur deswegen haben sie angegriffen. Ich hörte, wie einer dieser Bastarde sich laut damit brüstete! Schnell! Geht, bevor sie merken, daß sie gescheitert sind, und zurückkehren.«
    »Auch der Feind muß sich ausruhen. Sie werden Wein trinken und ihren Rausch ausschlafen. Also tu, was ich gesagt habe!«
    Crispin wälzte sich vorsichtig auf den Rücken und verzog das Gesicht, als der Schmerz ihm durch die Glieder fuhr.
    »Ist Euer Vater tot?«
    »Ja«, antwortete Connor. »Er hat noch lange genug gelebt, um mir zu sagen, was zu tun ist. Er ist in Frieden gestorben.«
    Crispin begann zu weinen. »Mein Laird ist tot.«
    »Nein, Crispin. Dein Laird kniet vor dir.«
    Bevor der Bursche eine ungebührliche Bemerkung über diese hochtrabende Feststellung machen konnte, begann Connor, mit fester Stimme auf Crispin einzureden. Er erzählte dem Soldaten, wie er helfen könne, die Schandtat zu rächen und den Feind zu vernichten, und als er schließlich die blutende Wunde verbunden hatte, war es ihm gelungen, dem Soldaten etwas zu vermitteln, das die Furcht, die sein Herz und seinen Verstand erfüllte, verdrängte: Hoffnung!
    Obwohl es schwierig war, den schwereren und größeren Burschen zu bewegen, gelang es Connor, Crispin vom Schlachtfeld zu zerren und ihn in einen Hain zu schleppen, wo er sich im dichten Unterholz verstecken konnte. Dann kehrte Connor noch zweimal zurück, um zwei weitere Verwundete in Sicherheit zu bringen. Der eine der Soldaten war Angus, jener treue Gefolgsmann, den Donald MacAlister angewiesen hatte, sich um seinen Sohn zu kümmern. Bei dem zweiten handelte es sich um einen Jungen in Connors Alter, der gerade erst in der Woche zuvor auf die Burg gekommen war, um hier seine Ausbildung zu beginnen. Er war schwer verwundet und hatte solche Schmerzen, daß er den jungen Clansherrn anflehte, ihn in Ruhe zu lassen. Doch Connor hörte nicht auf seine Bitte.
    »Ich entscheide, wann du stirbst, Quinlan, nicht du!«
    Sofort hörte der Junge auf zu jammern und versuchte sogar, Connor zu helfen.
    Connor wünschte sich verzweifelt, er hätte weitere Verletzte vom Schlachtfeld holen können, doch der Feind kehrte früher zurück, als er gedacht hatte, und Connor konnte nicht riskieren, entdeckt zu werden. Nun war es notwendig, seine Spuren zu verwischen, und als er sicher war, daß seine drei Gefolgsleute in ihrem Versteck nicht entdeckt werden konnten, verabschiedete er sich mit dem Versprechen, Hilfe zu holen, und dem Befehl, am Leben zu bleiben und sich vor allem selbst zu schützen.
    Dann, endlich, war er bereit, dem Wunsch seines Vaters nachzukommen. Auf seinem treuen Pferd ritt er die Hälfte der Strecke bis zum Land der Kincaids, doch als er die steilen Felsen erreichte, stieg er ab und ließ sein Roß zurück. Zu Fuß konnte er hinabklettern und damit den Weg beträchtlich abkürzen.
    Unten in der Ebene angekommen, begann er zu rennen. Er schoß über das Land wie ein junger Rehbock, bis seine Kräfte nachließen und er das Tempo verlangsamen mußte. Noch besaß er nicht die Ausdauer eines Mannes, doch seine Entschlossenheit machte die körperliche Unzulänglichkeit wieder wett. Er würde seinen Vater nicht enttäuschen!
    Inzwischen spürte Connor nichts mehr: weder die Kälte, noch die Wunde, noch den Schmerz über den Verlust seines Vaters. Sein Geist, sein ganzes Tun war auf einen einzigen Gedanken konzentriert. Er mußte zu Alec Kincaid. Dem Clansherrn seine Treue zu schwören, war der erste Schritt zur Erfüllung des Versprechens, das er seinem Vater gegeben hatte, und nichts und niemand würde ihn davon abhalten.
    Längst hatte er jegliches Gefühl für Zeit und Entfernung verloren. Die Sonne sank viel zu schnell. Noch
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