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… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)

… und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)

Titel: … und der Preis ist dein Leben - Mächtiger als der Tod (German Edition)
Autoren: C. M. Singer
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mehr über die Beamten in Erfahrung zu bringen, um einem der beiden bei einer möglichst außerdienstlichen Gelegenheit zufällig über den Weg zu laufen. Unter vollem Einsatz ihres weiblichen Charmes, der sie vorhin leider gänzlich im Stich gelassen hatte, würde sie Wood oder Mason in ein unverfängliches Gespräch verwickeln und dann versuchen, die harmlose Unterhaltung unauffällig in Richtung des Falles zu lenken.
    Und zum Teufel mit den emotionalen Hintergrundberichten. Ihrem Chef würde sie erzählen, die Carmichaels wären nicht zu Hause gewesen, und ihn auf einen späteren Termin vertrösten, nur um dann einen umwerfenden Bericht zum polizeilichen Ermittlungsstand aus dem Hut zaubern, der ihn buchstäblich vom Hocker riss!
    Fast hätte sie ihre Station verpasst, so tief war sie im Pläneschmieden versunken. Die Leute drängten bereits vom Bahnsteig in den überfüllten Waggon. Gerade noch rechtzeitig sprang Elizabeth auf und kämpfte sich mit ihren Ellenbogen den Weg zum Ausgang frei.
    Noch immer grübelnd legte sie die kurze Strecke bis zu dem umgebauten Speicherhaus zurück, in dem sich ihr kleines Apartment befand. Seit acht Monaten wohnte sie nun in Southwark, in unmittelbarer Nähe der Themse, des Globe Theatres und des Borough Markets. Shakespeares London, wie sie es gerne nannte. In dieser literarisch geschichtsträchtigen Umgebung fühlte sie sich zu Hause. Auch wenn sie die horrende Miete nur dank der monatlichen Zuschüsse ihrer Eltern bewältigen konnte. So viel zur Unabhängigkeit. Aber in ihren Augen war es besser, auf elterliche Almosen angewiesen zu sein, als auf Freaks, die mit ihr die Wohnung teilten.
    Als sie die Wohnungstür öffnete, wurde sie von Beckett bereits ungeduldig erwartet. Der schwarze Kater gehörte ihr nicht. Soweit sie wusste, gehörte er niemandem. Wenn überhaupt, dann gehörte er zum Haus. Er kam und ging, wie es ihm beliebte, auf Wegen, die nur er kannte, und Elizabeth hoffte inständig, dass die Schlupflöcher, die der Kater nutzte, nicht groß genug für Einbrecher waren. Da anscheinend keiner der Nachbarn Bekanntschaft mit ihm gemacht hatte und es daher keinen Namen für ihn gab, hatte Elizabeth ihn nach dem Schriftsteller Samuel Beckett benannt, der für sie mindestens ebenso rätselhaft war wie dieses Tier.
    Vorwurfsvoll maunzend strich Beckett ihr um die Waden. „Was ist los Katerchen? Hast du Hunger? Gab´s heute keine Mäuse? Hast du ein Glück, dass ich so ein großes Herz habe …“ Und so viel freien Wohnraum und so viel freie Zeit , fügte sie in Gedanken hinzu. Sie musste sich eingestehen, dass sie für Becketts regelmäßige Besuche dankbar war. Sie hatte nur zwei wirkliche Freundinnen hier in London, und die waren beide in festen Beziehungen. Lieber sprach sie mit dem Kater, bevor sie anfing, Selbstgespräche zu führen. Oder ihre Eltern anrief.
    Nachdem sie Beckett eine Schüssel mit Trockenfutter und etwas Wasser in die Küche gestellt und sich selbst einen Jasmintee aufgebrüht hatte, machte es sich Elizabeth auf der Couch bequem. Mit dem Laptop auf dem Schoß googelte sie die Detectives Daniel Mason und Anthony Wood.
    Die Suche erbrachte mehr Ergebnisse als sie erwartet hatte. Methodisch arbeitete sich durch einige Artikel zu mehr oder weniger aktuellen Fällen, in denen beide genannt wurden, sowie durch eine Meldung der London Metropolitan Police auf deren Webseite. Anscheinend waren Mason und Wood seit fünf Jahren Partner. Und sie waren erst vor Kurzem für ihre erfolgreiche Arbeit mit Jugendlichen vom Bürgermeister ausgezeichnet worden.
    „Oh, welch ruhmreiche Gesetzeshüter …“, murmelte Elizabeth augenrollend.
    Beckett machte es sich neben ihr auf der Couch bequem und begann sich ausgiebig zu putzen.
    Abwesend kraulte Elizabeth das schnurrende Tier hinterm Ohr, während sie die weiteren Suchergebnisse durchging. Den letzten Link auf der Seite hätte sie um ein Haar als irrelevant abgetan, doch dann folgte sie ihm zur Webseite eines Clubs in Soho.
    Sie sah auf die Uhr; es war noch nicht zu spät. „Sieht so aus, als hättest du die Wohnung heute Abend für dich, Katerchen.“ Mit einem tiefen Seufzen schloss sie den Laptop, stemmte sich in die Höhe und ging ins Schlafzimmer, um sich umzuziehen.

-2-
     
    Elizabeth fror erbärmlich in ihrem kurzen Kleid. Die Schlange vor dem Club war zwar nicht besonders lang, doch war es in der engen Seitengasse sehr zugig, und die fünf Minuten, die sie nun anstand, reichten völlig aus, um sie zum
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