Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ueberwaeltigend

Ueberwaeltigend

Titel: Ueberwaeltigend
Autoren: Emma Green
Vom Netzwerk:
ist unauffindbar! Er muss Eleanors Nachrichten abgehört haben, ich hätte mein Handy nicht einfach so herumliegen lassen sollen. Verdammt, wenn ihm etwas zugestoßen ist …“

3. Einsamkeit
    Kaum eine Viertelstunde nach diesem alarmierenden Anruf haben die beiden Brüder bereits Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um den jungen Ausreißer wiederzufinden. Diesmal hat Gabriel nicht versucht, seine Verzweiflung zu verbergen. Nachdem er etwa zehn Anrufe getätigt hatte, hat er sich auf meinen Balkon zurückgezogen und mir bedeutet, ich solle ihn alleine lassen. Ich bin dennoch zu ihm gegangen und habe ihn dabei beobachtet, wie er im Halbdunkel den Tränen nahe hin und her gelaufen ist.
    „Er hatte es nicht leicht im Leben …“, murmelt er. „Eine verrückte Mutter und ein Vater, der nie da ist … Kein Wunder, dass er uns alle hasst.“
    „Gabriel, sag das nicht. Was wollt ihr unternehmen, um ihn wiederzufinden? Mit wem hast du gesprochen?“
    „Ich habe einige Leute mit der Suche beauftragt und Silas verständigt die Polizei. Außerdem habe ich dem Präfekt Bescheid gegeben und warte auf seinen Rückruf. Wenn es sein muss, werden wir die ganze Stadt durchkämmen, aber wir werden ihn wiederfinden. Ich hätte mit ihm über Eleanor sprechen müssen, ich habe ihn aufgrund meiner eigenen Dummheit in Gefahr gebracht …“, haucht er mit zugeschnürter Kehle.
    „Verständigst du seine … Mutter nicht?“
    „Nein, sie ist ja an allem schuld. Sie hat schon genug angerichtet!“
    Mein aufgebrachter Geliebter zittert vor Angst und Wut. Ich gehe zu ihm, streichle seinen Oberarm und versuche, ihn zu beruhigen. Ich hoffe inständig, dass Virgile nichts passiert ist, vor allem des gepeinigten Teenagers wegen, aber auch für seinen Vater. Wenn sie ihn nicht gesund und munter wiederfinden, wird Gabriel sich das nie verzeihen … Als ob er meine Gedanken liest, richtet er sich auf und versucht, die Fassung zu bewahren.
    „Gehen wir, Amande, lass uns keine Zeit verlieren.“
    „Wohin?“
    „Ich werde dich bei der Stadtvilla absetzen, Virgile könnte dorthin kommen. Sollte dem so sein, kannst du ihn in Empfang nehmen. Währenddessen werden Silas und ich seine Lieblingsplätze in Paris abfahren.“
    „Gabriel, es ist schon fast Mitternacht, alles hat geschlossen …“, sage ich so sanft wie möglich, um ihn nicht vor den Kopf zu stoßen.
    „Ich weiß und genau das macht mir Angst. Ein dreizehnjähriger Junge hat um diese Uhrzeit nichts draußen zu suchen, schon gar nicht alleine …“
    Alleine in diesem riesigen Haus versuche ich, mir nicht das Schlimmste auszumalen. Vergebens … Um etwa zwei Uhr morgens hat es endlich geklingelt und ich bin wie eine Irre zur Tür gestürmt, in der Hoffnung, Virgile anzutreffen. Ich habe vor Erleichterung geschrien, als der blonde Junge tatsächlich vor mir stand, und habe ihn in die Arme genommen, ohne mir dessen bewusst zu sein, dass dies unser erster körperlicher Kontakt war. Tränenüberströmt und völlig erschöpft hat er sich einige Sekunden lang nicht gewehrt, bis sein Stolz zurückgekehrt war, er mich wegstieß und sich vor den Fernseher setzte. Ich habe sofort Gabriel angerufen, der mich mit Fragen bombardiert hat, um zu erfahren, wie es seinem Sohn geht. Dann hat er mich gebeten, den Jungen nicht mehr aus den Augen zu lassen, bis er hier ist. Genau das habe ich dann auch getan, wobei ich die dunklen Blicke und die feindseligen Bemerkungen in meine Richtung vollkommen ignoriert habe.
    Er ist erst 13 Jahre alt …
    Was war noch einmal der Grund für die Abschaffung der Prügelstrafe?
    Gabriel stürmt wie ein wild gewordener Stier zur Tür herein und schreit „Wo ist er? Wo ist Virgile? “, findet ihn schließlich und stürzt sich auf ihn. Er zwingt ihn dazu, den Controller seiner Xbox 360 loszulassen, packt ihn an den Schultern und mustert ihn von oben bis unten, als ob er sicherstellen möchte, dass seinem Sohn kein Haar gekrümmt wurde. Mit einer sehr emotionalen Geste nimmt er schließlich den Kopf des Jungen zwischen seine Hände und drückt ihn an seine Brust. Für eine Minute scheint die Zeit stillzustehen und es fühlt sich an, als drehe sich die Erde nicht mehr. Doch die Hülle der Zärtlichkeit zerbricht, als die tiefe Stimme meines Geliebten den gesamten Raum erfüllt.
    „Was hast du dir bloß dabei gedacht, Virgile? Du hast mir eine Heidenangst eingejagt! Weißt du eigentlich, was dir alles hätte passieren können?“
    „Ich wollte sie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher