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Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Titel: Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
Autoren: Mary Scott
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arme Annette holte erschrocken Luft.
    »Sie haben also Louise ins
Kreuzverhör genommen ?« fragte Frank aufgebracht. »Wie
haben Sie die Wahrheit aus ihr herausgeholt — mit Gewalt ?«
    North ignorierte ihn. »Deine
Schwester hat immer wieder dummes Zeug von Versprechen und Loyalität
geschwatzt. Aber deiner Mutter ist es schließlich gelungen, sie davon zu
überzeugen, daß sie in erster Linie uns Loyalität schuldig ist .«
    »Das heißt also, daß Sie die
Kleine mit Drohungen dazu gebracht haben, alles zu erzählen !« warf Larry ein, die sich bisher mühsam beherrscht hatte. Ich legte ihr eine
Hand auf den Arm, und sie schwieg, während Mr. North sich anklagend umsah und
aggressiv fragte: »Sie sind wohl alle an dieser... an dieser Verschwörung
beteiligt?«
    »Im Gegenteil, die Sache war
für uns alle eine völlige Überraschung«, antwortete Julian ruhig. »Eine
angenehme Überraschung, wie ich hinzufügen möchte.«
    Annettes Vater wußte
sekundenlang nicht recht, was er sagen sollte. Mir fiel wieder einmal auf, wie
groß die Ähnlichkeit zwischen Julian und dem Colonel war. Dann hatte North sich
soweit von seiner Verblüffung erholt, daß er fragen konnte: »Angenehm? Sie
halten eine heimliche Eheschließung ohne Einwilligung der Eltern für eine
angenehme Überraschung, Sir? Dann gratuliere ich Ihnen zu Ihren Wertbegriffen,
die sich allerdings gewaltig von den meinen unterscheiden .«
    »Das steht außer Zweifel«,
bestätigte Julian gelassen. »Wenn ich von einer angenehmen Überraschung spreche
— und ich sage damit wohl, was wir alle denken — , meine ich die Tatsache, daß
Frank und Annette geheiratet haben, obwohl es natürlich schade ist, daß sie das
ohne Ihre Einwilligung tun mußten. Aber das ist nicht die Schuld der jungen
Leute; es ist Ihre Schuld, Mr. North !«
    Das schien einen Dammbruch
auszulösen. North ließ seiner aufgestauten Wut freien Lauf. Wir hörten uns
diesen Ausbruch betroffen an, bis Annettes Vater endlich eine Pause einlegen
mußte. »Und die vielen teuren Sachen !« hatte er eben
gesagt, als er tief Luft holen mußte.
    In diesem Augenblick mischte
Larry sich ein. »Ja, die vielen teuren Sachen«, wiederholte sie ruhig. »Soviel
Geld, aber keine Liebe. Niemals ein bißchen Liebe.«
    Mr. North starrte sie an, als
sehe er sie zum erstenmal. Aber was Larry gesagt hatte, verfehlte seine Wirkung
nicht: Er beruhigte sich etwas, und Julian sagte: »Wir brauchen nicht weiter zu
diskutieren, Mr. North. Die Tatsachen stehen fest.
    Annette und Frank sind
verheiratet, weil Annette sich vor dem Standesbeamten als Achtzehnjährige
ausgegeben hat. Was wollen Sie dagegen tun, Mr. North? Das wüßten wir gern,
damit wir alle heimfahren und ins Bett gehen können .«
    Annettes Vater antwortete nicht
gleich. »Ich kann juristisch gegen die beiden vorgehen«, stellte er dann fest.
»Sie haben sich strafbar gemacht .«
    »Ganz recht«, stimmte Julian
gelassen zu, »und Sie können Anzeige gegen sie erstatten. Aber wenn Sie das
tun, haben die Zeitungen eine Sensation. Sie sind ein bekannter Mann, Mr.
North. Franks Vater ist ebenfalls kein Unbekannter. Ein gefundenes Fressen für
die Reporter! Ich sehe schon, wie Sie auf Schritt und Tritt von Fotografen
verfolgt werden !«
    Das
beeindruckte North. Wo Vernunft und Freundlichkeit wirkungslos geblieben waren, wirkte die
Angst vor einem Skandal. Ihn wollte North unter keinen Umständen riskieren.
    Julian nützte den errungenen
Vorteil geschickt aus. »Was halten Sie davon, wenn wir Colonel Gerard, meinen
Onkel, um Rat fragen? Er würde Sie bestimmt unparteiisch beraten .«
    Wir sahen North an, daß er
keine Lust hatte, mit dem Onkel zusammenzutreffen, falls dieser Ähnlichkeit mit
dem Neffen hatte. »Nein, damit brauchen wir keinen Außenstehenden zu
belästigen«, murmelte er beinahe verlegen.
    »In solchen Fällen sind die
Zeitungsberichte immer schrecklich unfair, finde ich«, fuhr Julian fort. »Sie stehen
ganz auf der Seite der Jugend und stellen die Eltern als beschränkt, reaktionär
und fast senil hin. Ich persönlich würde alles in meiner Macht Stehende tun, um
zu verhindern, daß eine Geschichte dieser Art in die Zeitung kommt .«
    Als er das sagte, wechselten
Larry und ich einen Blick, denn wir wußten beide, daß das gelogen war, weil
Julian sich den Teufel um die Presse oder die öffentliche Meinung scherte.
Jedenfalls erzielte er den gewünschten Erfolg.
    North gestand seine Niederlage
nach und nach ein und sagte schließlich zu Annette:
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