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Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen

Titel: Übernachtung - Frühstück ausgeschlossen
Autoren: Mary Scott
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billig seien. Außerdem würden wir ja sehen, ob die Leute damit zufrieden waren. Inzwischen mußten wir Mrs. Evans anrufen und sie fragen, ob sie glaube, daß der Colonel einige der Gebrauchtmöbel entbehren könne, und ihn selbst um Erlaubnis bitten, seine ungewöhnliche Sammlung plündern zu dürfen.
    »Oh, Sie würden uns einen großen Gefallen tun, wenn Sie einiges mitnehmen und nie mehr zurückbringen würden, Mrs. Russell«, antwortete Mrs. Evans am Telefon. »Der große Schuppen ist bis unters Dach mit Gerümpel vollgestopft. Sie wissen ja, wie der Colonel ist, wenn es um Wohltätigkeitsbasare oder Versteigerungen bei armen Leuten geht. Er kauft einfach alles und denkt später nicht mehr daran. Aber im Schuppen ist schon bald kein Platz mehr, fürchte ich.«
    Wir fuhren los, um selbst mit dem Colonel zu sprechen. Er war wie erwartet ziemlich überrascht und fast schockiert, als er hörte, daß wir Urlaubsgäste bei uns auf nehmen wollten. »Aber das hängt natürlich davon ab, was für Leute kommen«, gab er schließlich zu. »Gäste aus unserer Gesellschaftsschicht würden die Situation sofort erfassen und auf keinen Fall ausnützen, aber andere...« Er schüttelte betrübt den Kopf, während er sich ausmalte, was Larry und ich mit Gästen aus anderen Schichten auszuhalten haben würden.
    Larry, die sich mit dem Alten unglaubliche Frechheiten herausnimmt, fuhr ihm sofort in die Parade. »Nein, so was dürfen Sie nicht mehr sagen, lieber Colonel«, stellte sie fest. »Solche Ideen sind schon seit Jahrzehnten nicht mehr modern, und mir ist’s ganz gleich, ob meine Gäste Schornsteinfeger oder Grafen sind, solange sie nur gut zahlen und nicht den ganzen Tag reiten wollen.«
    Aber der Colonel beharrte auf seinem Standpunkt. »Ich weiß, daß es modern ist, über alles zu spotten, was früher für wichtig gehalten wurde, meine Liebe, aber ich behaupte trotzdem, daß Erfolg oder Mißerfolg Ihres merkwürdigen Vorhabens einzig und allein von... nun ja, von der Art Ihrer zukünftigen Gäste abhängt.«
    Larry gab sich damit zufrieden, weil sie nicht mit dem alten Knaben streiten und ihm andererseits ein paar brauchbare Möbelstücke wegschleppen wollte. Deswegen kam sie jetzt auf dieses viel wichtigere Thema zu sprechen. Vorsichtshalber erkundigte sie sich nur, ob wir uns ein paar Möbel leihen könnten.
    »Nicht nur leihen, sondern für immer abtransportieren!« forderte der Colonel uns auf. »Sie können alles haben, was in dem Schuppen steht, und ich bin Ihnen dankbar, wenn Sie mich davon befreien. Und für Evans ist das bestimmt eine große Erleichterung. Er beklagt sich oft darüber, daß der Schuppen bereits aus den Nähten platzt.«
    Wir machten uns an die Arbeit und bedauerten wieder, daß Tony uns nicht helfen konnte, weil sie mit Begeisterung bei der Sache gewesen wäre. Der geräumige Schuppen war mit allen nur vorstellbaren Einrichtungsgegenständen von der Kommode bis zum Porzellanfrosch vollgestopft. Wir nahmen die Kommode mit, hätten den Frosch aber dagelassen, wenn Evans uns nicht gebeten hätte, ihn mitzunehmen und irgendwo heimlich zu zertrümmern. »So was Scheußliches hab’ ich noch nie gesehen, aber der Colonel hat beim letzten Kirchenbasar den gesamten Restbestand aufgekauft, und wie die Leute sich trauen, uns solchen Schund zu schicken, geht über meinen Horizont. Aber Sie nehmen hoffentlich möglichst viel mit, Mrs. Russel — je mehr, desto besser!«
    Nachdem Evans gegangen war — nicht ohne uns nochmals aufzufordern, »eine schöne Ladung« mitzunehmen — , wühlten wir fast zwei Stunden lang in dieser in vielen Jahren zusammengetragenen Sammlung. Wir hätten uns noch viel länger damit beschäftigen können, aber der Gedanke daran, daß unsere Gäste in vierzehn Tagen eintreffen würden, beflügelte uns. Schließlich transportierten wir staubbedeckt und leicht hysterisch eine erstaunliche Zahl von Gegenständen ab. Larry bestand sogar darauf, daß wir Bilder und Geschirr mitnahmen, weil die Gäste sich dann eher wie zu Hause fühlen würden.
    »Nur wenn sie’s zu Hause scheußlich haben«, protestierte ich und suchte dann doch die am wenigsten kitschigen Drucke und einige Vasen und Wandteller heraus. Außerdem hatten wir Geschirrschränke, Kommoden, mehrere Beistelltische und ein paar Kuriositäten gefunden. Tatsächlich enthielt der Schuppen alles, was wir brauchten — nur keine Betten.
    »Ja, Mrs. Russell, bei Betten habe ich nicht mehr mitgemacht: Sie sind groß und schwer, und
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