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Über den Ursprung des Übels

Titel: Über den Ursprung des Übels
Autoren: Albrecht von Haller
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Tat,
Ein Weib sein Haus beherrscht und Kinder zieht dem Staat.
    Doch nur im Zierat herrscht der Unterscheid der Gaben,
Was jedem nötig ist, muß auch ein jeder haben;
Kein Mensch verwildert so, dem eingebornes Licht
Nicht, wann er sich vergeht, sein erstes Urteil spricht.
Die Kraft von Blut und Recht erkennen die Huronen,
Die dort an Michigans beschneiten Ufern wohnen, See in Nord-Amerika, woran vormals die Huronen gewohnt.
Und unterm braunen Süd fühlt auch der Hottentott
Die allgemeine Pflicht und der Natur Gebot.

Drittes Buch
           
O Wahrheit! sage selbst, du Zeugin der Geschichte!
Wer machte Gottes Zweck und unser Glück zunichte?
Wer wars, der wider Gott die Geister aufgebracht
Und uns dem Laster hold, uns selber feind gemacht?
 
    Verschieden war der Fall verschiedner Geister-Orden:
Der einen Trefflichkeit ist ihr Verderben worden,
Die Kenntnis ihres Lichts gebar ihr Finsternis,
Sie hielten ihre Kraft für von sich selbst gewiß
Und, voll von ihrem Glanz, verdrüßlich aller Schranken,
Mißkennten sie den Gott, dem sie ihn sollten danken;
Ihr allzu starker Trieb nach der Vollkommenheit
Ward endlich zum Gefühl der eignen Würdigkeit;
Ihr Stolz fing an in Haß die Furcht vor Gott zu kehren,
Als ohne den sie selbst der Wesen erste wären.
So wich ihr Schwarm von Gott, dem Ursprung seines Lichts,
Ihr Glanz, entlehnt von Gott, fiel bald ins eigne Nichts;
Nichts blieb an ihnen gut. Gott hatten sie verlassen,
Der Liebe wahren Zweck verschwuren sie zu hassen,
Des höchsten Guts Genuß war ewiglich verscherzt,
Der Sinn war mißvergnügt, des Urteils Licht geschwärzt.
In ihrem Wesen selbst, worin sie sich verstiegen,
Fand sich kein innrer Quell von stetigem Vergnügen:
Ihr Aufruhr rächte Gott, ihr Hochmut ward zur Schmach,
Das Böse war gewählt, das Übel folgte nach;
Bis daß Reu ohne Buß, Verzweiflung an dem Heile,
Und Mißgunst ohne Macht den Frevlern ward zum Teile;
Da dort die treue Schar, die niemals Gott verließ,
In seiner Gegenwart der Geister Paradies
Und Tag fund ohne Nacht, da ewig hoh und steigend
Ihr Stand der Gottheit naht und keinen Ekel zeugend
In der Begierd genießt und im Genuß begehrt
Und ihren Geist mit Licht, das Herz mit Wollust nährt.
 
    Das Übel, dessen Macht den Himmel konnte mindern,
Fund wenig Widerstand bei Adams schwachen Kindern.
Ein steter Bilder-Kreis schwebt spielend vor dem Sinn,
Der wählt zur Gegenwart, behält und sendet hin;
Bald hatte Lust und Zier das Ernstliche verdrungen,
Der Müh und Tugend Bild schien trocken und gezwungen,
Die Seele hängte sich an Ruh und Lustbarkeit,
Der Tugend Kraft nahm ab durch die Abwesenheit;
Auch lockt der Leib zur Lust mit zärtlicher Verbindung,
Bedacht wich dem Genuß und Kenntnis der Empfindung.
Zudem, was endlich ist, kann nicht unfehlbar sein.
Das Übel schlich sich auch in uns durch Irrtum ein.
Der schwache Geist verlor der Neigungen Verwaltung,
Wir wendeten in Gift die Mittel der Erhaltung,
Die Triebe der Natur mißkennten Ziel und Maß,
Bis das, was himmlisch war, sein hoh' Geschick vergaß.
Der Schönheit Liebe trieb zu unerlaubten Lüsten,
Die Sorg um Unterhalt zu Haß und bittren Zwisten;
Der Ehre rege Sucht schwoll in den Herzen auf.
Gewissen und Vernunft hemmt zwar des Übels Lauf,
Doch ihr verhaßter Mund, voll unberedter Lehren,
Behielt allein das Recht, zu tadeln, nicht zu wehren.
Wir alle sind verderbt, der allgemeine Gift
Ist beide Welten durch den Menschen nachgeschifft.
Gold, Ehr und Wollust herrscht, soweit der Mensch gebietet,
Und alles, was ein Herz, von diesen schwanger, brütet:
Betrug mit falschem Blick, die Lust an andrer Leid,
Verachtung fremden Werts, Verleumdung, Brut vom Neid,
Verführung schwacher Zucht, der Gottesdienst des Bauches,
Fruchtloser Müßiggang, der Hunger eitlen Rauches,
Und so viel Seuchen mehr, von denen undurchwühlt
Kein Herz mehr übrigbleibt, das echte Frucht erzielt.
Verschiedene Gestalt bedeckt die Ungeheuer,
Die Kunst der Ehrbarkeit leiht manchen ihren Schleier,
Wann andrer, die die Scheu mit keiner Larve deckt,
Erborne Häßlichkeit die Augen trotzt und schreckt.
Geringer Unterscheid! der auf der Haut nur lieget,
Nicht in das Innre dringt und niemand mehr betrieget!
Noch Zeit, noch Land, noch Schwang vermag auf die Natur,
Der Quell fließt überall, der Auslauf ändert nur.
Vergebens rühmt ein Volk die Unschuld seiner Sitten,
Es ist nur jünger schlimm und minder weit geschritten:
Der Lappen ewig Eis, wo, allzu tief geneigt,
Die Sonne keinen Reiz zur Üppigkeit
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