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Tybee Island

Tybee Island

Titel: Tybee Island
Autoren: Susan Clarks
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Zustimmung einzuholen, griff er nach ihrer Handtasche und kramte ihr Mobiltelefon hervor. »Wie heißt deine Freundin?«
    »Hab ich doch gesagt: Mel.«
    »Wie noch?«
    »Mel Kuwalski.«
    Er blätterte sich durch das Telefonbuch und wurde tatsächlich fündig. Gott sei Dank. Ohne zu zögern, drückte er auf Anrufen. Es läutete, aber keiner hob ab. Stattdessen landete er auf der Mobilbox. »Scheiße.« Er warf einen Blick auf die Uhrzeit am Display. 01:37 Uhr. Vermutlich schlief die Gute längst.
    Craig atmete tief durch, ehe er zu Jen auf dem Beifahrersitz sah. Wie ein unschuldiger Engel saß sie neben ihm. Eine Strähne ihres blonden Haares hatte sich über ihr ebenmäßiges Gesicht gelegt. Er beugte sich zu ihr und strich sie hinter ihr Ohr. Jen rührte sich nicht. Sein Blick schweifte über ihre langen Wimpern , über die gerade Nase und über die vollen Lippen . Sie war wirklich eine schöne Frau. Als Jen im Schlaf seufzte, zuckte er zusammen. Was war nur los mit ihm? Das war Jen. Jennifer Garnett. Toms kleine Schwester. Die Frau, die ihm seit einer geschlagenen Stunde den letzten Nerv raubte. Er schüttelte den Kopf und legte einen Gang ein.
    Draußen war es stockdunkel. Wolken verdeckten inzwischen den Mond und kein anderes Auto fuhr auf dieser Straße. Die Stille und die Finsternis erinnerten ihn daran, wie er vor noch gar nicht langer Zeit mit seinem Team nachts auf der Lauer gelegen hatte. Wie sie darauf gewartet hatten, dass endlich der Feind aufkreuzte. Tief atmete er durch und betrachtete erneut die schlafende Frau neben sich. Er hatte keine Wahl. Die Adresse ihrer Freundin würde er heute nicht mehr aus ihr herausbekommen und hier lassen konnte er sie genauso wenig. Er musste sie wohl oder übel mit zu sich nehmen.

 
     
     
     
    Ein fürchterliches Kreischen riss Jen aus dem Schlaf. Nur ungern drehte sie sich in die Richtung des Geräusches und blinzelte gegen das einfallende Sonnenlicht. Eine Möwe saß auf dem Geländer der Terrasse und schien sie anzugrinsen.
    »Verschwinde«, flüsterte Jen und warf ein Kissen gegen die Fensterscheibe. Laut schreiend erhob sich die Möwe und flog davon. Jen stöhnte bei dem Geräusch auf und griff sich an die Schläfen, als könnte sie dadurch die pochenden Schmerzen lindern. Ihre Kehle war wie ausgetrocknet. Gleichzeitig musste sie dringend auf die Toilette. Erneut lugte sie unter den Lidern hervor und ließ ihren Blick durch den Raum wandern.
    Wo war sie bloß? Sie hätte ihr Leben darauf verwettet, dass sie dieses Schlafzimmer noch nie gesehen hatte. Das war nicht gut. Sofort richtete sie sich auf und sah an sich hinunter. Gott sei Dank. Sie trug die Klamotten von gestern Abend noch am Leib. Somit hatte sie zumindest keine Dummheiten begangen.
    Langsam ließ sie ihre Beine über die Bettkante gleiten und stand auf. Ihre Füße fühlten sich zwar noch etwas wacklig an, aber sie schienen sie zuverlässig zu tragen. Wenn sie nur wüsste, was gestern Abend genau passiert war. Auf Zehenspitzen trippelte sie durch den Raum und steuerte die Tür an, hinter der sie ein Badezimmer mit WC erhoffte. Sie wurde tatsächlich fündig und atmete auf. Zumindest konnte sie ihre Blase entlasten.
    Nachdem sie zwei Becher Wasser getrunken hatte, schlich sie zu der anderen Tür, die vermutlich auf einen Gang führ t e. Vorsichtig lugte sie hinaus.
    »Du bist also endlich wach.«
    Jennifer zuckte zusammen und ihr Herz schlug bis zum Hals. Mehrmals blinzelte sie, um den Mann am anderen Ende des Flurs zu identifizieren. Sie kannte ihn. Auch wenn er in ihrer Erinnerung ein paar Jährchen jünger war. »Craig? Craig O’Neill?« Wie kam der denn hierher? So viel konnte sie doch nicht getrunken haben.
    »Sag nicht, dass du unser romantisches Wiedersehen von gestern Abend schon wieder vergessen hast.« Wie ein Hüne stand er dort und blickte genauso ernst , wie er es bereits vor zehn Jahren immer getan hatte.
    Sie schloss die Tür hinter sich und trat auf den Gang. »Äh, ich überlege noch.« Was zum Henker war gestern Abend passiert?
    Schweigend wartete er und schien nicht gewillt, ihr bei ihren Überlegungen behilflich zu sein. Schließlich deutete er mit dem Kopf in den Raum hinter sich. »Brauchst du einen Kaffee?«
    »Kaffee wäre toll.« Langsam tapste sie in seine Richtung und folgte ihm in die Küche. Sie sah zu, wie er ihr eine Tasse einschenkte und sie wortlos auf die Theke hinter den Herdplatten abstellte. Jen trat näher und setzte sich auf einen der Barhocker.
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