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Tybee Island

Tybee Island

Titel: Tybee Island
Autoren: Susan Clarks
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sah kurz zu ihm auf.
    Mit gerunzelter Stirn betrachtete er sie. »Was ist damit?«
    »Wann hast du vor, mir zu erzählen, um was es darin geht?«
    Sein Griff um ihre Schulter verstärkte sich. Nach wie vor schreckte er jede Nacht aus dem Schlaf auf. Aber inzwischen stand er nur noch selten auf. Stattdessen blieb er liegen, kuschelte sich an Jen und schlief weiter.
    »Craig?«
    »Es ist nichts.« Sein Blick schweifte über die Weiten des Ozeans. »Es ist nur ein Traum.«
    »Aber immer derselbe, oder?« Die steile Falte zwischen ihren Augen, die immer zum Vorschein kam, wenn sie sich sorgte, tauchte wieder auf.
    Er hatte gehofft, dass sie nie nach diesem Traum fragen würde. Dass er irgendwann von allein verschwinden würde und nur mehr in seiner Erinnerung existierte. Aber es überraschte ihn auch nicht, dass sich Jen nun doch danach erkundigte. Immerhin war er nun auch Teil ihres Lebens. »Er variiert«, erklärte er, während er mit ihr im Gleichklang am Strand spazierte. »Aber der Inhalt bleibt derselbe.«
    Schweigend sah sie zu ihm auf und wartete wohl darauf, dass er weitersprach. »Wovon handelt er?«, fragte sie, als er nichts mehr sagte.
    »Jen.« Er ließ sie los und blieb stehen. Sichtlich verwundert hielt sie inne.
    Er versteckte seine Hände in den Hosentaschen und betrachtete sie. Er wollte nicht mit ihr über diesen Traum reden. Dieser Traum hatte sich ungebeten in sein Leben gemischt und er weigerte sich, ihm mehr Bedeutung angedeihen zu lassen, als ihm zustand. »Es ist nur ein Traum.«
    »Dann kannst du mir ja davon erzählen.«
    Er liebte diese Frau. Sie hatte sein Leben wieder ins Gleichgewicht gebracht. Ihr verdankte er, dass er endlich eine Entscheidung hatte treffen können. Warum musste sie jetzt von diesem Traum anfangen? »Er hat keinerlei Bedeutung.«
    Langsam erstarb ihr Lächeln. »Erzähl mir von ihm«, verlangte sie leise und verschränkte die Arme vor der Brust.
    »Jen.«
    »Bitte«, flüsterte sie.
    Er seufzte und erwiderte ihren flehenden Blick. Lange standen sie sich gegenüber, bis er sich abwandte und einen Schritt auf das Meer zuging. »Manchmal träum ich von meinem letzten Einsatz. Wie ich meine Deckung verlasse, um John dabei zu helfen aus der Schusslinie zu gelangen. Sein Bein ist verletzt und er robbt sich zu uns. Und als ich seinen Arm um meine Schulter lege, trifft mich die Kugel im linken Knie.« Den einschießenden Schmerz spürte er jedes Mal von Neuem. Fühlte den erdigen Boden, als er fiel und sich mit den Händen abstützte. Roch den Duft der abgefeuerten Maschinengewehre seiner Kollegen. »Manchmal handeln die Träume von anderen Einsätzen. Wie gesagt, es variiert.« Er drehte sich um und sah ihr in die Augen.
    Sie neigte den Kopf zur Seite und musterte ihn. »Und was ist der gemeinsame Nenner?«
    Lange betrachtete er sie, während nur das sanfte Rauschen des Meeres zu ihnen drang. »Sie alle enden gleich.«
    »Wie?«
    Er holte tief Luft und wandte sich wieder ab. Eine Welle erfasste ihn, doch die Kühle des Wassers an seinen Beinen spürte er kaum. »Damit, dass ich plötzlich allein bin. Dass wie ein Sog alles um mich herum verschwindet. Ich schreie nach meinem Team. Niemand rührt sich. Ich will loslaufen, aber es geht nicht. Ich bin in der völligen Einöde gefangen und um mich herum ist nichts.« Er drehte sich um und blickte sie an. »Dann wache ich auf.«
    Sie kam auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. »Man muss kein Psychologe sein, um diesen Traum zu verstehen.«
    »Ach ja?« So genau hatte er den Traum nie analysiert. Ihm reichte es, ihn jede Nacht zu erleben. Nichtsdestotrotz war auch ihm klar, dass die Leere im Traum der Verlust seines aktiven Dienstes als Navy SEAL darstellte.
    Ein trauriger Schatten legte sich über ihr Gesicht. Ein Schatten, den er bei Jen nicht sehen wollte.
    Mit beiden Händen ergriff er ihre Schultern. »Jen, es ist alles in Ordnung. Ich habe mich entschieden. Ich bin kein Navy SEAL mehr und das ist völlig okay so.« Eindringlich starrte er sie an.
    »Aber warum träumst du dann weiterhin diesen Traum?«
     

     
    Jens Anspannung wuchs von Tag zu Tag. Craig beharrte darauf, dass der Traum nichts zu bedeuten habe, obwohl er nach wie vor jede Nacht aufwachte. Alle Gespräche über dieses Thema erstickte er im Keim. Stattdessen überschüttete er sie mit Aufmerksamkeit, liebte sie mit jeder nur erdenklichen Raffinesse und wollte sie weiter Glauben machen, dass alles in bester Ordnung wäre.
    Aber das war es nicht.
    Jen tigerte seit
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