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Tybee Island

Tybee Island

Titel: Tybee Island
Autoren: Susan Clarks
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Leise hörte sie seinen regelmäßigen Herzschlag. Er liebte sie.
    Und sie liebte ihn. Das wurde ihr jetzt klar. Alles andere war nur Kleinmädchengerede. Sie liebte ihn. Mit jeder Faser ihres Körpers. Deshalb konnte sie ihn auch nicht verlassen. Sie wollte bei ihm sein. In seiner Gegenwart fühlte sich alles so gut und richtig an. Sie liebte ihn. Lächelnd versteckte sie ihr Gesicht an seiner Brust. Hatte sie Daniel je so geliebt? Mit dieser Klarheit, dieser Intensität?
    Bei Daniel war alles schwierig gewesen, immer war sie wie auf Zehenspitzen um ihn herumgeschlichen. Bei Craig war sie völlig sie selbst. Und trotzdem liebte er sie.
    Sie drückte sich noch enger an ihn, als wollte sie ihn nie wieder loslassen, als wollte sie regelrecht in ihn kriechen. »Hast du das meinem Vater gegenüber erwähnt?«
    Er lachte auf. »So explizit habe ich das nicht angeführt.«
    Sie schmunzelte, genoss für wenige Sekunden einfach nur seine Nähe. »Was wird nun aus uns?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er und drückte ihr einen Kuss ins Haar. »Aber solange du willst, können wir zusammenbleiben.«
    »Wann musst du wieder zu deinem Team zurück?«
    »Gar nicht. Ich habe heute Vormittag gekündigt.«
    »Was?« Abrupt riss die den Kopf hoch und lockerte ihre Umarmung. Craig hatte gekündigt? Bei den Navy SEALs? Konnte er das denn so einfach?
    Lächelnd strich er mit dem Daumen über ihre steile Stirnfalte. »Mach dir keine Sorgen. Es hat alles seine Richtigkeit.«
    Obwohl sie es wollte, schaffte sie es nicht, sein Lächeln zu erwidern. Ihr erschien es so falsch. Craig kein Soldat mehr? Nein, das war einfach nicht richtig.
    Er umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht und sah ihr in die Augen. »Glaub mir, alles ist in bester Ordnung.«
    Sie erwiderte seinen Blick, suchte darin eine Unsicherheit, einen Zweifel. Aber da war nichts. Und trotzdem, es war einfach nicht richtig. Ein Soldat zu sein, war nicht nur Teil seines Lebens, es war Teil seiner Persönlichkeit. Das aufzugeben, hieße womöglich, dass er sich selbst aufgab.
    Tief holte sie Luft. »Ich liebe dich.« Noch nie in ihrem Leben hatte sie etwas so ernst gemeint.

 
     
     
     
    Die Tage verstrichen. Eine Kaltfront war kurzfristig über sie hinweggezogen und hatte ein wenig Regen mit sich gebracht. In dieser Zeit hatten Jen und er sich im Bett verkrochen. Hatten sich geliebt, aneinander gekuschelt und sich noch weiter vor der Außenwelt abgeschottet.
    Als der Himmel wieder im sommerlichen Blau erstrahlte, schlenderte Craig mit Jen barfuß am Strand entlang und genoss die wärmende Sonne. Er umschlang ihre Schulter und drückte sie fest an sich. Gelegentlich erreichte sie eine Welle des Atlantiks, umspülte ihre Zehen und verwischte ihre Fußabdrücke im Sand.
    Sein Urlaub war bald offiziell vorbei. Er würde auf die Basis zurückkehren müssen, um allen möglichen Papierkram zu erledigen. Er wusste das, wollte aber nicht darüber nachdenken. Sein Entschluss stand nach wie vor unumstößlich fest, und hinterließ dennoch einen fahlen Nachgeschmack.
    Zudem würde er sich einen neuen Job suchen müssen. Aber auch darüber wollte er sich keine Gedanken machen. Sein ganzes bisheriges Berufsleben war er Soldat gewesen. Er hätte sich nie vorstellen können, etwas anderes zu sein. Weshalb ihm nun die Ideen für eine berufliche Richtung fehlten. Noch befand sich einiges an Erspartem auf seinem Bankkonto, und solange sich der Kontostand nicht gefährlich nach unten bewegte, sah er keine Veranlassung, sich mit der neuen Jobsuche zu beeilen.
    Dafür machte er sich umso mehr Gedanken um Jens Zukunft. Darüber, ob sie ihr Wirtschaftsstudium weiterführen oder ob sie ebenfalls einen neuen Weg einschlagen würde. Manchmal sprach er sie darauf an, aber bis heute hatte sie sich nie festgelegt. Auch ihr schienen die Perspektiven und Alternativen zu fehlen. Er wünschte sich, ihr in dieser Hinsicht helfen zu können. Momentan lebten sie beide nur von einem Tag zum nächsten.
    Er fasste nach der Hand, die Jen um seine Taille gelegt hatte, und drückte sie. Die Vorstellung, dass sie vielleicht in naher Zukunft nicht mehr gemeinsam am Strand spazieren gehen konnten, bedrückte ihn. Was, wenn Jen zurück zur Uni ging? Sollte er hier bleiben? Allein? Das Haus und der Strand hätten mit Sicherheit nicht mehr denselben Charme wie jetzt, w ürden nicht mehr dieselbe Zuflucht darstellen, die sie jetzt boten.
    »Craig?«
    »Hm?«
    »Der Traum, der dich jede Nacht weckt …«, setzte sie an und
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