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Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Titel: Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
Autoren: Kat Zhang
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Salz-und-Pfeffer-Streuer vorzufinden, der auf Knopfdruck zwischen beiden Gewürzen wechselte, oder irgendeine andere im weitesten Sinne nützliche Erfindung.
    Und Addie – Addie hatte wieder angefangen zu zeichnen. Sie skizzierte Kitty auf dem Sofa, hielt den sanften Schwung ihrer Stupsnase fest, die großen braunen Augen. Sie fing das Funkeln von Hallys Brillengläsern ein, brachte eine Stunde damit zu, daran zu feilen, wie Hallys Locken fielen, einige ringelten sich träge zu Beinahkorkenziehern, andere waren kaum mehr als dunkle Wellen.
    Es war schön, dass Addie wieder zeichnete. Aber nach so vielen Tagen drehten wir alle allmählich durch.
    » Oh! « , ertönte eine Stimme hinter uns. Es war Emalia, gehüllt in eine rosa Strickjacke und eine cremefarbene Bluse. Sie sah so sanft und pastellig wie die Morgendämmerung aus. Ihr Lächeln war nervös. » Ich wusste nicht, dass du schon auf bist … «
    Sie sprach sie nicht aus, aber die Frage hing zwischen uns in der Luft: Addie? Oder Eva?
    » Addie « , sagte Addie, als ich zu lange brauchte, um zu antworten. Und bis dahin war sie es natürlich. Sie stand auf und ging unauffällig auf die Fersen, um im nächsten Moment unsere Schuhe unter das Sofa zu kicken. Addie besaß im Umgang mit unserem Körper eine unbekümmerte Leichtigkeit, die mir nach wie vor nicht zu eigen war.
    » Du bist früh auf « , bemerkte Emalia. » Stimmt etwas nicht? «
    » Nein. « Addie zuckte mit den Schultern. » Ich bin bloß aufgewacht und konnte nicht mehr schlafen. «
    Emalia ging zur Küche hinüber, die vom Wohnzimmer nur durch eine Anrichte abgetrennt war. » Das liegt an den vielen Geräuschen in der Stadt. Man braucht eine Weile, um sich daran zu gewöhnen. Als ich hierhergezogen bin, habe ich wochenlang nicht ordentlich durchgeschlafen. « Sie deutete fragend auf die Kaffeemaschine, aber Addie schüttelte den Kopf.
    Emalia war mehr oder weniger koffeinabhängig, aber vielleicht war das nicht anders zu erwarten bei allem, was sie zu tun hatte: ihren regulären Job behalten, sich um uns kümmern und ihre Arbeit für den Untergrund erledigen. Sie war diejenige, die unsere neuen Dokumente gefälscht hatte, Geburtsurkunden für Menschen ausgedruckt hatte, die niemals geboren worden waren, unsere Gesichter auf Leben gepfropft hatte, die wir nie gelebt hatten.
    Ich verband sie nun mit dem schweren, bittersüßen Duft von Kaffee. Schon das erste Mal, als wir Emalia gesehen hatten, hatten ihre Haare uns an Milchschaum erinnert – cappuccinofarbenen Milchschaum, der sich an ihren bleichen Wangen lockte und ihr knapp bis unters Kinn reichte.
    » Du bist auch früh auf « , sagte Addie.
    » Ich fahre heute zum Flughafen. Peters Flieger landet in ein paar Stunden. «
    » Niemand hat uns erzählt, dass Peter zurückkommt. « Die Worte kamen schärfer heraus, als ich erwartet hatte. Vielleicht sogar schärfer, als Addie geplant hatte.
    Emalias Hände hielten inne. » Nun, es … es hat eine unerwartete Entwicklung gegeben, daher hat er einen früheren Flug genommen. Es tut mir leid. Mir war nicht bewusst, dass du es wissen wollen würdest. «
    » Das will ich « , erwiderte Addie, zu rasch. » Aber es ist okay. Ich meine … «
    » Ist gut, ich werd’s mir merken « , sagte Emalia.
    Die beiden musterten sich unbehaglich.
    » Kitty hat mir gestern dein neues Bild gezeigt. « Die schmalen goldenen Armreifen an Emalias Handgelenk klirrten, als sie nach der Müslipackung griff. » Es ist wunderschön. Du bist so eine tolle Künstlerin, Addie. «
    Addie zwang unsere Lippen zu lächeln. » Danke. «
    Emalia machte uns ständig derlei Komplimente. Es steht dir so gut, wenn du deine Haare hochsteckst, sagte sie zum Beispiel. Oder: Du hast so schöne Augen. Jede Skizze von Addie, selbst die Kritzeleien, mit denen sie Kitty zum Lachen brachte, erhielten eine Runde verbalen Applaus.
    Im Gegenzug bemühten wir uns, Emalia ebenfalls Komplimente zu machen. Es war nicht schwer oder so. Sie trug hübsche blassgoldene Sandalen und zartrosa Blusen. Sie fand immer die erstaunlichsten Lokale, bei denen man Essen zum Mitnehmen bestellen konnte, und kam von überall aus der Stadt mit weißen Styroporbehältern nach Hause. Aber unsere Gespräche mit Emalia gingen nie über diese Dinge hinaus. Wir unterhielten uns in einer Sprache, die aus Kommentaren über das Wetter, höflichen Begrüßungen und leisem Lächeln bestand, alles unterlegt mit einem Gefühl des Nicht-genau-Wissens, wie wir miteinander umgehen
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