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Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Titel: Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
Autoren: Kat Zhang
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frühmorgendlicher Pendler, die alle in Gedanken versunken waren. Niemand beachtete Addie und mich. Anchoit war die größte, umtriebigste Stadt, die ich je gesehen, geschweige denn in der ich je gelebt hatte. Die Gebäude türmten sich über den Straßen auf, moderne Bauten aus Metall und Beton. Ab und zu wurde der Eindruck von einer Fassade aus alten roten Backsteinen abgemildert.
    Peter hatte Anchoit aufgrund seiner Größe ausgewählt. Wegen der Anonymität seiner stillen Gassen und belebten Durchgangsstraßen. Autos, Menschen, Gedanken – alles bewegte sich hier mit hoher Geschwindigkeit. Anchoit war ein riesengroßer Unterschied zum alten, behäbigen Bessimir oder dem dauerstillstehenden Lupside, wo Addie und ich früher gelebt hatten.
    Es schien, als würde in Anchoit in einer Nacht mehr passieren als in Lupside in einem ganzen Jahr. Nicht dass Addie und ich das aus eigener Erfahrung hätten sagen können. Seit Peter uns hierhergebracht hatte, konnte ich die Male, die wir hinaus auf die Straße hatten treten dürfen, an einer Hand abzählen. Peter und Emalia gingen kein Risiko ein.
    In Anchoit mochte es einfacher sein, zu verbergen, was Addie und ich waren – Hybride, Flüchtige, weit entfernt von normal. Aber das änderte nichts an den Tatsachen. Ich träumte davon, des Nachts die neonbeleuchteten Straßen zu erobern. Davon, unbeschwert umherzustreifen und irgendwelchen Quatsch von Straßenhändlern zu kaufen. Oder wieder in den Wellen zu planschen.
    , sagte Addie leise.
    Unsere Beine waren plötzlich wie gelähmt. Es dauerte drei hämmernde Herzschläge, bis ich mich genug beruhigt hatte, um mich wieder rühren zu können. Ich überquerte die Straße, damit wir nicht direkt an dem Polizisten vorbeimussten.
    Vermutlich hatte seine Anwesenheit absolut nichts mit uns zu tun.
    Aber Addie und ich waren hybride.
    Wir durften kein Risiko eingehen, und sei es auch noch so gering.

Kapitel 2
    Das Gebäude, in dem Emalias Wohnung lag, war ruhig, bis auf das Summen der Leuchtröhren über unseren Köpfen, die an- und ausflackerten wie zuckende Glühwürmchen. Eine Mülltüte stand vor sich hin stinkend in der Ecke.
    Peter hatte uns Nornand-Flüchtlinge, solange es ging, in seinem Appartement wohnen lassen. Aber er verbrachte ebenso viel Zeit auf Reisen wie in Anchoit selbst und schließlich hatte man uns getrennt. Kitty und Nina lebten mit uns bei Emalia. Die Mullan-Geschwister wohnten nur wenige Etagen über uns, bei Henri, aber es war trotzdem nicht dasselbe.
    Noch schlimmer war, dass Dr. Lyanne Jaime in ein kleines Häuschen am Stadtrand mitgenommen hatte. Seit drei Wochen hatte keiner von uns ihn zu Gesicht bekommen.
    In der Wohnung war es immer noch dämmrig, als ich zurück nach drinnen schlüpfte, das Wohnzimmer halbwegs vom Zwielicht der frühen Morgensonne erhellt. Emalia und ihre Zwillingsseele, Sophie, sorgten für eine fast penible Ordnung in der Wohnung, die unauffällig eingerichtet war. Auf seltsame Weise hatte Peters Appartement – da Peter so oft weg war – sich wie unsere Wohnung angefühlt, unser Zuhause. Hier kamen Addie und ich uns wie Eindringlinge in einem Heiligtum aus Pullovern in gedeckten Farben und gewebten Platzdeckchen vor.
    , sagte Addie. Wir sanken aufs Sofa und starrten Emalias Topfpflanze an. Jedes einzelne Blatt wirkte kunstvoll arrangiert. Sogar die Pflanzen hielten Ordnung.
     Ich ließ unsere Augenlider halb zufallen. Wir hatten die Nacht kaum geschlafen, weil wir sichergehen wollten, dass wir rechtzeitig wach wären, um uns aus der Wohnung zu schleichen. Jetzt, da das Adrenalin unseren Körper verließ, sorgte der Schlafmangel dafür, dass unsere Glieder schwer wie Blei wurden.
    Addie seufzte.
    
    Kitty und Nina verbrachten den Großteil ihrer Zeit aufs Sofa gekuschelt vor dem Fernseher und guckten, was immer gerade lief: die Zeichentrickfilme am Samstagvormittag, diverse Seifenopern tagsüber, die Nachrichtensendungen am Nachmittag, sogar spätabendliche Talkshows, wenn sie nicht schlafen konnten. Hally und Lissa guckten aus dem Fenster und lauschten der Musik, die aus den Autoradios zu uns heraufschallte.
    Ryan füllte die Tage, indem er Dinge bastelte. Hauptsächlich kleine Spielereien, die er mit Werkzeugen zusammenbaute, die er sich von Henri oder Emalia auslieh. Emalia überraschte es inzwischen nicht mehr, nach Hause zu kommen und einen
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