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Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)

Titel: Twin Souls - Die Rebellin: Band 2 (German Edition)
Autoren: Kat Zhang
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schwebte in einem Körper, den ich nicht kontrollieren konnte – ein Geisterwesen in einer Familie, die nicht wusste, dass ich nach wie vor existierte.
    Was sagte man nach vier solchen Jahren?
    Darüber nachzudenken, was ich zu Mom sagen würde, war noch schlimmer.
    Hallo. Ich bin’s, Eva. Ich war die ganze Zeit über da. Ich war all diese Jahre über da und du hast nichts davon geahnt.
    Hallo. Ich bin’s, Eva. Mir geht es gut – ich denke, ich bin in Sicherheit. Geht es euch gut? Seid ihr in Sicherheit?
    Hallo. Ich bin’s, Eva. Ich wünschte, ich wäre zu Hause.
    Hallo. Ich bin’s, Eva. Ich liebe dich.
    Ich sah Mom so deutlich vor mir, dass es schmerzte: ihre Gesichtszüge, ihre Lachfalten und die tieferen Furchen an der Augenbraue, die nicht das Lachen in ihre Haut gegraben hatte. Ich sah sie in ihrer Kellnerinnenuniform: schwarze Stoffhose und weiße Bluse, ein steifer Gegensatz zu ihren seidenweichen blonden Haaren. Addie und ich hatten uns immer gewünscht, Haare wie sie zu haben, die so glatt und geschmeidig durch unsere Finger glitten. Stattdessen hatten wir Dads Locken, die träge und halbherzig waren. Prinzessinnenhaar hatte er es genannt, als Addie und ich noch klein genug gewesen waren, um auf seinem Schoß zu sitzen, den Duft seines Aftershaves einzuatmen und um Geschichten zu betteln, die mit Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende schlossen.
    Ich sehnte mich so sehr danach zu erfahren, wie es unserer Familie ging. So viel konnte in den fast zwei Monaten geschehen sein, seit Addie und ich zuletzt im eigenen Bett geschlafen hatten, zuletzt aufgewacht waren und die Decke unseres Zimmers angestarrt hatten.
    Hatte Lyle die Niere transplantiert bekommen, so wie man es uns versprochen hatte, oder war er immer noch an seine Dialysesitzungen gekettet? Wussten unsere Eltern überhaupt, was aus Addie und mir geworden war? Was, wenn sie glaubten, wir seien immer noch in der Klinik, wo man uns von unserer Hybridität heilte?
    Wäre das besser oder schlimmer, als wenn sie die Wahrheit gekannt hätten? Eineinhalb Monate zuvor waren Addie und ich aus der Nornand-Klinik für Psychiatrie ausgebrochen. Eigentlich hätten wir all die anderen Patienten mit uns bringen sollen, aber wir hatten versagt. Am Ende waren wir nur mit Ryan und Devon, Hally und Lissa, Kitty und Nina geflohen. Und Jaime natürlich. Jaime Cortae.
    Jetzt verbargen wir uns komplett außerhalb des Systems, geschützt durch Peter und sein Untergrundnetzwerk aus Hybriden. Wir waren die Flüchtlinge, von denen wir im Politikunterricht gehört hatten. Die Kriminellen, deren Verhaftung – und sie wurden am Ende immer verhaftet – lauthals in den Nachrichten verkündet wurde.
    Würden Mom und Dad das wissen wollen?
    Was würden sie machen, wenn sie es erfuhren? Quer über den Kontinent gejagt kommen, um uns nach Hause zu holen? Uns beschützen, wie sie uns zuvor nicht beschützt hatten? Uns sagen, dass es ihnen leidtat, dass sie einen schrecklichen Fehler gemacht hatten, als sie uns gehen ließen?
    Vielleicht würden sie uns erneut den Behörden überlassen.
    Nein.
    Ich ertrug den Gedanken nicht, dass es so sein könnte.
    Sie werden dir helfen, gesund zu werden, Addie, hatte Dad gesagt, als er uns in Nornand anrief. Mom und ich wollen nur dein Bestes.
    Peter hatte uns gewarnt, dass die Regierung möglicherweise unsere Telefonleitung angezapft hatte. Vielleicht hatte Dad geahnt, dass jemand mithören könnte, und er hatte deshalb nur das gesagt, was sie hören wollten. Vielleicht hatte er jene Worte nicht so gemeint.
    Denn es war nicht das, was er Addie zugeflüstert hatte, als wir in Mr Conivents Auto gestiegen waren.
    Falls du da bist, Eva, hatte er gesagt, falls du wirklich da bist … Dich liebe ich auch. Das werde ich immer.
    Immer.
    , sagte ich.
    Ihre Sehnsucht durchfuhr uns wie eine messerscharfe Klinge, die uns beiden tiefe Schnitte zufügte.
    , sagte ich.
    Egal, wie groß der Schmerz war.
    Als Addie den Telefonhörer nicht losließ, übernahm ich die Kontrolle und hängte ihn wieder ein. Addie protestierte nicht. Ich trat hinaus auf den Bürgersteig, die Stadt begrüßte uns mit einem Windstoß. Ein vorbeifahrender Wagen hustete schwarze Abgase in die Luft.
     Addie zögerte.
    
    Was hätte ich auch sonst sagen sollen?
    Ich wartete an einem Zebrastreifen mit einer kleinen Gruppe
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