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Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)

Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)

Titel: Türme & Tote (Schundheft) (German Edition)
Autoren: Ludwig Plärrer
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war grad drei Uhr in der Früh,
    Denn früher fand Erasmus nie
    Den Weg aus seinem Stammlokal,
    Der Mond schien fahl.
    Erasmus wankte bieresschwer,
    Ein einzig Mal noch, dann nie mehr,
    Doch war ihm dieses im Moment
    Noch nicht bekannt.

    Gut, der letzte Reim war ihm ein wenig misslungen, aber auch Goethe hatte manchen Scheiß zusammengedichtet.

    Als unser Mann am Bachlauf stand,
    Da griff ihn eine feste Hand
    Und stieß ihn in die Fluten,
    Ein Auto hörte er noch tuten.
    Dann schluckte ihn das Element,
    So wie mans aus dem Kino kennt,
    Der Weiße Hai und solche Streifen,
    Den Rest wolln wir uns hier verkneifen.

    Verkneifen musste sich Altmann auch, an die Reaktionen der Verlage zu denken, denen er sein Werk so wie schon alle vierzehn Vorgänger angeboten hatte. Die meisten fanden es nicht einmal für notwendig, ihm zu antworten, ein Lektor immerhin sah sich genötigt, das Werk als »interessant, aber leider im falschen Jahrhundert geschrieben« zu bezeichnen, ein zweiter versprach ihm wenigstens, das Opus wieder aus der Schublade zu holen, sobald der Endreim erneut modern sei. In seiner Verzweiflung hatte Altmann damit begonnen, »Die Wasserleiche von Dinkelscherben« als sogenannten »Rap« umzuschreiben, um eine neue Zielgruppe zu erreichen.
    Zu dieser Zielgruppe zählte wohl leider auch seine neue Chefin, die so schrecklich dünne Liana Kecks. Sie müsse mit ihm reden, hatte sie vorhin ins Telefon gegähnt, ein Kaugummi zwischen den Zähnen und einen Lolli zwischen den Lippen, was Altmann zwar durch das Telefon nicht hatte sehen, wohl aber hören können. Es war ihm sofort klar, was dies bedeutete: fristlose Kündigung. Adieu, ihr schönen Fünfzigeuroscheine, adieu, kostenloses Zimmerchen unter dem Dach von Elfis Zweitwohnung im idyllischen Neugablonz, wo sich Fuchs, Hase und russischer Spätaussiedler gute Nacht sagten.
    Es würde etwas geschehen müssen. Notfalls musste man sogar arbeiten, eine Vorstellung, die es Altmann trotz der kühlen Witterung heiß über den Rücken laufen ließ. Oder er musste seinen großen Trumpf ausspielen... Er lächelte. Genau. Wenn alles andere nichts helfen würde, müsste Fräulein Kecks ein paar unangenehme Wahrheiten über ihre Tante erfahren.

Ein Fall am Horizont

    Meine Fresse, ist der alt! So alte Menschen gibt es also tatsächlich? Ich stehe ja in vollbesetzten Bussen schon auf und biete Dreißigjährigen meinen Platz an. Und jetzt das. Siebenundfünfzig! Der Typ muss doch Napoleon noch persönlich gekannt haben oder wenigstens Dieter Bohlen, als der noch keine dritten Zähne hatte. Und irgendwie riecht er auch so komisch. Naja, nicht so schlimm, den Geruch kenne ich von meinem Sofa, wo noch die Reste diverser Pizzen vor sich hin blühen. Okay, bringen wir's hinter uns. Ich bin jetzt taffe Geschäftsfrau, für Sentimentalitäten habe ich keinen Platz.
    »Herr Altmann?«
    Er nickt und räuspert sich, ohne etwas zu sagen. Auch gut.
    »Ich bin die neue Inhaberin dieser Detektei, das wissen Sie ja wohl schon. Sie sind schließlich Detektiv, hihi.«
    Den Joke hat er irgendwie nicht kapiert, was mich nicht wundert. Wieviel Gehirnzellen hat eigentlich ein Siebenundfünfzigjähriger noch übrig? Zwei, drei oder vier?
    »Sie werden verstehen, dass ich mir erst einmal einen Überblick verschaffen musste über... äh... die laufenden Kosten.«
    Er versteht natürlich sofort, dass mit den laufenden Kosten ER gemeint ist. Obwohl laufen... wenn er gleich den Abgang gemacht hat, werde ich mal aus dem Fenster gucken, mit welchem Rollator er sich davonmacht.
    »Das heißt«, sagt Altmann nun mit belegter Stimme, »Sie wollen mich entlassen?«
    Hui, der kapiert aber schnell! Prima, dann hätten wir das Problem ja schon fast geklärt. Nicht dass jemand glaubt, ich sei unsozial. Aber erklär mir mal einer, wozu ich einen Detektiv beschäftigen soll, wenn ich keine Fälle habe! Außerdem löse ich den Laden sowieso auf. Die Immobilien verkaufen, dazu die 20.000, die sich erfreulicherweise auf Tante Elfis Girokonto befunden hatten, und dann Abtanz in die Sonne! Wahrscheinlich kauf ich mir ne Finca auf Malle, gönn mir nen Satz neuer Titten und lache mir einen älteren Millionär an. Also höchstens dreißig oder so was.
    Hm. Warum grinste dieser Altmann plötzlich so dreckig? Auf der Zielgeraden seines Lebens plötzlich noch mal geil geworden oder was? Oder gefällt ihm Frankenstein so gut, mein lila Kuschelpulli, den ich neuerdings sogar im Bett trage?
    »Sie können mich gar nicht
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