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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel
Autoren: Dean R. Koontz
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Griffe waren abgerissen, der Inhalt war auf dem Fußboden verstreut. Ein schwerer Nußbaum-Schreibtisch mit Chromteilen war umgekippt; zwei seiner Metallbeine waren verbogen, das Holz an mehreren Stellen zersplittert und geborsten, so als wäre es von Axthieben getroffen worden. Eine Schreibmaschine war mit solcher Wucht gegen die Wand geschleudert worden, daß einige Tastenknöpfe abge-Sprüngen waren. Überall lagen Papiere herum – graphisehe Darstellungen, maschinegeschriebene Seiten, Blätter, auf denen Ziffern und Notizen in einer kleinen, kor rekten Handschrift standen; viele davon waren zerrisser oder zerknüllt. Und überall war Blut, auf dem Fußboden auf den Möbeln, an den Wänden, sogar an der Decke. Ein süßlicher kupferartiger Geruch hing im Zimmer. 
    »Mein Gott!« murmelte Laura. »Was ich Ihnen zeigen möchte, befindet sich im nach sten Raum«, sagte Haldane und führte sie zu einer Tür an anderen Ende des verwüsteten Arbeitszimmers. Ihr Blick fiel auf zwei große undurchsichtige Plastik sacke auf dem Fußboden. Haldane drehte sich nach ihr um und wiederholte: »In nächsten Raum.« 
    Ohne es zu wollen, war Laura stehengeblieben und starrte auf die beiden verpackten Leichen hinab. »Ist einer davon... Dylan?« fragte sie. Haldane trat an ihre Seite und deutete auf einen de-Säcke. 
    »Bei diesem Mann haben wir einen Ausweis gefunden, der auf den Namen Dylan McCaffrey ausgestellt war«, sagte er. »Aber Sie sollten sich diesen Anblick wirk-lieh ersparen.«
    »Sie haben recht«, stimmte sie bereitwillig zu. »Und wer war der andere?«
    »Seinem Führerschein und anderen Papieren in der Brieftasche nach zu schließen, war sein Name Wilhelm Hoffritz.« Sie war überrascht. Haldane mußte ihr Erstaunen bemerkt haben, denn er fragte: »Kennen Sie ihn?«
    »Er war an der Universität ein Kollege meines Mannes. «
    »An der UCLA?«
    »Ja. Dylan und Hoffritz führten mehrere Forschungsprojekte zusammen durch. Sie hatten viele gemeinsame Interessen -besser gesagt, Obsessionen.«
    »Höre ich aus Ihrem Tonfall Mißbilligung heraus?« Sie schwieg. »Sie mochten Hoffritz nicht?«
    »Ich verabscheute ihn.«
    »Warum?«
    »Er war ein eingebildeter, herablassender, aufgeblasener Wicht, der sich für eine äußerst wichtige Persönlichkeit hielt.«
    »Was noch?«
    »Genügt das nicht?«
    »Sie sind nicht der Typ Frau, der das Wort >verabscheuen< so leicht in den Mund nimmt.« Erst jetzt fiel ihr auf, welchen Scharfsinn und welche Intelligenz seine Augen verrieten. Sie schloß ihre Augen, denn sein durchdringender Blick verursachte ihr Unbehagen; aber sie wollte auch nicht anderswohin schauen, weil alles mit Blut beschmiert war. »Hoffritz glaubte an zentralistische Gesellschaftsplanung«, erklärte sie. »Er wollte Psychologie, Drogen und unterbewußte Beeinflussung einsetzen, um die Massen zu lenken und zu führen.« Nach kurzem Schweigen fragte Haldane: »Also eine Art kollektiver Gehirnwäsche zur Ausübung von sozialer Kontrolle?«
    »So ist es«, sagte sie mit gesenktem Kopf und noch immer geschlossenen Augen. »Er war ein Elitarist. Nein, das ist zu milde ausgedrückt. Er war ein Totalitarist. Er hätte einen ausgezeichneten Nazi oder Kommunisten abgegeben. Ihm ging es einzig und allein um Macht. Er wollte Kontrolle ausüben.«
    »Werden an der UCLA Forschungsprojekte dieser Art durchgeführt?«
    Sie öffnete die Augen und sah, daß er nicht scherzte »Selbstverständlich. Es ist eine große Universität, eine freie Universität. Es gibt keine Beschränkungen der wissenschaftlichen Freiheit - sofern der Forscher sein Projekt irgendwie finanzieren kann.«
    »Aber die Konsequenzen aus Forschungsvorhaben dieser Art...«
    Mit einem bitteren Lächeln entgegnete sie: »Empirische Resultate. Neue Erkenntnisse. Erweiterung des Wissens. Darum geht es einem Forscher, Lieutenant. Um die Konsequenzen kümmert er sich nicht.«
    »Sie sagten vorhin. Ihr Mann habe Hoffritzs Obsessionen geteilt. Heißt das, daß auch er sich mit den Anwendungsmöglichkeiten geistiger Kontrolle beschäftigte?«
    »Ja. Aber er war kein Faschist wie Willy Hoffritz. Ihm ging es in erster Linie darum, das Verhalten Krimineller zu ändern, als Methode der Verbrechensbekämpfung. Zumindest glaube ich, daß es dieser Anwendungsbereich war, der ihn am meisten interessierte. Er redete ständig davon. Allerdings - wenn ich genauer darüber nachdenke -, je intensiver Dylan sich mit irgendeinem Projekt beschäftigte, bis hin zur regelrechten
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