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Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel
Autoren: Dean R. Koontz
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Polizeibeamter, und ein Bulle sieht mehr Blut als ein Arzt. Trotzdem wurde mir fast übel.«
    »Lieutenant, Sie haben mich herbringen lassen, und jetzt werden Sie mich nicht wieder los, bevor ich weiß, was mein Mann und meine kleine Tochter in diesem Haus gemacht haben.«
    Er nickte. »Folgen Sie mir bitte.«
    Sie gelangten durch die Küche in einen schmalen Gang, wo ein schlanker gutaussehender Lateinamerikaner in dunklem Anzug zwei Männer in weißen Kitteln überwachte, die eine Leiche in einem großen undurchsichtigen Plastiksack verstaut hatten. Einer der beiden schloß soeben den Reißverschluß. Laura konnte durch den milchigen Kunststoff hindurch die Umrisse einer menschlichen Gestalt erkennen, keine Einze lheiten - abgesehen von einigen Blutflecken am Sack. Dylan? »Es ist nicht Ihr Mann«, sagte Haldane, so als hätte er ihre Gedanken gelesen. »Bei dieser Leiche haben wir keinen Ausweis gefunden und sind deshalb ausschließlich auf Fingerabdruckvergleiche angewiesen.« Die Wände waren blutbespritzt, und auf dem Boden waren große Blutlachen; eine solche Menge Blut mutete  geradezu unwirklich an - wie eine Szene aus einem Film von Brian De Palma. Man hatte einen schmalen Plastikläufer durch den Flur gelegt, damit die Polizeibeamten und die Techniker nicht durch das Blut waten mußten. Haldane warf Laura einen besorgten Blick zu, und sie bemühte sich, ihre Angst zu verbergen. War Melanie hier gewesen, als die Morde stattgefunden hatten? Wenn ja, und wenn der Täter sie mitgenommen hatte, dann war auch sie zum Tode verurteilt, denn eine lebende Zeugin wäre viel zu gefährlich. Und sogar, wenn sie nichts gesehen hatte, würde der Mörder sie umbringen, wenn er... wenn er mit ihr fertig war. Er würde sie töten, weil ihm das Genuß bereiten würde. Denn zweifellos handelte es sich um einen Psychopathen. Kein normaler Mensch würde ein derart verheerendes Blutbad anrichten. Die beiden Männer in den weißen Kitteln gingen hinaus, um eine Bahre für den Abtransport der Leiche zu holen. Der schlanke Lateinamerikaner hatte Ähnlichkeit mit Wayne Newton, nur trug er keinen Schnurrbart. Er wandte sich Haldane zu. Seine Stimme war erstaunlich tief. 
    »Wir sind hier mit allem fertig; Sie wissen ja, Fotos und die ganze übrige Prozedur. Die Leiche kann jetzt in die Autopsie gebracht werden.«
    »Ist Ihnen bei der vorläufigen Untersuchung etwas Besonderes aufgefallen?« wollte Haldane wissen. Laura vermutete, daß der Lateinamerikaner ein Gerichtsmediziner war, aber für jemanden, der an Schauplätze eines gewaltsamen Todes eigentlich gewöhnt sein müßte, wirkte er sehr mitgenommen. »Es sieht ganz so aus, als sei so gut wie jeder Knochen in seinem Leibe zumindest einmal gebrochen. Hunderte von Prellungen, eine neben der anderen... Die ganze Leiche ist sozusagen ein einziger großer blauer Fleck. Ich bin si eher, daß die Autopsie beschädigte Organe feststellen wird, verletzte Nieren usw.« 
    Er warf einen unbehaglichen Blick zu Laura hinüber, so als wüßte er nicht so recht, ob er weiterberichten sollte. Sie bemühte sich, ihrem Gesicht einen Ausdruck unbewegten beruflichen Interesses zu geben und ihren Schrecken zu verbergen. Offenbar gelang es ihr, denn er fuhr fort: »Zerschmetterter Schädel. Ausgeschlagene Zähne. Ein Auge war aus der Höhle herausgerissen.« Laura sah einen Feuerhaken auf dem Boden liegen. 
    »Ist das die Mordwaffe?« fragte sie. »Das glauben wir nicht«, erwiderte Haldane. Der Arzt fügte hinzu: »Das Opfer hatte diesen Feuerhaken in der Hand. Der Mann hielt ihn so krampfhaft umklammert, daß ich ihn seinen Fingern nur mit Mühe entreißen konnte. Offenbar hatte er versucht, sich damit zu verteidigen.« 
    Alle drei blickten unwillkürlich schweigend auf den undurchsichtigen Plastiksack hinab. Die beiden Weißkittel rollten die Bahre in den Gang; eines der Räder klapperte nervtötend. Haldane führte Laura um die Leiche herum, in den Raum am Ende des Ganges. Sie fror trotz ihres warmen Pullis und des gefütterten Regenmantels. Ihre Hände waren eiskalt und so weiß, daß sie wie abgestorben aussahen. Sie wußte, daß die Heizung eingeschaltet war, denn sie spürte im Vorbeigehen die warme Luft aus der Ventilation; folglich mußte sie sich eingestehen, daß sie vor Entsetzen fror. Der Raum war offenbar als Arbeitszimmer genutzt worden, doch er bot einen Anblick von Verwüstung und Chaos. Schubladen waren aus Stahlschränken herausgerissen, zerkratzt und verbeult worden; die
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