Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tür ins Dunkel

Tür ins Dunkel

Titel: Tür ins Dunkel
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
vielleicht das Traurigste von allem. Der Wind wechselte die Richtung, und kalter Regen wurde unter das Vordach gefegt. Haldane zog Laura in die hinterste Ecke, wo es noch trocken war. Warum führt er mich nicht ins Haus?« fragte sie sich. Was will er mich nicht sehen lassen? Was ist dort passiert? »Wie ist er gestorben?« erkundigte sie sich. »Er wurde ermordet.«
    »Von wem?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Erschossen?«
    »Nein. Er wurde... zu Tode geprügelt.«
    »Mein Gott!« Sie mußte sich an die Mauer lehnen, weil sie plötzlich weiche Knie hatte. »Doktor McCaffrey?« Haldane griff besorgt nach ihrem Arm, um sie, wenn nötig, zu stützen. »Danke, es geht schon wieder«, sagte sie. »Aber ich rechnete immer fest damit, daß Dylan und Melanie zusammen wären. Dylan hat sie mir geraubt.«
    »Ich weiß«, murmelte Haldane. »Vor sechs Jahren. Er plünderte unsere Bankkonten,
    kündigte seinen Job und rannte davon, weil ich eine Scheidung wollte und er nicht bereit war, die Vormundschaft für Melanie mit mir zu teilen.«
    »Als wir seinen Namen in den Computer eingaben, lieferte er uns Ihren Namen und die ganze Akte«, erklärte Haldane. »Ich hatte keine Zeit, um mich in alle Einzelheiten zu vertiefen, aber im großen und ganzen weiß ich über den Fall inzwischen Bescheid.«
    »Wenn er sein ganzes Leben ruinierte, wenn er alles wegwarf, nur um Melanie behalten zu können, muß sie doch bei ihm gewesen sein«, sagte Laura verzweifelt. »Das war sie auch. Sie lebte hier mit ihm...«
    »Sie lebte hier? Hier? Nur zehn oder fünfzehn Minuten von mir entfernt?«
    »So ist es.«
    »Aber ich hatte Privatdetektive beauftragt -mehrere, und keiner konnte eine Spur finden...«
    »Manchmal ist der Trick, ganz in der Nähe zu bleiben  - dort wo kein Mensch einen vermutet -, sehr erfolgreich.«
    »O Gott, ich dachte, daß sie vielleicht sogar das Land verlassen hätten und nach Mexiko oder sonstwohin gegangen wären -und dabei waren sie die ganze Zeit übei hier!« Der Wind legte sich, und der Regen fiel jetzt vertikal, aber noch stärker als bisher. Der Rasen verwandelte sich zusehends in einen See. »Jedenfalls befinden sich im Haus Mädchenkleider und Kinderbücher. Und im Küchenschrank steht eine Packung Schoko-Cornflakes. Ich kann mir nicht vorstellen, daß einer der Erwachsenen das Zeug gegessen hat.« ; »Einer der Erwachsenen? Lebten hier außer Dylan und Melanie noch andere Leute?«
    »Wir sind uns nicht ganz sicher. Wir haben... weitere Leichen gefunden. Wir glauben, daß noch eines der Mordopfer hier lebte, denn in den Schränken hängt Her renkleidung in zwei verschiedenen Größen – der Ihres Mannes und der eines zweiten Toten.«
    »Wie viele Tote sind es außer Dylan?«
    »Zwei.«
    »Zu Tode geprügelt?« Er nickte. »Und Sie wissen nicht, wo Melanie ist?«
    »Noch nicht.«
    »Dann hat... dann hat der Mörder sie vielleicht mitgenommen ...«
    »Möglicherweise«, mußte Dan Haldane zugeben. Melanie konnte sich in diesem Augenblick also in der Gewalt eines Killers befinden! Eines brutalen Mörders, der gewiß auch vor einer Vergewaltigung nicht zurückschrecken würde. Nein! Melanie war schließlich erst neun Jahre alt. Sie war noch ein kleines Mädchen. Doch Laura wußte nur allzugut, daß es Monster gab, die es gerade auf Kinder abgesehen hatten, die speziell auf kleine Mädchen Appetit hatten. »Wir müssen sie finden«, stammelte sie mit einer dün nen, heiseren Stimme, die sie kaum als ihre eigene wiedererkannte. »Wir tun unser möglichstes«, versicherte Haldane. Seine blauen Augen drückten jetzt tiefes Mitgefühl aus, doch seine Anteilnahme war für Laura kein Trost. »Ich möchte Sie bitten, mit mir ins Haus zu kommen«, sagte Haldane. »Aber ich muß Sie warnen: Es ist kein schöner Anblick.«
    »Ich bin Ärztin, Lieutenant.«
    »Ich dachte, Sie seien Psychologin?«
    »Das stimmt, aber ich habe auch ein abgeschlossenes Medizinstudium.«
    »Oh, das wußte ich nicht.«
    »Ich nehme an. Sie wollen, daß ich Dylans Leiche iden tifiziere?«
    »Nein. Das wäre auch gar nicht möglich. Ich möchte Ihnen etwas zeigen, weil ich hoffe, daß Sie es mir vielleicht erklären können.«
    »Was denn?«
    »Etwas Merkwürdiges. Etwas verdammt Merkwürdiges.«

3
    Sämtliche Lampen im Haus waren eingeschaltet. Im ersten Augenblick wurde Laura von dem grellen Licht geblendet. Sie blinzelte, dann sah sie sich um. Das Wohnzimmer war ordentlich, aber geschmacklos eingerichtet. Das moderne geometrische Muster des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher