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TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge
Autoren: A. E. van Vogt
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aggressive Bedeutung hatten.
    Er lauschte angestrengt und starrte dabei auf ihren Körper, ohne sich dessen richtig bewußt zu werden. Er wußte nicht mehr, wie lange er so gestanden hatte, als die Erscheinung allmählich schemenhaft wurde und sich auflöste. Die Häuser seiner Nachbarn wurden wieder sichtbar. Noch waren die Höhlen, die Feuer, der Strom und die weiten Wiesen sichtbar, aber dieses Bild wurde durchscheinend und wich dem vertrauten Anblick der Umgebung seines Hauses. Noch immer sah er das Mädchen am Fluß stehen, doch er konnte durch sie hindurchsehen, als wäre sie nur ein schönes und zugleich gespenstisches Trugbild.
    Plötzlich fand er sich wieder in seinem Garten. Er stand neben seinem Sessel und sah sich verblüfft um. Dr. McIvers Gesicht drückte ebenfalls Verwunderung aus. Er kam suchend um die Hausecke und schüttelte den Kopf, als er Slade neben dem Sessel stehen sah.
    „Wo waren Sie denn?“ fragte er verwundert. „Sie waren plötzlich verschwunden, ohne mir ein Wort zu sagen. Ich habe Sie überall gesucht, im Haus und hier draußen im Garten. Ihre Augen scheinen wirklich wieder ganz gut zu funktionieren. Eigentlich ist das ganz erstaunlich, denn mit einem so durchschlagenden Erfolg war gar nicht zu rechnen.“
    Michael Slade antwortete nicht. Er war noch verwirrt und mußte sich erst zurechtfinden. Die Worte des Arztes hatten ihm bestätigt, was er befürchtete. Es war ein ziemlicher Schock, den er nicht ohne weiteres verwinden konnte. Außerdem schmerzten ihn die Augen. Sie brannten wie höllische Feuer und bereiteten ihm beinahe unerträgliche Qualen. Er wunderte sich allerdings nicht darüber. Nach allem, was er erblickt hatte, war es kein Wunder, daß die Augen schmerzten und der Verstand auszusetzen drohte.
     
    *
     
    DIE AUSSAGE DES DR. McIVER:
     
    „Ich habe Michael Slade etwa drei Monate lang persönlich gekannt. Ich habe ihm damals bei seinem Augentraining geholfen. Es war eine sehr schwierige und langwierige Aufgabe, deshalb war ich täglich mindestens eine Stunde bei ihm. Am ersten Tage machte er ganz erstaunliche Fortschritte, dann aber kam ein Rückfall, der alles wieder zunichte machte. Er konnte nur während relativ kurzer Perioden sehen, und auch dann schien er unter Halluzinationen zu leiden. Sein Verhalten kam mir dann immer etwas merkwürdig vor. Er sah anscheinend Dinge, die ihn maßlos verwirrten, aber auch faszinierten. Ich fragte ihn danach, doch er gab mir nie eine befriedigende Antwort.
    Nach etwa zehn Wochen hatte das dritte Auge die normale Sehschärfe von zehn zu vierhundert. Mr. Slade beschloß, sich auf seine Farm nach Canonville zurückzuziehen. Ich unterstützte diese Absicht, denn ich hoffte, daß die ihm von Kindheit an vertraute Umgebung einen beruhigenden Einfluß ausüben würde. Später soll er dann wieder in sein Haus zurückgekehrt sein. Ich habe ihn dann erst wieder gesehen, als ich seinen zerschmetterten Körper identifizieren sollte. Zu der Zeit war seine Leiche aber schon ins Leichenschauhaus gebracht worden, so daß ich keine Angaben über die mögliche Todesursache machen kann.“

 
2.
     
    Auf seiner Farm entschloß sich Slade, schon am ersten Tage wieder mit dem Augentraining zu beginnen. Die mitgebrachten Tafeln stellte er neben dem Farmhaus auf und setzte sich in einen Korbsessel. Es war September, und ein kühler Wind wehte über die Felder. Der durch sein merkwürdiges Schicksal vereinsamte Mann hüllte sich fröstelnd in seinen Mantel und blickte in die untergehende Sonne. Es war schon spät, doch er wollte das letzte Licht ausnutzen und keine Minute verlieren. Er mußte sofort mit der Arbeit beginnen und gar nicht erst mit den endlosen und unfruchtbaren Grübeleien anfangen, die doch zu keinem Resultat führen konnten. Noch waren die ersten Eindrücke stark und überlagerten alles andere. Er war lange nicht auf der Farm gewesen und spürte die innere Ruhe, die ihn an dieser Stätte seiner Kindheit überkam.
    Er mußte Ruhe finden, wenn er nicht verrückt werden wollte. Er redete sich immer wieder ein, daß er nur einen Tagtraum gesehen, daß die Aufregung ihn genarrt hatte, aber in ihm nagten Zweifel, bohrten die Ahnungen und geheimen Ängste. Vielleicht hätte er das Auge doch besser wieder schließen oder ganz entfernen lassen sollen. Miriam wäre dann vielleicht bei ihm geblieben, und all die einsamen Stunden wären ihm erspart geblieben.
    Seine Rückkehr zur Farm war nicht nur eine Kur, um seine erregten Nerven zu beruhigen,
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