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TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge
Autoren: A. E. van Vogt
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sah er einen steil abfallenden Hang. Dann erblickte er etwas anderes: Bewegungen, aufrecht gehende Lebewesen. Es gab keinen Zweifel, daß diese fremdartigen Wesen Menschen waren. Sie liefen herum, warfen Holz in die Feuer, verschwanden in den Höhlen und kamen wieder heraus.
    Es waren nicht sehr viele, aber auch die wenigen waren für Michael Slade eine ungeheure Überraschung. Alle diese Wesen trugen lange, bis auf die Schultern fallende Haare und waren in primitive Kleidungsstücke gehüllt. Slade sah sie ganz deutlich, aber er glaubte zu träumen oder eine phantastische Fata Morgana zu sehen. Es war aber kein Traum, was er da sah. Er wehrte sich dagegen, doch diese fremde Welt war kein nebelhaftes Gebilde, sondern echte Wirklichkeit.
    Er wollte fort, sich von diesem unerklärlichen Bann befreien, doch eine unsichtbare Macht hielt ihn fest. Außerdem spürte er eine gewisse Neugier in sich aufkommen. Es war auch noch zu früh für eine Entscheidung, denn er wußte ja noch nicht genug, begriff noch nicht, was sich seinen Augen darbot.
    Sein Gehirn funktionierte allerdings noch. Er erinnerte sich an Dr. McIver, der ihm geistige Übungen vorgeschrieben hatte, um so die Funktion des dritten Auges zu verbessern. Ein kalter Schauer des Entsetzens durchrieselte Michael Slade. Er wollte fort, sich von dem Alptraum befreien, aber das lag nicht mehr in seiner Macht. Was ist nur geschehen? fragte er sich immer wieder, ohne vorerst eine Antwort darauf zu finden.
    Es war alles noch zu nebelhaft, zu überraschend für ein klares Urteil. Er sah die Höhlenbewohner, sah die fremde, wilde Umgebung, fühlte sich in eine andere Welt versetzt, gleichzeitig aber sah er mit seinen beiden normalen Augen die schemenhaften Umrisse der alten Welt. Die Welt war also vorhanden, war kein Traum, keine Fieberphantasie.
    Er spürte instinktiv, daß er einen Fehler machte. Er bemühte sich krampfhaft, beide Welten zu sehen, und das führte zu inneren Spannungen, die ihn lähmten. Er sah jetzt fast nur noch mit dem dritten Auge, mit dem er eine neue Welt wahrnehmen konnte.
    Allmählich ließ die Verkrampfung nach. Slade ging ein paar Schritte vorwärts und sah sich die wunderbare neue Welt an. Da waren Wiesen mit enorm großen, leuchtenden Blumen; und weit in der Ferne wiegten sich gigantische Bäume im leichten Abendwind.
    Er sah eine klare, jungfräuliche Welt. Die Luft war mild, und der Duft von Blüten und Pflanzen schwängerte die Atmosphäre. Es war ein Märchenland, das der Mensch noch nicht erobert hatte. In fassungslosem Erstaunen starrte Slade auf die Szenerie.
    Schließlich drehte er sich um. Er wußte nicht, ob aus eigenem Antrieb oder auf Befehl eines fremden Willens. Im gleichen Augenblick sah er ein Mädchen um einen Baum herumkommen.
    Er war sofort von ihr fasziniert. Sie war groß und schlank. Außer einem silbernen Gürtel um die Taille trug sie keine Kleidung. Wahrscheinlich wollte sie in dem in der Nähe der Höhlen vorbeifließenden Strom baden. Slades Blick war starr auf die herrliche Gestalt des Mädchens gerichtet. Er vergaß alles um sich, selbst die Tatsache, daß er ein ganz außergewöhnliches Erlebnis hatte, einen Tagtraum, wie er ihn noch nie so plastisch erlebt hatte. Sonst waren es immer nur Wunschvorstellungen gewesen, aber was er jetzt sah, geschah ohne sein Zutun und ließ sich in keiner Weise von ihm beeinflussen. Außerdem hatte er ständig das verwirrende Gefühl, daß das gar kein Traum, keine Halluzination, sondern eine fremdartige Wirklichkeit war.
    Das Mädchen hatte ebenfalls drei Augen. Sie entdeckte Slade und blickte ihn erstaunt, aber ohne jedes Zeichen von Verlegenheit an. Slade wußte nicht recht, was er von ihr halten sollte. Sie schien seine Gegenwart als selbstverständlich hinzunehmen und machte keine Anstalten, ihre Nacktheit vor ihm zu verbergen. Slade fühlte sich von ihr angezogen, zugleich aber abgestoßen; es war ein Chaos der Gefühle, dessen er nicht Herr werden konnte. Der Blick ihrer Augen war beherrschend und hart. Sie schien eine jener Frauen zu sein, die nur an sich selbst denken und sich mit ihrer Schönheit sklavische Anbeter schaffen. Slade sah sie lange an, lange genug, um festzustellen, daß sie jünger aussah, als sie wahrscheinlich war.
    Sie kniff ihre drei Augen zu schmalen Schlitzen zusammen und begann zu sprechen. Ihre Stimme war dunkel und wohltönend, doch ihre Worte waren Slade unverständlich. Nur am Tonfall konnte er erkennen, daß diese Worte wahrscheinlich eine
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