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TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge

Titel: TS 61: Der Mann mit dem dritten Auge
Autoren: A. E. van Vogt
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Bemühungen Erfolg haben.
    Drei Monate lang mühte er sich schon ab, um eine einigermaßen annehmbare Sehschärfe zu erlangen, doch er hatte leider erst geringe Erfolge erzielt. Er ging nach einer streng wissenschaftlichen Methode vor und machte alle Übungen nach Vorschrift. Immer wieder beugte er sich tief über ein Buch, um mit seinen kurzsichtigen Augen mühsam Zeile für Zeile durchzuarbeiten.
    Bei dieser Beschäftigung hörte er Fußtritte über den Kiesweg knirschen und blickte auf. Er sah Dr. McIver, einen hageren, grauhaarigen Mann von etwa fünfzig Jahren herankommen. Er konnte den Augenspezialisten erkennen, doch auch dabei mußte er sich gewaltig anstrengen.
    Der Doktor trat auf ihn zu und reichte ihm die Hand. „Ihr behandelnder Arzt hat mich zu Ihnen geschickt, Mr. Slade“, sagte er.
    „Mit den Methoden des Augentrainings haben Sie sich ja schon vertraut gemacht“, fuhr er nach einer Pause fort. „Wir haben das große Glück, daß die Sonne mit wunderbarer Intensität auf unsere gute Erde strahlt und die Wunder dieser Welt sichtbar macht. Ich glaube, ich werde doch noch einmal ein Sonnenanbeter.“
    Slade fand Dr. McIver sehr sympathisch. Die Stimme und die ganze Art des Mannes waren vertrauenerweckend. Er hatte ihn selbst rufen lassen, aber noch am Morgen waren ihm Zweifel an der Richtigkeit dieses Entschlusses gekommen. Die inneren Vorbehalte gegen eine Spezialbehandlung wurden immer schwächer und machten schließlich neuer Hoffnung Platz. Slade hatte sich völlig zurückgezogen und verkehrte praktisch nur noch mit den Ärzten, die in ihm aber nicht den Menschen, sondern in der Hauptsache einen interessanten Patienten sahen.
    Dr. McIver schien anders zu sein. Michael Slade erklärte dem Arzt sogleich seine speziellen Probleme, die er ohne fremde Hilfe anscheinend nicht lösen konnte.
    Nach drei Monaten konnte er mit dem dritten Auge etwa drei Meter weit sehen, doch wenn er nur einen Schritt zurücktrat, verschlechterte sich die Sicht in einem ganz ungewöhnlich schlechten Verhältnis. Mit jedem Schritt zurück verringerte sich die Sicht um ein Vielfaches. Nach drei Schritten konnte er kaum noch die Tafel erkennen, die ein Normalsichtiger bei einer Entfernung von hundert Metern noch gut sehen konnte.
    Dr. McIver nickte. „Mir ist die Sache ganz klar. Ihre schlechte Sehleistung beruht nicht auf einem Augenfehler, sondern auf geistigen Hemmungen. Sie sind kurzsichtig, aber mit einer Brille können sie mit Ihren beiden normalen Augen ganz gut sehen. Das dritte Auge scheint jedoch völlig unbrauchbar zu sein. Wahrscheinlich funktioniert es einwandfrei, aber Ihr Gehirn weigert sich einfach, die ungewohnten Eindrücke aufzunehmen. Sehen Sie, dieses Auge war immer verdeckt. Es hat eine Verbindung mit dem Gehirn, aber diese Verbindung ist nie benutzt worden. Ihr Gehirn hält ganz einfach an alten Gewohnheiten fest und muß deshalb systematisch an das neue Auge gewöhnt werden.“
    Dr. McIver drehte sich um und packte seine Ledertasche aus. „Wir werden doch mal sehen, ob wir diese Hemmungen überwinden können“, sagte er zuversichtlich und nahm ein Retinoskop aus der Tasche.
    Slade wurde ruhiger und entspannte sich. Das unerschütterliche Selbstvertrauen des Doktors war ansteckend und überzeugend. Slade war sich seiner inneren Unruhe gar nicht bewußt gewesen, aber in Gegenwart Dr. McIvers spürte er die Spannungen, die sich in ihm angestaut hatten. Wahrscheinlich war das die Ungeduld, der Ärger über den langsamen Fortschritt. Er brauchte eine Hilfe, eine Stütze. McIver schien der richtige Mann zu sein.
    Der Doktor stellte noch einige Fragen und begann dann mit seinen Versuchen. Er zog das Retinoskop aus und blickte damit in Slades Augen, der die auf die Tafeln gemalten Buchstaben lesen sollte.
    Bei einer Entfernung von sechs Metern vermochte Slade gerade noch die Buchstaben zu erkennen, die jeder andere noch in fünfzig Meter Entfernung lesen konnte.
    Nach einiger Zeit setzte der Arzt das Instrument ab und nickte. „Die Sehfähigkeit des rechten Auges ist zwanzig zu fünfzig mit einem Astigmatismus von zwei Dioptrien. Haben Sie schon Übungen mit Dominosteinen gemacht?“
    Slade nickte. Damit hatte er sogar einen kleinen Erfolg erzielt.
    Dr. McIver fuhr mit seiner Arbeit fort und untersuchte alle drei Augen sehr sorgfältig. Michael Slades Augen waren nicht sehr gut und vor allem außerordentlich astigmatisch, besonders aber das Stirnauge. McIver wußte aber, daß derartige Sehschwächen durch
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