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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1
Autoren: Henry Kuttner
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verstehe“, nickte Hale zurückhaltend.
    „Wissen Sie, was aus meinem Vater geworden ist?“ ging Sam aufs Ganze. Wenn Hale jetzt antwortete: ,Er sitzt vor mir. Sie sind Sam Reed’, dann war diese Ungewißheit zumindest beseitigt. Fiel Hales Erwiderung anders aus, dann enthob sie ihn der Befürchtung, durchschaut worden zu sein.
    Der Gouverneur schüttelte den Kopf.
    „Er vergiftete sich damals mit Traumstaub. Inzwischen dürfte er tot sein. Als die Bombe platzte, schuf er sich eine Anzahl von Gegnern.“
    „Ich weiß. Sie müssen dazugehört haben.“
    Hale schüttelte wiederum mit leisem Lächeln den Kopf. Sam wußte, was dieses Lächeln hieß. Einen vergänglichen Sterblichen haßte man ebenso wenig, wie man ihn liebte. Er konnte einem höchstens zeitweise lästig fallen.
    Trotzdem gab Sam sich nicht zu erkennen. Götter genossen das Vorrecht, unberechenbar zu handeln.
    „Sam Reed traf keine Schuld“, sagte Hale. „Andere zu betrügen, war bei ihm zur zweiten Natur geworden. Er mußte so handeln. Reed bildete ohnehin nur ein Werkzeug Dritter. Wäre er nicht aufgetaucht, dann hätten diese Dritten jemand anders eingesetzt. Ich habe ihn niemals deswegen gehaßt.“
    Sam schluckte. Aber er hatte dieses Urteil herausgefordert. Rasch kam er auf sein nächstes Anliegen zu sprechen.
    „Ich möchte Sie um Ihren Rat bitten, Gouverneur. Ich habe erst jetzt erfahren, wer ich wirklich bin, und habe mich über meinen Vater unterrichtet. Er war ein Betrüger, aber seine Verstecke sind gefunden und die Summen, die er unterschlagen hatte, zurückerstattet worden. Stimmt das?“
    „Stimmt.“
    „Er hat mir, seinen Namen eingeschlossen, nichts hinterlassen. Meine Nachforschungen haben aber ergeben, daß er über einen Kaufbrief verfügte. Dieser Grund und Boden ist nicht enteignet worden. Die Regierung hat ihm vor vierzig Jahren die Besitzrechte bestimmter Landgebiete übertragen. Diese verbrieften Ansprüche sind nach wie vor rechtskräftig. Können Sie mir sagen, ob die Gebiete, um die es sich handelt, einen Wert besitzen?“
    Hale trommelte mit den Fingern auf seinen Schreibtisch.
    „Weshalb haben Sie ausgerechnet mich aufgesucht?“
    „Mein Vater tat sich mit Ihnen zusammen, als die Kolonisierung ihren Anfang nahm. Ich sagte mir, daß Sie sich am ehesten an die Einzelheiten erinnern würden, Weil Sie unsterblich sind.“
    „Ich wußte natürlich von diesen Ansprüchen“, antwortete Hale. „Ich habe versucht, sie an mich zu bringen, aber sie waren auf den Namen Ihres Vaters eingetragen, und die Regierung weigerte sich, sie freizugeben. Verbriefte Rechte dieser Art können nicht zurückgezogen werden. Der Grund liegt in der Tatsache, daß die Kolonien ohnehin von der Zufuhr aus den Kuppeln abhängen. Im Notfall können sämtliche Lieferungen ohne Mühe gestoppt werden. Sie haben die Ansprüche Ihres Vaters also geerbt?“
    „Besitzen sie einen Wert?“ wollte Sam erneut wissen.
    „Ja. Die Harkers würden Ihnen hohe Summen bieten, damit Sie nicht von diesen Rechten Gebrauch machen.“
    „Die Harkers? Wieso?“
    „Um zu verhindern, daß ich eine zweite Kolonie aufbaue“, entgegnete Hale. Langsam öffnete er die Finger seiner geballten Faust, die auf dem Schreibtisch lag.
    „Ich habe diese Kolonie aus dem Nichts geschaffen. Die anfängliche allgemeine Begeisterung war in ihr Gegenteil umgeschlagen. Mir blieben nur wenige Männer und Frauen, die ebenso an ein Gelingen glaubten wie ich. Die wenigsten davon leben noch. Wir hatten einen schweren Stand.“
    „Heute merkt man nicht mehr viel davon“, warf Sam ein.
    „Man hat unsere Möglichkeiten beschnitten. Anfangs versuchten die Harkers überhaupt zu verhindern, daß ich mein Vorhaben in die Tat umsetzte. Das mißlang ihnen. Nachdem ich mit meinen Leuten einmal an die Arbeit gegangen war, wagten sie nicht, mein Werk fehlschlagen zu lassen. Eines Tages wollen sie gleichfalls die Venus besiedeln, und ein Scheitern meines Unternehmens hätte tiefgreifende Folgen zeitigen müssen. Die Eroberung der Dschungel durfte nicht völlig mißlingen, aber auch keinen Erfolg auf der ganzen Linie erringen. An diese Möglichkeit glaubte man ohnehin nicht. Daher …“
    „Daher was?“
    „Die Harkers sorgten dafür, daß unsere Kräfte sich verbrauchten. Während des ersten Jahres schufteten wir unausgesetzt. Wir drängten den Dschungel buchstäblich mit unseren Fingernägeln zurück. Wir säuberten ein Stück Land und bauten die Niederlassung. Jeden Schritt mußten wir uns
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