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TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1

Titel: TS 53: Alle Zeit der Welt, Teil 1
Autoren: Henry Kuttner
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griff nach ihrer Hand. Unter der Terrasse glitzerte die Kuppel im Karnevalsschmuck.
    „Das Fastnachtstreiben hat immer wieder seinen Reiz“, bemerkte er.
    „Wären wir damals zusammengeblieben, dann hätten wir es längst über. Ich kann mir nicht vorstellen, wie es sein muß, wenn man für Jahrhunderte unauflöslich aneinander gebunden ist.“
    Zacharias warf ihr einen forschenden Blick zu.
    „Das dürfte eine Sache der Ellbogenfreiheit sein, denke ich“, versetzte er. „Unsterbliche sollten eben nicht in den Kuppeln mit ihren Beschränkungen leben. Je älter man wird, desto mehr Raum braucht man für sich.“
    „Ich brauche jetzt Raum, Zacharias.“
    „Die Kuppeln engen uns ein. Die jungen und die kurzlebigen Leute werden sich der Mauern rundum nicht bewußt. Uns geht es anders. Ich fürchte, Kedre, wir erreichen in Kürze unseren toten Punkt.“
    „Im Ernst?“
    „Zumindest kommen wir ihm immer näher. Mir graut vor dem geistigen Absterben. Was nützt alle Langlebigkeit, wenn die erworbenen Fähigkeiten nicht eingesetzt werden können? Mit der Zeit verlieren wir jedwedes Interesse an den Vorgängen um uns.“
    „Und welchen Ausweg siehst du? Die interplanetare Raumfahrt?“
    „Vielleicht zum Errichten von Vorposten. Aber auf dem Mars und den meisten anderen Planeten können wir ohne Kuppeln ebenso wenig leben. Ich denke eher an interstellare Reisen.“
    „Sie sind unmöglich.“
    „Sie waren unmöglich, als der Mensch die Venus erreichte. Theoretisch lassen sie sich heute durchführen, Kedre, aber nicht in der Praxis. Was fehlt, ist der symbolische Starttisch. Rein vom Sinnbildlichen her gesprochen, kann kein interstellares Raumschiff in einer unterseeischen Kuppel gebaut und gestartet werden.“
    „Wir haben unendlich viel Zeit, mein Lieber“, erwiderte Kedre. „In fünfzig Jahren können wir uns wieder darüber unterhalten.“
    „Und inzwischen werden wir uns nicht wiedersehen?“
    „Wir werden uns dann und wann begegnen, Zacharias, aber das wird auch alles sein. Es ist an der Zeit für uns beide, Urlaub voneinander zu nehmen. Wenn wir uns dann wiederfinden …“
    Sie standen auf und küßten sich. Auch das war eine symbolische Geste. Beide spürten, wie ihre Glut in graue Asche zerfiel; und weil sie sich liebten, waren sie klug und geduldig genug, um zu warten, bis sich das Feuer wieder entfachen ließ.
    In fünfzig Jahren würden sie von neuem ein Liebespaar sein.
    Sam Harker aber starrte einem hageren Mann mit grauem Gesicht nach, der sich zielbewußt durch das Gedränge schob. Die farbenprächtige Celoflexkleidung, die er trug, konnte nicht darüber hinwegtäuschen, daß er aus keiner Kuppel stammte. Die Sonne hatte einst sein Gesicht verbrannt, und Jahrhunderte unter dem Meer hatten nicht vermocht, diese tiefe Sonnenbräune auszutilgen. Ein ständiges hartes Grinsen verzerrte seine Mundwinkel.
    „Wer ist das?“ fragte Sam.
    „Was? Wo? Keine Ahnung. Laß mich in Frieden“, gab seine Pflegemutter zur Antwort.
    Er verachtete sich, weil er Celoflex angelegt hatte. Aber seine alte Uniform hätte Aufsehen erregt. Während er unter seiner eigenen Schwäche litt, blickten seine Augen kalt, und sein Mund wirkte grausam.
    Das Gleitband trug ihn an der riesigen, mit schwarzem Samt verhüllten Erdkugel vorüber, die in jeder Kuppel mahnend an die größte Leistung der Menschheit erinnerte. Er betrat einen mauerumschlossenen Garten und gab seine Erkennungsmarke an einem vergitterten Fenster ab. Alsbald wurde er eingelassen.
    Er stand im Tempel der Wahrheit.
    Seine Umgebung verfehlte ihren Eindruck auf den Besucher nicht. Für Logiker, für Techniker überhaupt, empfand er Hochachtung.
    Ein Priester führte ihn in ein Gemach und wies auf einen Sitz.
    „Sie heißen Robin Hale?“
    „Stimmt.“
    „Sie haben uns alle Unterlagen zusammengestellt und geliefert, die wir brauchen. Trotzdem müssen Sie noch einige klärende Fragen beantworten. Der Logiker wird sie Ihnen selbst stellen.“
    Er entfernte sich. Unten in den hydroponischen Gärten stieß er auf einen langen, schmächtigen Mann mit knochigem Gesicht, der gutgelaunt über die Wege bummelte.
    „Robin Hale wartet auf den Logiker.“
    „Ach, Unsinn“, sagte der lange, schmächtige Mann. Er stellte seine Gießkanne hin und kratzte sich am Kinn. „Ich kann dem armen Kerl auch nicht helfen. Hale ist im Eimer.“
    „Aber, Sir!“
    „Kein Grund zur Aufregung. Sind die Unterlagen vorbereitet?“
    „Jawohl.“
    „Na, schön, ich komme. Immer
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