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TS 39: Bürger der Galaxis

TS 39: Bürger der Galaxis

Titel: TS 39: Bürger der Galaxis
Autoren: John Brunner
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halbes Dutzend der Koffer beiseite geschafft hatte, brach ihm der Schweiß aus. Beinahe erbrach er sich, als er vor sich auf den Baden blickte und den schrecklich zugerichteten Androiden sah.
    Horn hatte sich noch nie in seinem Leben so hilflos gefühlt. Halb drängte es ihn, auf die Straße und in den Karnevalstrubel zu eilen. Sein anderes Ich aber drängte ihn, etwas zu tun, um den Schmerz, den der verstümmelte Androide leiden mußte, zu lindern. Er beugte sich hinab, als ihn eine Stimme von hinten anrief:
    „Sag, Freund, hast du den Fahrstuhl gerufen?“
    Er blickte sich um. Ein zwergenhafter Mann mittleren Alters in der bunten Kleidung eines Possenreißers neigte sich aus der Fahrstuhlkabine. Diese mußte auf seinen Ruf vor wenigen Augenblicken heraufgekommen sein.
    „Ja, aber sieh mal! Komm doch schnell mal her.“
    Der kleine Mann kicherte. „Was verbirgt sich denn hinter dem Gepäckstapel? Irgendeine Falle wohl, was?“ Er zuckte die Achseln. „Nun, ich will darauf eingehen. Es ist ja Karneval.“
    Er verließ den Lift und trat neben Horn. Als Horn das entsetzte Keuchen hörte, wußte er, daß der andere seine Meinung über die angebliche Falle geändert hatte.
    „Das ist ja scheußlich!“ sagte der kleine Mann mit leiser Stimme. „Weshalb wohl die Roboter noch nicht aufgeräumt haben?“
    „Er lag unter diesen Koffern und Kisten verborgen“, antwortete Horn. „Er scheint bewußtlos geschlagen worden zu sein. Als er aus seiner Ohnmacht aufwachte, stieß er die Koffer weg und schrie um Hilfe. Das war gerade, als ich hier vorbeikam.“
    Der kleine Mann trat einige Schritte zurüde. „Ich würde … puh … Komm, machen wir, daß wir wegkommen, Freund“, meinte er. „Man wird hier bald aufräumen.“
    Ein Lautsprecher am Fahrstuhl kündigte an, daß ein Gast in einem anderen Stockwerk den Fahrstuhl verlangt hatte und daß die Kabine zu einem anderen Stockwerk fahren würde, falls ein etwaiger Passagier sie nicht innerhalb von dreißig Sekunden betreten hätte. „Entschuldige mich“, murmelte der Kleine und hastete zum Fahrstuhl zurück.
    Es gelang ihm gerade noch, in die Kabine zu springen, ehe die Tür sich automatisch schloß.
    Horn spürte Tränen in die Augen schießen, als der Androide, der offensichtlich genug bei Bewußtsein war, um die Stimmen in seiner Nähe gehört zu haben, eine Hand zu heben und sich an der Welt festzuklammern suchte, die er nicht mehr sehen konnte.
    Horn ließ sich auf ein Knie nieder und nahm die blauhäutige Hand in die eigene. Der Androide drückte sie schwach. Die Berührung schien ihm ein wenig Trost zu bringen.
    Weshalb zum Teufel waren denn nicht Roboter herbeigeeilt, als er gerufen hatte? Horn warf wütend den Kopf in den Nacken und rief erneut. Vor Schreck blieb ihm jedoch der Ruf im Hals stecken, als er – kaum einen Fuß von sich entfernt – jemand stehen sah.
    „Es war schön von Ihnen, daß Sie soviel für ihn getan haben“, sagte eine leise Stimme. „Ich fürchte, daß sonst nicht mehr viel für ihn getan werden kann.“
    Horn löste seine Hand leicht aus der des sterbenden Androiden und stand auf, „Gehören Sie zum Hotelpersonal?“ fragte er.
    Der blauhäutige Mann nickte mit ernstem Gesicht. Die Tatsache, daß er noch immer die gewöhnliche Kleidung trug, während ein menschliches Wesen sich wahrscheinlich bereits für den Karneval umgezogen hätte, hätte ohnehin als Antwort auf die Frage gelten können.
    „Ich bin der Sekretär des Geschäftsführers“, sagte er. „Im Augenblick bin ich der Manager. Mein Chef ist vor zehn Minuten zum Rummelplatz gegangen. Was ist geschehen?“
    Horn erzählte es ihm. „Ich glaube Ihnen.“ Der Blick des Sekretärs haftete auf Horns Gesicht. „Das wäre nicht der Fall gewesen, wenn ich nicht selbst gesehen hätte, wie Sie seine Hand hielten, als ich herankam. Aber das hätte auch ohnedies keine Rolle gespielt.“
    In seiner Stimme schwang verschleierte Feindschaft mit. „Was meinen Sie?“ fragte Horn barsch zurück, der sich in die Defensive gedrängt fühlte.
    Der Androide zuckte die Achseln. „Es wird nichts weiter geschehen. Es ist ja kein Verbrechen, wie Sie wissen. Man kann mit uns tun und lassen, was man will.“ Er endete: „Wir sind ersetzbar.“
     „Aber sicher –“, begann Horn mit ungläubiger Stimme.
    „Oh, er war geschult und für das Hotel wertvoll. Wenn dies in normalen Zeiten geschehen wäre, dann hätte die Hotelleitung wohl Schadensersatzklage gegen die verantwortliche Person
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