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TS 39: Bürger der Galaxis

TS 39: Bürger der Galaxis

Titel: TS 39: Bürger der Galaxis
Autoren: John Brunner
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gebraucht hat, um mir die Bedeutung dieses Wortes beizubringen.“
    Dann kam ihm plötzlich zum Bewußtsein, daß ihm sein letztes Geständnis schaden konnte. Er zögerte und ging dann hinaus. Seine Plastikfüße huschten mit leisem Rauschen über den schweren Teppich auf dem Boden des Zimmers.
    Als er hinausgegangen war, legte Horn sein Karnevalskostüm an und warf noch einmal einen Bück in sein Zimmer. Er hatte es als Hauptquartier für die Karnevalswoche gemietet. Das war wenigstens etwas Abwechslung. Irgendwie mußte er sich vergnügen! Wenn es ihm nicht gelang, sich wieder einmal zu vergnügen, dann verlor er diese Fähigkeit vielleicht für immer. Sein ganzes Leben würde dann monoton im ewig gleichen Kreislauf der Langeweile verlaufen, der er jetzt zu entfliehen suchte.

 
2. Kapitel
     
    Automatisch ging er zu dem Privatfahrstuhl, der sein Appartement mit den übrigen Räumen des Hotels verband und hatte bereits auf den Knopf gedrückt, um ihn heraufzurufen, als er sich wieder erinnerte: Die Karnevalswoche hatte offiziell begonnen. Nicht der Fahrstuhl kam in seinem Schacht zu ihm herauf, sondern ein Lautsprecher an der Wand knackte, und eine Stimme erinnerte ihn mit süßlichem Tonfall:
    „Wir sind in der Karnevalswoche, Sir! Im Interesse der Geselligkeit hat das Hotel den Privatfahrstuhldienst zu Gunsten der Hauptfahrstühle eingestellt. Bitte, verlassen Sie Ihr Appartement und gehen Sie nach links den Korridor hinab. Dort werden Sie auf den nächstliegenden öffentlichen Fahrstuhl stoßen. Wir hoffen, daß Sie dort angenehme Gesellschaft finden werden, noch ehe Sie sich draußen unter die fröhliche Menschenmenge mischen!“
    Als er sechzehn oder siebzehn gewesen war, hatten er und eine Schar von Freunden diese Gewohnheit der Hotelleitungen herausgefunden und einen ganzen Abend lang dafür gesorgt, daß die Bewohner des Hotels in ihren Fahrstühlen auch wirklich angenehme Gesellschaft fanden. Sie hatten sich zurechtgemacht, daß sie wie erdrosselte Leichen aussahen – mit blauangelaufenen Gesichtern und weißen Kontaktlinsen auf den Augäpfeln legten sie sich auf den Boden der leeren Fahrstühle, um das Ergebnis abzuwarten. Unter anderem hatten sich darauf bei vier Leuten Herzattacken ergeben. Sie hatten sich großartig amüsiert.
    Irgendwie kam es ihm jedoch jetzt nicht mehr so spaßig vor, wenn er daran zurückdachte. Er hoffte, daß hier nicht etwa jemand auf den gleichen Gedanken gekommen war oder daß er ihn doch zumindest nicht so früh zu Beginn der Karnevalswoche in die Tat umsetzte.
    Schnell ging er durch den verlassenen Korridor auf den Fahrstuhl zu. Er legte den Daumen auf den Rufknopf des Fahrstuhls und blickte die Gänge entlang. Hier am Fahrstuhlschacht trafen sich im rechten Winkel zwei Korridore.
    Im anderen Gang, unweit vom Fahrstuhl, wartete ein Stapel Gepäck darauf, verwahrt zu werden. Auf der anderen Seite des Gepäckstapels entstand plötzlich am Boden eine Bewegung. Ein Arm tauchte auf, als habe ihn ein flach am Boden liegender Mann emporgestoßen, und im gleichen Augenblick war ein leises Stöhnen zu hören.
    Es hätte ein Mord sein können. Das war durchaus möglich. „Hilfe!“
    Jemand hatte also den gleichen Einfall gehabt wie er und seine Freunde aus der Studentenzeit vor fünf Jahren. Nun gut, das war ein alter Scherz. Er drückte erneut auf den Fahrstuhlknopf und hoffte, daß die Kabine bald das Stockwerk erreichte, auf dem er sich befand.
    Der Arm fiel zurück. Ein Bein wurde wild in die Luft gestoßen und fiel mit lautem Lärm auf den Boden zurück. Wieder klang ein Schrei auf.
    Todesnot klang aus dem Schrei und zerriß Horns Vermutungen. Hier handelte es sich nicht um einen Karnevalsscherz. Dieser Schrei hatte seinen Ursprung im Schmerz.
    Ohne sich zu besinnen, lief Horn auf den Gepäckstapel zu.
    Die Haut auf dem Rücken der Hand, die unter dem Gepäckstapel hervorsah, war blau. Ein Androide, aber nichtsdestoweniger ein fühlendes Wesen, das des Schmerzes fähig war. Schwer aussehende Kisten und Koffer waren rund um seinen Körper aufgestapelt. Andere, die vorher auf seinen Beinen gelegen hatten, waren beiseite gestoßen worden.
    „Dienstroboter“, schrie Horn und warf den Kopf in den Nacken. Der Ruf ging in dem langen Korridor unter. Dann beugte er sich hinab, um die Gepäckstücke von dem Androiden wegzuräumen.
    Sie waren leichter, als sie aussahen, aber er war nicht daran gewöhnt, selbst leichte Gegenstände zu heben. Dafür gab es Roboter. Noch ehe er ein
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