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TS 36: Die Waffenschmiede von Isher

TS 36: Die Waffenschmiede von Isher

Titel: TS 36: Die Waffenschmiede von Isher
Autoren: A. E. van Vogt
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austreiben, indem sie unter Beschwörungen Kräuter und Knochen verbrennen? Ich verlange als loyales Mitglied der Gilde behandelt zu werden, als Mensch und nicht als Ungeheuer. Aber jetzt wiederhole ich meine Frage: Was wirft man mir vor?“
    Schweigen.
    Und dann sagte Peter Cadron: „Das werden Sie früh genug erfahren. Aber zuerst eines … Mr. Hedrock, wo sind Sie geboren?“
    Soweit waren sie also schon.
    Er empfand keine Furcht, eher Genugtuung, daß seine älteste Sorge sich endlich einmal bewahrheitete. All die Namen, die er im Laufe seines langen Lebens schon getragen hatte, zogen in kaleidoskopischer Schau an seinem geistigen Auge vorüber. Aber für solche Überlegungen war jetzt keine Zeit.
    „Sie haben doch meine Akten, nehme ich an. Ich bin in Centralia, in den mittleren Lakeside Staaten auf die Welt gekommen.“
    „Die Antwort hat ziemlich lange gedauert“, meinte ein Ratsherr.
    „Ich habe mir überlegt, was hinter der Frage steckt“, kam die kühle Antwort.
    Und jetzt wieder Cadron: „Und wie war der Name Ihrer Mutter?“
    Hedrock sah seinen Widersacher erstaunt an. Cadron durfte doch nicht glauben, daß er ihn mit solchen Mätzchen fangen konnte. Während er das überlegte, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen.
    „Delmyra Marlter.“
    „Sie hatten drei Geschwister?“
    Hedrock nickte. „Meine beiden Brüder und meine Schwester sind alle tot.“
    „Und wann sind Ihr Vater und Ihre Mutter gestorben?“
    „Mein Vater vor acht Jahren, meine Mutter vor sechs.“
    Cadron nickte wieder, als bestätigte das seine innersten Gedanken. „Sie sehen also, ein Mann ohne irgendwelche lebenden Verwandten, ein Mann, der vor weniger als zehn Jahren, als seine ganze Familie schon gestorben war, auf dem üblichen Wege in den Dienst der Gilde trat – und der mit Hilfe seiner Begabung und seiner Intelligenz, die uns selbst damals schon ungeheuer erschienen, schnell zu einer wichtigen Vertrauensstellung aufrückte. Und dann überredete er uns, seinen eigenen Lieblingsplan zu unterstützen und hat es fertiggebracht, sechs Monate lang das Interesse der Kaiserin an seiner Person wachzuhalten. Wir haben seinen Plan unterstützt, weil uns klar war, daß die Kaiserin uns viel Schaden zufügen konnte, wenn sie nicht genauer beobachtet wurde, als dies bisher der Fall war. Obwohl unserer Organisation Zehntausende fähiger Männer zur Verfügung stehen, zweifle ich, ob es einem anderen gelungen wäre, diese sechs Monate in nächster Nähe der Kaiserin zu bleiben.“
    „Und selbst jetzt“, unterbrach ihn Hedrock, „hin ich nur auf die Dauer von zwei Monaten aus ihrem Kreis verbannt.“ Er grinste. „Das hat Sie bisher nicht interessiert, meine Herren, aber das war das Ergebnis der Verhandlungen bei Hofe.“
    Peter Cadron verbeugte sich höflich, wenn auch etwas ironisch vor ihm und wandte sich dann wieder den anderen Ratsmitgliedern zu. „Behalten Sie das im Auge, während ich Mr. Hedrock über seine bisherige Ausbildung befrage.“ Sein Blick heftete sich wieder auf Hedrock. „Nun?“ fragte er.
    „Meine Mutter“, kam die Antwort, „war Universitätsprofessorin. Sie hat mich privat unterrichtet. Wie Sie wissen, ist das seit Jahrhunderten in wohlhabenden Kreisen üblich und von Staats wegen auch durchaus zulässig, vorausgesetzt, daß der Schüler gewisse periodische Prüfungen ablegt und besteht. Sie werden in meinen Akten feststellen können, daß ich meine Prüfungsurkunden seinerzeit zusammen mit meiner Bewerbung eingereicht habe.“
    Wieder breitete sich ein Lächeln auf Cadrons Gesicht aus. „Eine Familie auf dem Papier, eine Ausbildung auf dem Papier, eine ganze Lebensgeschichte, die nur durch Dokumente bewiesen werden kann.“
    Das sah schlecht aus. Aber er durfte sich nicht einschüchtern lassen. „Was wollen Sie denn eigentlich mit diesem Gerede beweisen?“ fuhr er auf. „Wenn ich nicht Robert Hedrock bin, wer bin ich dann?“
    Irgendwie machte es ihm Freude, daß sich Cadrons Züge bei dieser Frage verfinsterten. „Genau das wollen wir feststellen“, sagte er mit zusammengekniffenen Lippen. „Aber ich möchte gleich zu Anfang eines klären. Die Tatsache, daß über Ihre Vergangenheit nur schriftliche Beweisstücke vorliegen, ist kein Punkt, der Sie belastet. Wir klagen Sie nicht deshalb an. Die Waffenläden halten überhaupt nicht Gericht im üblichen Sinne, sie sprechen nur Urteile aus. Und das einzige Kriterium ist nicht der Beweis der Schuld, sondern Zweifel an der Unschuld des
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