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TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland

Titel: TS 27: Verpflichtet für das Niemandsland
Autoren: Milton Lesser
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selbst genommen. Besser hätten sie seine Frau genommen.“ An jenem Tag konnte Sophia sich kaum mehr halten.
    Als Parteimitglied hatte sie Zugang zu dem Gesetz, und sie las es dreimal von Anfang bis zum Ende durch, konnte jedoch nichts entdecken, was Frauen vom Stalin-Treck ausgeschlossen hätte.
    Hatte Fyodor Rasnikov sich freiwillig gemeldet? Natürlich. Alle meldeten sich freiwillig, obwohl man, wenn sein Name aufgerufen wurde, gar keine andere Wahl hatte.
    Sie, Sophia Androvna Petrovitch, würde sich jedoch freiwillig melden, ohne daß man sie dazu aufrief. Daher kam es, daß sie jetzt im Haus Nr. 616 in der Stalin-Allee war und dieser kahle, kurzsichtige und stiernackige Genosse ihr über den Schreibtisch hinweg die Papiere zuwarf.
    Sie schrieb ihren Namen mit solcher Energie auf den Bogen, daß die Feder beinahe das Papier zerriß.

 
2. Kapitel
     
    Etwa 200 Männer saßen dichtgedrängt in dem raucherfüllten Raum. Einige tranken Bier, andere saßen in stumpfem Schweigen da; wieder andere unterhielten sich sehr eindringlich und angeregt. An der einzigen, kleinen Tür gingen zwei Posten langsam auf und ab und brachten die dichten Rauchschwaden unter der Decke des Raumes in leichte Bewegung. Die beiden Wachen in einfacher, militärischer Uniform trugen kleine, jedoch tödlich aussehende Waffen.
    Der Erste: „Das Stadtparlament bekämpfen? Du machst wohl Spaß? Man hat dich geholt, Mann! Versuche nicht, dagegen anzukämpfen! Ich kenne das, ich kenne das.“
    Der Zweite: „Ich sage dir, es muß in den Listen ein Fehler gewesen sein. Ich bin älter als 26, bereits zwei Wochen und zwei Tage. Ich habe bereits meinem Abgeordneten geschrieben. Zum Teufel, deshalb habe ich ihn doch gewählt, und er soll jetzt zusehen, daß er auch etwas für mich tut.“
    Der Dritte: „Das soll wohl etwas besonderes sein? Ich wäre nicht hier, wenn jene Ärzte nicht verrückt wären. Ich meine, wirklich verrückt. Ich mit einem Geschoß wie ein Golfball an der Basis meines Rückgrates.“
    Der Erste: „Du auch? Versuche nicht, dagegen anzukämpfen.“
    Der Vierte, der sich seit kurzem Alaric Arkalion III. nennt: „Ich blicke dem Ganzen als einem anregenden Abenteuer entgegen. Kommt einem von euch die Tatsache, daß man alle 780 Tage die Männer für die Reise ins Niemandsland auswählt, bedeutsam vor?“
    Der Zweite: „Ich habe meine eigenen Probleme.“
    Alaric Arkalion: „Es geht hier nicht um deine Probleme, junger Mann.“
    Der Dritte: „Junger Mann? Du bist ja ein Spaßvogel!“
    Alaric Arkalion, der erkennt, daß er auf Grund der Arbeit des Schönheits-Chirurgen hier in diesem Kreise der am jüngsten Aussehende ist: „Es ist ein Problem des Intellekts: Weshalb 780 Tage?“
    Der Erste: „Auch ich lese die Magazine, Chef. Du glaubst, daß wir alle zum Planeten Mars gehen. Wie originell!“
    Alaric Arkalion: „Du wirst lachen, aber genau das meine ich.“
    Der Zweite: „Mars?“
    Der Erste: „Es ist ein weiter Weg vom Mars zum Stadtparlament.“
    Der Zweite: „Meinst du Raumfahrt zum Mars?“
    Alaric Arkalion: „Genau das! Sonst wäre es doch ein riesiger Zufall.“
    Der Erste: „Wem sagst du das!“
    Alaric Arkalion: „Wie wäre es, wenn du dich erklären würdest?“
    Der Erste: „Nun, weshalb denn nicht? Sieh mal, Mars ist – hm – ich möchte dir die Lorbeeren des Erzählers nicht wegnehmen, Chef. Schieß’ schon los.“
    Alaric Arkalion: „Alle 780 Tage stehen Mars und die Erde in der gleichen Position auf ihrer Bahn um die Sonne; mit anderen Worten, Mars und Erde sind sich am nächsten. Gäbe es so etwas wie eine Raumfahrt, die erst neu und daher noch sehr kostspielig und noch nicht völlig erprobt ist, so würde man doch versuchen, jede Fahrt so kurz wie möglich zu machen. Daher die 780 Tage.“
    Der Erste: „Nicht schlecht, Chef. Du hast das meiste erfaßt.“
    Der Dritte: „Nie hat jemand etwas von Raumfahrt verlauten lassen.“
    Der Erste: „Glaubst du wohl, daß es in alle Welt hinausposaunt würde? Es ist ein Teil eines großen und wichtigen wissenschaftlichen Versuches; nur, daß wir dabei die Versuchstiere sind.“
    Alaric Arkalion: „Lächerlich, du vergißt dabei den kalten Krieg.“
    Der Erste lacht laut: „Er glaubt, daß wir mit den Marsianern im Krieg stehen. Wohl die alte Orson-Wells-Geschichte, was?“
    Alaric Arkalion: „Mit den Russen. Wir haben Atombomben entwickelt. Sie entwickelten Atombomben. Wir sind mit den Wasserstoffbomben herausgekommen. Sie haben sie ebenfalls
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