Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trügerischer Friede

Trügerischer Friede

Titel: Trügerischer Friede
Autoren: Markus Heitz
Vom Netzwerk:
heiraten.«
    »Sicherlich. Ich werde die hübschesten Töchter der Reichen und Mächtigen Borasgotans zu einem Ball laden, auf dem Ihr Eure Gemahlin wählen könnt.«
    »Nicht nötig, Haratf Fjanski. Mein Herz ist bereits vergeben.« Raspot lächelte. »Ich werde sie herbeirufen lassen und sie ehelichen.«
    »Es wird doch hoffentlich eine Dame von Stand sein, die zu Euch passt, hoheitlicher Kabcar?«
    Die überraschende Antwort erfolgte prompt. »Es ist Bschois Witwe. Nach dem Tod ihres Gatten gestand sie mir ihre Liebe. Auch ich fühlte mich zu ihr hingezogen, seit ich sie das erste Mal sah. Sie ist klug. Sie wird uns beim Aufbau Borasgotans unterstützen.«
    Fjanski wirkte nicht unbedingt glücklich. »Hoheitlicher Kabcar, habt Ihr bedacht, wie Euer Vorhaben für die einfachen Leute aussieht? Der Mann, der Euch zu seinem Erben machte, ist kaum tot, da heiratet Ihr seine noch trauernde Witwe und kürt sie zur Kabcara ...«
    »Ich kann nichts Schlechtes daran erkennen. Gäbe es einen angemesseneren Weg, meine Dankbarkeit dem Toten
    gegenüber zu zeigen, als dass ich seiner Gemahlin die höchste Position des Landes anvertraue?«
    »Dann denkt für einen Augenblick wie ein schlechter Mensch, und Ihr werdet einräumen müssen, dass man annehmen könnte, Ihr und die Witwe hättet den Tod Bschois eingefädelt, um ihn aus dem Weg zu räumen und Platz im Bett zu schaffen.«
    Raspot lachte. »Nein, davor habe ich keine Angst. Bschoi ist beim Angeln vor aller Augen ertrunken. Niemand hatte die Hand im Spiel. Es war ein Unfall.«
    Der Haratf war nicht überzeugt, ersparte sich jedoch weiteren Widerspruch. »Dann soll es so sein. Ich freue mich, Eure Gemahlin kennen zu lernen«, sagte er stattdessen und verneigte sich. »Begebt Euch zur Ruhe, hoheitlicher Kabcar, damit Ihr munter seid und die weiteren Unterredungen frisch wie der junge Morgen führen könnt.«
    »Das gilt für Euch ebenso.« Raspot schritt zum Ausgang, nahm sich im Vorbeigehen einen Apfel von der Platte und aß ihn unterwegs.
    Fjanski beobachtete ihn zufrieden und goss sich vom Wein nach, sobald der designierte Herrscher Borasgotans die Halle verlassen hatte.
    Es hätte nicht besser laufen können. Alles befand sind auf dem richtigen Weg, und der junge Putjomkin würde spuren, ohne dass er es merkte, trotz seiner Ankündigung. Eine Marionette merkte nie, wer ihre Fäden zog, wenn man darauf achtete, dass sie den Kopf nicht hob. »Willst du, kleiner Putjomkin, dagegen eine Giftnatter sein und versuchen, deinen Beschwörer zu beißen, werde ich dir deine Zähne schon ziehen.« Er erhob sich, ohne seinen Wein abzustellen,
    streckte sich und schlenderte auf die Tür zu. Sein Bett wartete auf ihn. Kaum war er verschwunden, hob die Vasruca den Kopf. Sie wischte sich die Brotkrümel aus dem Gesicht und lief keineswegs schlaftrunken oder vom Alkohol benebelt durch das Portal hinaus, die kaum erhellten Gänge der Festung entlang, bis sie in ihr Zimmer gelangte. Dort verfasste sie im schwachen Schein einer Lampe eine Nachricht auf einem winzigen Stück Papier. Zeile für Zeile füllte sich das Blatt mit merkwürdigen Zeichen, die von keinem Uneingeweihten zu entziffern waren. Sie faltete es mehrfach, bis daraus ein Zettel von der Größe eines Daumennagels entstand, und schob die Nachricht in ein kleines Lederetui. Dann trat sie zu ihrem Schrankkoffer.
    »Sei leise«, wisperte sie und öffnete ein verborgenes Fach. Darin saß eine Taube und hob erschrocken die Lider. Das Tier gurrte aufgeregt und ließ sich nur mit Mühe greifen. Die Vasruca schob das Etui in das Brustgeschirr des Vogels, streichelte ihm noch einmal über das weiche Kopfgefieder. »Im Morgengrauen fliegst du zu Perdor und bringst ihm die Nachricht.«
    Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen, als das Tier noch einmal mit den Flügeln zuckte und dann leblos in ihren Fingern hing.
    »Was ist mit dir?« Sie schüttelte die Taube vorsichtig, klopfte gegen den Schnabel. Doch es brachte nichts, der Vogel war tot.
    Die Frau aber erhielt einen mörderischen Schlag in den Rücken, der sie gegen den Tisch schleuderte. Die tote Taube fiel aus ihrer Hand und landete auf den Dielen, während man blondes Haar griff. Brutal wurde sie daran in die Höhe und nach hinten gezogen.
    Die Vasruca schrie auf und schlug verzweifelt um sich. Der weite Rock verfing sich im Stuhl, sie strauchelte, sodass sie zu Boden ging. Im nächsten Augenblick bekam sie einen Tritt in den Bauch, der ihr die Luft abschnitt und sie zum Würgen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher