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Treue in Zeiten Der Pest

Treue in Zeiten Der Pest

Titel: Treue in Zeiten Der Pest
Autoren: Philipp Espen
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Joshua das Krankenzimmer betrat, spürte er, wie sich ein dunkler Schatten auf sein Gemüt legte.

 
    2
     
     
     
    Frühling 1318. Die Tiere
     
    »Können wir sie hier pflegen, Magister Priziac?«
    »Wie wollt ihr das anstellen? Ihr bekommt kein einziges Medikament, in Quimper wird alles streng kontrolliert. Die Apotheker werden euch nichts geben. Und ich habe euch ja erklärt, unter welchen Schmerzen die Kranke leidet. Nein, sie kommt in mein Spital. Es ist nicht weit von hier. Ich lasse sie dahin transportieren.«
    »Es ist ein schwerwiegender Verdacht«, sagte Joshua. »Müssen wir nicht die Boten des Vogts verständigen?«
    »Ich bin dazu nicht verpflichtet. Nur die Wundärzte müssen Verletzte unverzüglich dem Rat melden – und natürlich die Schneidärzte, wenn jemand im Leichenschauhaus landet. Aber das werden wir in diesem Fall hoffentlich vermeiden können. Die Vögte würden die Arme ohnehin nur ins Hauptsiechenhaus einweisen, und dort müsste sie sich ein Bett mit zwei anderen Kranken teilen – über die hygienischen Verhältnisse wollen wir lieber gar nicht reden.«
    »Die Krankheit könnte ansteckend sein, wenn sich unser Verdacht bestätigt«, warf Henri ein. »Sie könnte sich binnen Tagen ausbreiten.«
    »Ja, natürlich. Wir dürfen diesen Verdacht nicht außer Acht lassen. Ich werde die Offizin des Stadtvogts vorsichtshalber darüber informieren. Aber später, zunächst muss ich ganz sicher sein. Wie Ihr wisst, gehörte Angéliques Vater zu Lebzeiten zu den unteren Räten der Stadt, die Familie Maxime ist daher sehr angesehen. Im Spital hat die Kranke jedenfalls die beste Pflege. Ich kann ihre Wunden mit allen Präparaten, Opiaten und Laxantien behandeln. Selbst wenn sie sterben sollte, ist sie dort bestens aufgehoben. Die Stadtboten kommen später dran, ich werde mich darum kümmern.«
    »Magister Priziac, Angélique darf nicht sterben! Mein Knappe liebt sie. Ihr Tod würde ihn umbringen.«
    Der Magister hob die Augenbrauen. »Es schmerzt mich, das zu hören, aber vor Liebesgefühlen hat eine solch schwere Krankheit noch nie Halt gemacht.«
    Henri seufzte. Dass Priziac Recht hatte, wusste er nur allzu gut.
    Der Magister fuhr mit seiner Arbeit fort. »Reicht mir bitte noch einmal das Wasser, damit ich ihren Körper ausreiben und auswaschen kann. Und auch Alrauntropfen, bitte.«
    Während Priziac Angéliques ausgemergelten und vor Hitze glühenden Körper abrieb, hielten sich Henri und Joshua im Hintergrund. Es herrschte eine beklommene Stille, in der jeder seinen Gedanken nachhing.
    »So«, sagte Priziac, als er seine Behandlung beendet hatte. »Mehr kann ich im Moment nicht tun. Ruft die vierzehn Nothelfer oder den Heiligen Achatius an, wenn ihr wollt.«
    »Magister«, sagte Henri, »ich weiß, dass es nicht gut um die Kranke steht, aber tut trotzdem Euer Bestes. Und scheut keinen Aufwand, wir zahlen alles!«
    Der Arzt schloss das Fläschchen mit dem Alraunenöl und blickte dann zu Henri auf. »Ich danke Euch für Eure Großzügigkeit, aber über Geld wollen wir nicht reden. Ich bin kein Bader oder Pfuscher.«
    »Aber…«, protestierte Joshua, doch er wurde von Priziac unterbrochen.
    »Als einer der Stadtärzte erhalte ich ein jährliches Gehalt von 30 Sous, dafür kümmere ich mich um jeden, egal, ob arm oder reich. Ob einer überlebt oder nicht, liegt ohnehin nicht in meiner Hand. Sollte dieses Mädchen hier wieder gesund werden, müsst ihr unserem Schöpfer danken. Ich bin nur ein Werkzeug des Herrn.«
    »Damit mögt Ihr Recht haben«, sagte Henri. »Und das werden wir sicher tun. Aber, ich bitte Euch, bedenkt noch einmal, was Ihr tun wollt. Wenn die Tochter des Buchmalers die Krankheit hat, von der ich glaube, dass sie in ihr steckt, dann gnade uns Gott! Wollt Ihr sie wirklich in Euer Spital bringen?«
    »Meine Herrn, ich glaube, es ist besser, von diesem leidigen Verdacht nicht mehr zu sprechen. Lasst uns hoffen, dass er sich nicht bestätigt, und zum Herrgott beten, dass er etwas Ähnliches, wie diese schlimme Seuche, die vor mehr als sechshundert Jahren hier gewütet hat, von uns fern hält.«
    »Ich denke, das wird uns am besten gelingen, wenn wir die Kranke hier behalten«, warf Joshua ein. »Wenigstens so lange, bis wir Klarheit haben!«
    »Und wer soll sich solange um sie kümmern?«
    »Das machen wir«, sagte Henri. »Wir haben keine Angst vor der Krankheit. Und mein Gehilfe Joshua besitzt große Heilkenntnisse. Er wird sie betreuen.«
    »Joshua?« Priziac runzelte die Stirn, als
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