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Traurige Therapeuten: Roman (German Edition)

Traurige Therapeuten: Roman (German Edition)

Titel: Traurige Therapeuten: Roman (German Edition)
Autoren: Ingomar von Kieseritzky
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Deutsche Dogge sei ein edles Tier.
    Ist nicht von Adel, sagte Madame.
    Madame, sagte ich, der Adel wird generell überschätzt; ich kannte einen englischen Terrier, dessen Ahnen zurückgingen bis auf Wilhelm den Eroberer — was soll ich Ihnen sagen – Sprechen Sie, sagte Madame, und nennen Sie mich Larissa Petróvna, Vorname und Vatersname, bitte.
    Ich küsste abermals ihre Hand, kühnes Decolleté, eine herrliche Frau.
    Was ist mit diese Eroberer, fragte sie.
    Larissa Petróvna, erwiderte ich mit einem wenig klinischen Blick, dieser Terrier, Mathew, war edel von Geblüt, aber un peu, You understand, segamini, wie wir Balten zu sagen pflegen … debil … vielleicht imbezill, aber in jedem Fall oligophren … Und er sah aus wie Alfons der Achte von Spanien!
    Tschjort wasmí, Spanien, sagte Larissa, ich will, dass Sie feststellen in Untrüglichkeit, ob mein Mädchen schwanger.

 
    11 So hoffnungsvoll begann meine Karriere an diesem trüben Februartag.
    Ich ließ die drei – jeder auf seine Weise düpiert – sitzen und beriet mich an der Rezeption ohne weitere Kundschaft mit Frau Horak über das Problem, wie man Schwangerschaften bei Windspielen entdecken könne.
    Meine Assistentin fixierte mich aus schwarzen Vogelaugen und sagte vom Gipfel ihrer Erfahrung und Kompetenz, jede Schwangerschaft, aber auch jede Scheinschwangerschaft, gleichgültig, ob bei Mensch oder Tier, befinde sich im Zentrum eines Signifikantennetzes; man könne nun die Taue der Verknüpfung in Zugzwang bringen, dann vernetze sich in der Dekonstruktion autoplastisch die Abwesenheit.
    Sie meinte ganz offensichtlich mit dem Substantiv Abwesenheit die eines Fötus oder eines Embryos oder der Frucht – ich bin ja kein Gynäkologe –, ich interpretierte den kryptischen Satz positiv und kehrte zurück ins Ordinations-Zimmer.
    Larissa Petróvna, sagte ich, es komme nur eine einzige Methode in Frage, die Hündin müsse hypnotisiert werden.
    Wie schrecklich, sagte Larissa.
    Ich placierte das Tier zwischen Madame und dem athletischen Chauffeur und bewegte einen versilberten Kugelschreiber langsam vor den braunen, leicht hervorquellenden Augen Elviras. Larissa schlief zuerst ein, dann folgte der Chauffeur mit bronchialem Schnarchen, wahrscheinlich Raucher.
    Elvira Tamara sah mich an, als wollte sie sagen:
    Weißt du, was du da für einen Scheiß treibst, Junge?
    Blöder Hund, sagte ich in Gedanken, ich mache es genauso wie Albert Dekker als Doktor Thorkel in dem Meisterwerk Doktor Cyklop .
    Altes Kino bildet.
    Aber jetzt war action gefragt, das war ich meiner Reputation schuldig.
    Ich kniete mich vor den Hund, legte die linke Hand auf die seidig behaarte Stirnplatte und sagte laut: Erwache!
    Elvira schloss ergeben die Augen.
    Larissa und der Chauffeur erwachten und sahen mich in unübertrefflicher Therapiepose wie ein heiliger Franziskus in Demut vor der Kreatur.

 
    12 Ich stand auf; die alten Knochen knackten. Für solche Aktionen sollte man Kniepolster benutzen.
    Mein Tonfall war ruhig und würdig.
    Verehrte Madame, sagte ich, die Hypnose sei extrem erfolgreich verlaufen, ehe ich mich klinisch äußerte, wäre es schön, Details über die Symptome zu hören, die das liebe Tier äußere, wenn es sich denn geäußert habe.
    Es hat, sagte Madame. Meine Prinzessin, sie ist unruhig, sie leckt sich das Genital, sie seufzt, sie rollt die Augen, sie sucht sich Kissen von die Kanapees, um zu machen Nestchen für falsche Brut … sie frisst und frisst … und immer blutige Steaks … und dann sie beißt in die Luft. Blutige Steak, Professor, das ist schon für Mensch ungesund.
    Ich erwiderte, dass kein Steak der Welt blutig sei; tote Tiere seien immer schon ausgeblutet, was an Flüssigkeit hervortrete, sei nichts als Muskelfarbstoff, auch Myoglobin genannt.
    Kein Blut, sagte sie fassungslos zum Chauffeur, hörst du, Igor, Mioglobin, man kann essen. Was ist nun mit Elvira – schwanger oder nicht schwanger von Doggenuntier?
    Das Tier, sagte ich, leide an einer Scheinschwangerschaft, das habe der seelische Kontakt mit Hilfe der Hypnose ohne jeden billigen Zweifel ergeben, es handele sich um eine Wunschneurose, kurz, um eine grossesse nerveuse, wie die Franzosen es wohl ausdrückten, und sie komme statistisch gesehen gerade bei blaublütigen Tieren und Menschen besonders häufig vor; Sie müssen sich also keine Sorgen machen, Elvira Tamara sei rein geblieben. Virgo intacta, sagte ich würdevoll, aber Medikamente könnten nie schaden. Aus der Wunderkiste von
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