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Traummann auf Raten

Traummann auf Raten

Titel: Traummann auf Raten
Autoren: Sara Craven , Pößneck GGP Media
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Warum dachte sie überhaupt an die Vergangenheit und riss alte Wunden wieder auf? Vielleicht, weil sie nie richtig verheilt sind, überlegte sie. Ein gefährliches Eingeständnis.
    Die Arme um den Körper geschlungen, begann sie, mit gesenktem Kopf im Zimmer auf und ab zu gehen. Das Haar fiel ihr ins Gesicht, sie strich es ungeduldig hinters Ohr zurück. Sie trug noch immer den gleichen halblangen Bob. Eine neue Frisur ist längst überfällig, entschied sie unvermittelt. Ein kürzerer, geschäftsmäßiger Schnitt, der ihr bei der Jobsuche die nötige Professionalität verlieh.
    Da Joanna häufiger für die Sekretärin in der Gutsverwaltung eingesprungen war, beherrschte sie die Grundlagen der Textverarbeitung und Buchführung. Sie wünschte sich eine Stellung, die ihrer jetzigen Position auf Westroe Manor ähnelte, natürlich ohne die persönliche Bindung. Haushälterinnen mit Führerschein und Sekretariatskenntnissen wurden bestimmt gesucht. Außerdem hatte sie gehört, dass die Nationale Denkmalbehörde Leute einstellte, die auf staatlichen Anwesen lebten und für die Instandhaltung sorgten.
    So etwas würde ich gern machen, dachte Joanna. Ich würde mich mit der gleichen Sorgfalt um ein altes Haus wie dieses kümmern. Gabriel übernimmt es in einem erstklassigen Zustand.
    Sie hatte die letzten zwei Jahre auf der Stelle getreten, aber wenn ihr die gesammelten Erfahrungen zu einer Karriere verhalfen, war die Zeit nicht vergeudet gewesen. Es war nur schade, dass sie vor Gabriels Rückkehr keine geeignete Stelle finden würde.
    Gabriel … Jeder Gedanke schien sie unweigerlich zu ihm zu führen. In gewisser Hinsicht war das verständlich. Schließlich würde er in spätestens achtundvierzig Stunden hier auftauchen und alles in Besitz nehmen.
    Ein Schauer durchrann sie. Einen Moment lang hätte sie schwören können, seine Anwesenheit zu spüren. Sie meinte, seine Hände auf ihrer Haut zu fühlen, als wäre sie ein besonders seltener und kostbarer Gegenstand, der zwar flüchtig sein Interesse geweckt hatte, den er am Ende aber trotzdem nicht kaufen würde. Sie glaubte, Gabriel zu riechen, zu schmecken.
    Joanna erinnerte sich an sein Gesicht – angespannt, fast wild im golden schimmernden tropischen Mondlicht –, als er sich über sie geschoben hatte. Und dann hatte er sich plötzlich in einen enthemmten, dominierenden Fremden verwandelt, der von Emotionen getrieben wurde, die sie weder teilte noch begriff.
    Allerdings hatte er sie nie wieder so behandelt.
    Sie hatten später genauso wenig über den Vorfall gesprochen wie über die unschönen Worte, die danach gefallen waren. Stattdessen hatten sie ihre Flitterwochen in stummer Übereinkunft so verbracht wie jeden anderen Urlaub. Sie waren geschwommen, hatten Ausflüge gemacht, waren über die bunten Märkte gebummelt und hatten wie alle anderen Touristen die einheimischen Spezialitäten im Restaurant probiert.
    Tagsüber schien er der Gabriel zu sein, den sie immer gekannt hatte, und sie konnte sich entspannen. Aber sie wusste, dass sie nachts allein in dem riesigen Bett liegen, dem leisen Surren des Deckenventilators lauschen und sich fragen würde, ob Gabriel schlief.
    Erst in der letzten Nacht auf der Insel kam er wieder zu ihr.
    Diesmal waren seine Berührungen sanft, beinahe unpersönlich. Obwohl sie keinen Schmerz empfand, als er in sie eindrang, war sie wie versteinert. Sie sehnte sich danach, das größte aller Geheimnisse mit ihm zu teilen, aber sie wagte es nicht. Seinen eigenen Worten zufolge war nämlich alles ein Fehler gewesen, und er begehrte sie eigentlich gar nicht. Er brauchte sexuelle Befriedigung, und sie war nichts weiter als ein weiblicher Körper. Dieses Wissen zwang ihr Fesseln auf, die Gabriels beherrschtes, „pflichtgemäßes“ Liebesspiel nicht zu sprengen vermochte.
    Irgendwann hörte sie ihn leise fragen: „Soll ich aufhören?“
    „Nein“, entgegnete sie wispernd. „Es ist alles in Ordnung –wirklich.“
    Einen Moment lang sah er sie reglos an, dann schloss er die Augen und steigerte den Rhythmus seiner Bewegungen, bis er den Höhepunkt erreichte.
    Nach der Rückkehr wurde die Situation in mancher Hinsicht leichter. So mussten sie beispielsweise ihre Zeit nicht mehr ausschließlich in der Gesellschaft des anderen verbringen. Dafür tauchten andere Probleme auf – erstens Cynthias geradezu obszönes Interesse an ihrer Beziehung und zweitens Lionels gutmütige Anspielungen auf Enkel.
    Wären sie in Liebe und Leidenschaft verbunden
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