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Traummann auf Raten

Traummann auf Raten

Titel: Traummann auf Raten
Autoren: Sara Craven , Pößneck GGP Media
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gemacht und war für immer längere Zeiträume fortgeblieben, bis selbst Lionel die Abwesenheit seines Sohnes nicht mehr mit Arbeit hatte entschuldigen können.
    Doch eines Tages war Gabriel zurückgekehrt – allerdings nur, um seine restlichen Sachen abzuholen. Er werde ausziehen, hatte er verkündet, dieses Mal für immer.
    Daraufhin war es zu einer lautstarken Auseinandersetzung gekommen, einem wütenden, schrecklichen Streit. Vater und Sohn hatten einander wie Feinde gegenübergestanden. Auf beiden Seiten waren harte, unverzeihliche Worte gefallen, während Joanna die Hände auf die Ohren gepresst und die Streithähne angefleht hatte, endlich aufzuhören.
    „Du bleibst hier, verdammt noch mal“, hatte Lionel gedonnert, „und erfüllst deine Pflicht deiner Frau gegenüber – sofern sie überhaupt bereit ist, dir zu vergeben. Oder du betrittst nie wieder dieses Haus.“
    Sie hatte Gabriel angeschaut und stumm das Wort „bitte“ mit den Lippen geformt, wobei sie selbst nicht wusste, ob sie ihn bitten wollte zu gehen oder zu bleiben. Ein flammender Blick aus goldbraunen Augen hatte sie getroffen.
    „Tut mir Leid“, hatte Gabriel verächtlich erklärt, „aber es gibt Opfer, die sollte man von keinem Mann verlangen.“
    Und dann war er gegangen.
    Verzweifelt über den Aufruhr, den das Scheitern ihrer Ehe verursacht hatte, und von Erinnerungen gequält, hatte sie ebenfalls ausziehen wollen, doch Lionel hatte es ihr verboten.
    „Du bist meine Schwiegertochter und Herrin dieses Hauses.“ Sein Ton hatte keinen Widerspruch geduldet. „Dein Heim ist hier.“
    Vielleicht hätte sie sich dagegen auflehnen sollen. Auf ihrer Abreise beharren. Ihre Abschlussnoten von der Schule waren gut genug gewesen, um ihr ein Stipendium an der Universität zu sichern – trotzdem hatte sie die Gelegenheit nicht ergriffen. Hätte sie es getan, würde sie jetzt am Anfang ihrer beruflichen Karriere stehen. Hätte ein eigenes Leben. Aber sie war geblieben, weil sie das Gefühl gehabt hatte, Lionel mehr als nur Loyalität schuldig zu sein, weil er sich ihretwegen mit seinem Sohn überworfen hatte.
    Dabei war das Scheitern ihrer Ehe gar nicht der strittige Punkt gewesen. Lionel und Gabriel hatten schon immer ein gespanntes Verhältnis gehabt. Abgesehen von einem ausgeprägten Geschäftssinn hatte Vater und Sohn nur wenig verbunden.
    Sie hatten einander nicht einmal ähnlich gesehen. Lionel war untersetzt und blond gewesen, mit einem stets geröteten Gesicht. Gabriel hingegen war groß, schlank und muskulös. Sein attraktives Äußeres und den dunklen Teint hatte er eindeutig von seiner italienischen Mutter geerbt.
    Auch vom Temperament her lagen zwischen den beiden Männern Welten. Lionel war freimütig und sentimental. Ein Mann, der das Leben aus vollen Zügen genossen und stets ein freundliches Wort für seine Nachbarn übrig gehabt hatte.
    Während Gabriel …
    Joanna überlegte. Was war Gabriel? Hatte sie ihn je wirklich gekannt?
    Da waren natürlich die oberflächlichen Merkmale. Die ruhige, ein wenig herablassend klingende Stimme, das charmante Lächeln, die sportliche Figur, der Wagemut, den er auf dem Polofeld zeigte, die Kaltblütigkeit bei Geschäftsabschlüssen. Aber nichts von alledem verriet auch nur ansatzweise, was sich in seinem Inneren abspielte.
    Er schien die Welt mit spöttischer Distanz zu betrachten. Ihm war stets eine gewisse Reserviertheit, Beherrschtheit eigen, sogar wenn er mit ihr geschlafen hatte – zumindest nach dem ersten Mal, wie sie sich bekümmert erinnerte. Seine Haltung hatte sie gezwungen, sich weiterhin in Schüchternheit und nervöse Anspannung zu flüchten.
    Widerstrebend musste Joanna einräumen, dass sie ihn dafür nicht verantwortlich machen konnte. Er war in diese Situation hineinmanövriert worden.
    Lionel hatte sich gerade als Aufsichtsratsvorsitzender von Verne Investments zur Ruhe gesetzt und Gabriel unbedingt als seinen Nachfolger etablieren wollen – allerdings nur unter bestimmten Bedingungen.
    Joanna hatte um die ständigen Reibereien um Gabriels angeblich verwerflichen Lebensstil gewusst: Partys am laufenden Band, exklusive, gefährliche Sportarten, pausenlos wechselnde Freundinnen. Das Oberhaupt von Verne Investments brauche ein seriöseres, gefestigteres Image, hatte Lionel nachdrücklich erklärt. Eine Heirat wäre der erste Schritt in die richtige Richtung.
    Und ich war gerade da, dachte sie traurig. Ohne es zu ahnen, wurde ich auf meine große Rolle vorbereitet. In meiner
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