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Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Titel: Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)
Autoren: Jennifer Jäger
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konntest doch gar nichts dafür!«, empört Hailey sich, obwohl sie weiß, dass das für die Mathelehrerin kein Grund ist.
    »Es ist sowieso ungerecht, dass die Lehrer unser Leben bestimmen«, murmelt Macy und überrascht Hailey damit. Bisher hat sie noch nie etwas Negatives über das Regierungssystem gesagt.
    »Ach, vergiss das gleich wieder«, rudert sie sofort zurück und setzt ein strahlendes Lächeln auf.
    »Es war ja nur der eine Traum, nicht wahr?«
    Während die Schulstunden zäh dahinfließen, wundert Hailey sich immer mehr über Macys heutiges Verhalten. In der Pause ziehen sie sich in stiller Übereinkunft, wie immer, in ihre Ecke zurück. Direkt unter einer Linde steht eine kleine Bank, die sie schon vor Jahren als Lieblingspausenort auserkoren haben.
    Hailey zieht ihr Brot aus der Tasche und beißt herzhaft hinein, während Macy keine Anstalten macht, etwas zu essen.
    »Was ist mit dir los?«
    »Wie meinst du das?«, entgegnet Macy arglos, doch Hailey merkt, wie sie ertappt auf der Unterlippe herumkaut.
    »Mit dir stimmt etwas nicht. Und das liegt nicht allein an dem Albtraum.«
    »Pssssscht!«, zischt Macy sofort, obwohl niemand in der Nähe ist. Sie zupft nervös an ihrem blauen Rock herum und seufzt.
    »Nun gut. Ich hätte eigentlich ein Date gehabt.«
    Sofort quietscht Hailey begeistert auf. Noch nie hatte eine von ihnen ein Date.
    »Mit wem? Und warum nur eigentlich?«
    »Ist doch egal. Nach diesem Traum kann ich unmöglich hingehen. Ich bin müde, habe Kopfschmerzen und Augenringe. Nein, das Date ist geplatzt, ruiniert, vorbei.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Natürlich nicht! Du weißt nicht, wie es ist, wenn das eigene Leben von Träumen bestimmt wird. Du hast keine Ahnung von der Traumwelt, die uns so viel Sicherheit und zugleich solche Schranken bietet!«
    Schon als die letzte Silbe über ihre Lippen kommt, schlägt Macy schockiert die Hände vor ihrem Mund.
    »Oh Hailey ... ich ... , es tut mir leid! So habe ich das nicht gemeint!«
    »Schon gut.«
    Eine Lüge. Nichts ist gut. Macys Worte haben sie tiefer getroffen, als es Hailey wahrhaben möchte. Ohne ihre Freundin noch einmal anzusehen, packt sie ihr Brot in die Tasche und starrt zu den grünen Blättern hinauf. Der Wind liebkost das Grün als würden sie ein Geheimnis miteinander teilen.
    »Hailey, ich –«
    »Schon gut!«, zischt Hailey energisch. Sie möchte jetzt nicht reden. Sie will einfach schweigen, zu den Blättern hinaufsehen und sich vorstellen, dass das ihr Traum ist. Glauben, dass sie träumen kann.
    »Es wäre ein Date mit Jules gewesen.«
    »Mit DEM Jules?«
    Ohne es zu wollen ist Hailey neugierig und sieht Macy fragend an. Diese kann sich ein kleines Lächeln nicht verkneifen.
    »Ja.«
    Ihr Gesichtsausdruck verrät Hailey, dass sie genau auf diese Neugierde spekuliert hat, um die Stimmung zu entspannen. Hailey ist schon immer neugierig gewesen, eine Eigenschaft, mit der sie mehr als einmal auf die Nase gefallen ist.
    »Wie das?«
    Jules ist ein Jahr älter und ein Jahrgang über ihnen. Als die beiden gerade frisch auf der Schule waren, wurde er sofort zum Objekt ihrer Schwärmerei. Doch als sie älter wurden, geriet dieses pubertäre Gehabe in Vergessenheit. Zumindest hatte Hailey schon eine Ewigkeit nicht mehr an seine schwarzen Haare und die grauen Augen gedacht, die mit der Sonne um die Wette strahlen.
    »Ich weiß auch nicht genau«, entgegnet Macy und genießt Haileys Überraschung.
    »Wir sind uns gestern im Wartezimmer des Arztes begegnet. Er arbeitet dort gerade probeweise. Als er mir das Blut abnahm, bat er mich um ein Date.«
    Macys Wangen sind gerötet und ihre Augen funkeln.
    »Wie romantisch«, säuselt Hailey übertrieben.
    »Das vielleicht nicht gerade. Aber immerhin hat er mich ins Kino eingeladen!«, entgegnet Macy schnippisch und verschränkt die Arme vor der Brust.
    »Jules hat wohl wieder kindische Angewohnheiten in ihr hervorgerufen« , denkt Hailey belustigt. Mit siebzehn Jahren verschränkt sonst niemand mehr die Arme.
    »Schon gut ... Ich will alle Details!«
    Sofort ist Macy Feuer und Flamme.
    »Als ich reinkam, habe ich ihn zuerst gar nicht gesehen. Ich wusste nicht mal, dass er in dieser Praxis arbeitet. Ich gehe da schon seit Jahren hin, um mein Mittel abzuholen, ist ja kein Geheimnis. Auf jeden Fall habe ich mich angemeldet, wie immer halt, und mich ins Wartezimmer gesetzt.«
    Geduldig und interessiert hört Hailey ihrer besten Freundin zu. Manchmal macht Macy eine kurze Pause, um Hailey Zeit
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