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Traeume wie Samt

Traeume wie Samt

Titel: Traeume wie Samt
Autoren: Jayne Ann Krentz
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liebenswert, fand Harry. Er atmete tief ein und schickte seine Bedenken mit einer atemberaubenden Kühnheit zur Hölle, die ihn eigentlich hätte erschrecken müssen. Diesmal war es in Ordnung, sagte er sich. Molly war Geschäftsfrau, keine Psychologin. Sie würde auf seinen Vorschlag vernünftig und besonnen eingehen, aber ihn bestimmt nicht sezieren oder analysieren.
    »Ich möchte etwas mit Ihnen besprechen.« Harry schenkte mit ruhiger Überlegung Tee in ihre Tasse.
    »Ja?« Molly ballte die Hand zu einer kleinen Faust und preßte die Finger zusammen. Ihre Augen glühten. »Ich wußte es!«
    Harry machte ein verblüfftes Gesicht. »Tatsächlich?«
    Molly lächelte, als sie ihre Teetasse hochnahm. »Es wird auch langsam Zeit – wenn Sie erlauben, daß ich so mit Ihnen spreche.«
    Harry versicherte sich, daß er begeisterungsfähige Frauen liebe. »O ja, das ist in Ordnung. Mir war nur nicht bewußt gewesen, daß wir uns in diesem Punkt auf einer Wellenlänge befinden.«
    »Sie kennen den Spruch über große Geister, die demselben Pfad folgen?«
    Harry lächelte. »Ja.«
    »Als Sie mich zum Abendessen hierher einluden, war mir klar, daß es sich um einen besonderen Anlaß handeln mußte und nicht um eine der üblichen Geschäftsbesprechungen.«
    »Richtig.«
    »Ich wußte, daß Sie endlich eine Entscheidung getroffen haben.«
    »Das habe ich, ja.« Harry betrachtete Molly genauer. »Ich habe lange darüber nachgedacht.«
    »Natürlich. Eines habe ich während der vergangenen Wochen über Sie gelernt: Sie überlegen sich alles sehr genau. Und schließlich sind Sie zu dem Entschluß gekommen, daß Duncan Brockways Antrag auf ein Stipendium aus dem Fonds gerechtfertigt ist, nicht wahr? Nun, es wurde auch Zeit.«
    Für einige Augenblicke verstand Harry gar nichts mehr. »Brockways Antrag?«
    Mollys Augen strahlten vor Zufriedenheit. »Ich wußte, daß Sie diesen Plan unterstützen würden. Ich wußte es einfach. Er ist so originell. So aufregend. Und das Potential, das darin steckt, ist einfach unerhört.«
    Harry kniff die Augen zusammen. »Was ich Ihnen sagen will, hat nichts mit Brockways Antrag zu tun. Ich möchte etwas völlig anderes mit Ihnen besprechen.«
    Die Begeisterung in Mollys Augen trübte sich leicht. »Sie haben die Unterlagen doch durchgesehen, oder?«
    »Brockways Antrag? Ja, das habe ich. Er taugt nichts. Wenn Sie wollen, können wir die Einzelheiten später durchgehen. Aber jetzt geht es mir um etwas Wichtigeres.«
    Molly wirkte verblüfft. »Was ist wichtiger als Duncan Brockways Forschungsantrag?«
    Harry stellte seine Teetasse mit zielgerichteter Genauigkeit ab. »Unsere Beziehung.«
    »Unsere was?«
    »Ich denke, Sie haben richtig gehört.«
    Mollys Tasse klirrte laut auf die Untertasse zurück. »Das ist genug. Es reicht.«
    Harry sah erstaunt auf. »Stimmt etwas nicht?«
    »Sie besitzen die Dreistigkeit, mich zu fragen, ob etwas nicht stimmt? Nachdem Sie mir mitgeteilt haben, daß Sie Duncans Antrag nicht billigen werden?«
    »Molly, ich versuche ein vernünftiges Gespräch mit Ihnen zu führen. Allerdings scheinen wir uns völlig mißzuverstehen. Und jetzt zu unserer Beziehung …«
    »Unsere Beziehung.« Molly schoß mit der Energie eines Vulkanausbruchs vom Sofa. »Ich sage Ihnen etwas zu unserer Beziehung. Sie ist ein einziges Desaster, durch und durch.«
    »Ich war mir nicht bewußt, daß wir bereits eine Beziehung hatten.«
    »Ganz sicher haben wir eine. Aber sie endet an diesem Punkt. Jetzt. Heute abend. Ich weigere mich, weiter für Ihre Dienste als mein Berater zu zahlen, Harry Trevelyan. Bis jetzt habe ich absolut nichts für mein Geld bekommen.«
    »Hier scheint ein Mißverständnis vorzuliegen.«
    »Ich würde sagen, daß Sie damit recht haben.« In Mollys Augen tobte ein grünes Wetterleuchten. »Ich dachte, Sie hätten mich heute abend zum Essen eingeladen, um mir zu sagen, daß Sie Duncan Brockways Antrag befürworten.«
    »Warum zum Teufel sollte ich Sie einladen, um Ihnen die einfache Mitteilung zu machen, daß Brockways Pläne reiner Humbug sind?«
    »Sie sind kein Humbug!«
    »Doch, das sind sie.« Harry war nicht daran gewöhnt, daß sein Urteil in Frage gestellt wurde. Schließlich war er eine führende Autorität in seiner Branche.
    »Wenn es nach Ihrem Urteil geht, befindet sich unter den mehr als einhundert Anträgen, die bei der Abberwick-Stiftung eingegangen sind, kein einziger, bei dem es sich nicht um ausgemachten Schwindel handelt.«
    »Nein, das trifft nicht
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