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Träume in Kristall

Träume in Kristall

Titel: Träume in Kristall
Autoren: Yasunari Kawabata
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diesen abscheulichen Würmern, die sich einmal in Playboys Bauch fanden, – glaub mir, das hat mich glücklich gemacht.«
    »Das Schlimme ist, daß du dir vornimmst, so zu denken. Du willst den Spiegel ja gar nicht hier aufstellen. Rein zufällig hast du ihn hierher gerückt; warst du nicht, als sich der Tierzwinger aus dem Garten darin spiegelte, erschrocken und hast mit der Hand nach dem linken Flügel gefaßt?«
    »Wie denn?!« Jetzt erst bemerkte die Dame ihre Hand. (Ah, meine schönen Hände. Dutzende Male an einem Tag gewaschene Gynäkologenhände. Hände vornehmer Römerinnen, die Nägel golden gefärbt. Ein Regenbogen. Und unterm Regenbogen in der grünen Ebene der kleine Fluß.)
    »Ich weiß nicht wie, nur den Himmel sah ich im Spiegel … Und so rein bildet sich der Himmel ab, daß mir ist, auch mein Gesicht könnte sich reiner spiegeln als in Wirklichkeit, – ein Spiegel dieser Spiegel, der so rein die Dinge wiedergibt …«
    »Den Himmel? Du siehst das Glasdach und setzt dir in den Kopf, du hättest den Himmel gesehen. Natürlich, ein dreiteiliger Spiegel – das ist so etwas wie jene Schwingtüren mit zwei Flügeln. Den Flügel, in dem sich Dinge spiegeln, die du nicht magst, kannst du mit der entsprechenden Hand ja zuklappen. Ohne dich meinetwegen zurückzuhalten.«
    »Was redest du da! Macht denn ein Spiegel schon den Menschen zum Seelendeuter?«
    »Mir ist, als hätten wir in der Volksschule ein Lied gesungen, in dem genau davon die Rede war.«
    »Die Psychologie eines Wissenschaflers ist doch wohl aufwendiger als so ein Toilettentisch. Welcher Zusammenhang besteht da eigentlich: zwischen der weiblichen Seele und deiner Wissenschaf?«
    »Ein sehr großer jedenfalls. Selbst in den Frauenzeitschrifen auf den medizinischen Seiten ist davon ausführlich die Rede. Heißt es etwa: zum Orgasmus der Frau bedürfe es eines seelischen Entzückens.«
    Die Dame sah auf ihre im Spiegel erbleichten Wangen. (Pipette, Instrument künstlicher Befruchtung. French letter: Kondom. Weißes Moskitonetz, übers Bett gehängt wie ein Insektenkescher. Die Brille des Kurzsichtigen, die sie zertrat in der Hochzeitsnacht. Sie, ein kleines Mädchen noch, und das Ordinationszimmer ihres Vaters, des Gynäkologen.) Sie schüttelte den Kopf, wie um damit auf ihrem Kopf eine gläserne Kette zu zerbrechen. (Das Geräusch, wenn im Labor Spermatozoenund Eizellenpräparate von diesen und jenen Tieren auf den Boden fallen, wenn die Objektgläser und Deckgläser knisternd zerbrechen. Glassplitter, die funkeln wie Sonnenlicht.) Und sie meinte, es wäre von ihrer eigenen Trauer, daß ihre Wangen, die doch hätten erröten müssen bei den Worten des Mannes, bleich geworden waren, und meinte im Augenblick darauf, ob im Spiegel bleiche Frauenwangen nicht die Trauer des Spiegels selber wären.
    »Das eben ist die Liebe.«
    »Ja, das ist die Liebe«, gab die Dame dem Mann als Echo zurück.
    »Ach, da sagst du, das sei die Liebe, und hast mich doch gelehrt, für die Befruchtung müsse es nicht unbedingt zum Orgasmus kommen.« (Pipette Pipette Pipette. Selbst die lederne Dressurpeitsche über meinem Hund, wenn sie geschwungen wird, schreit Pipette, Muzotsche Zange.)
    »In Deutschland, oder war es irgendwo anders, nahm man, wie es heißt, an hundertsiebenundzwanzig Frauen eine künstliche Befruchtung vor, und zweiundfünfzig von ihnen trugen die Kinder aus, eine Rate, die zwar weit ungünstiger sei als bei Pferd und Rind, aber immerhin einundvierzig Prozent. Noch eine ähnliche Geschichte habe ich gehört. Da wurde, sagt man, in einem Kloster eine jungfräuliche Nonne schwanger. Und das, obwohl sie – sie war Nonne geworden, weil sie verkrüppelt war – nie mit einem Mann geschlafen hatte.«
    »So brauchen auch wir ja die Hoffnung nicht aufzugeben.«
    »Hoffnung? … allmählich mag ich die Pipette nicht mehr. Wenn du willst, daß wir ein Kind haben, solltest du besser bald die Methode entwickeln, wie Leben außerhalb des Leibs entstehen könnte. Ihr Embryologen träumt von Jungfernzeugung, bei der, unvermischt mit dem mütterlichen Blut und unbefleckt, das Vater-Kind entstünde; währenddessen scheint mir, es wäre schöner, ohne ein Kind zu sterben. Das hieße, mit Gott gerungen haben.«
    »Und du ringst mit dem Spiegel, oder? Entdeckst noch im Spiegel meine Wissenschaf. Nun ja, wo man heutzutage selbst vom Make-up als von einer Wissenschaf spricht …«
    »Das ist wahr. Und obwohl du so redest, suchst du da doch, ich meine: im Make-up, nach
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