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Totgelebt (German Edition)

Totgelebt (German Edition)

Titel: Totgelebt (German Edition)
Autoren: Karin Hagemann
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ablesen, er bemerkte sofort, auch ohne Worte, wenn seiner Kollegin etwas missfiel. Dieses Mal waren es, wie so oft, seine Füße auf seinem Schreibtisch. Trotzdem ließ er demonstrativ die Füße liegen, wo sie waren.
    „Also gut, was will uns dieser Text sagen?“ nahm Paula den Gedanken von Max auf. „Ich vermute mal, es ist ein Zitat. Das klingt nicht nach den letzten Worten einer 21jährigen Psychologiestudentin, die sich das Leben nehmen möchte, oder? Ich werde Johanna mal diese Worte in die Hand drücken und sie wird den Computer damit füttern. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie schnell den Ursprung dieser Worte herausbekommen wird.“
    Johanna , die Paula und Max seit einem halben Jahr im Team unterstützte, war eine Expertin auf dem Gebiet der Recherche. Sie beherrschte jegliche Form von Suchanfragen bis ins kleinste Detail. Wenn sie genaue Instruktionen, Stichworte oder Daten bekam, hatte sie innerhalb kürzester Zeit sämtliche passenden, zugehörigen Informationen parat. So war es auch dieses Mal.
    Mit den Worten „Es handelt sich um ein Bibelzitat“ betrat Johanna das Zimmer, „Und zwar Jeremia, Kapitel 29, Vers 11. Das war nun wirklich nicht schwierig. Da musst du mir schon etwas Anspruchsvolleres vorlegen, um mich in Bedrängnis zu bringen“, zwinkerte sie Paula zu. Diese schnappte Johannas Blick auf und schaute verlegen auf den Boden.
    Warum macht sie mich immer so verlegen, was irritiert mich so an ihr, Paula suchte nach einer Erklärung. Irgendetwas an ihrer Art macht mich nervös. Ihr imponierte das sichere, bestimmte Auftreten von Johanna. Und außerdem fand sie, dass Johanna eine ausgesprochen attraktive Frau war. Sie hob ihren Blick vom Boden und versuchte, ihre Verlegenheit zu überspielen.
    „Aber das ist nicht alles, das Zitat wurde nicht vollständig wiedergegeben. Hier, ich habe e uch mal beide Versionen gegenübergestellt.“ Johanna reichte Paula das Blatt mit den Zitaten, grinste Paula kurz an und verließ den Raum.
    Währenddessen gestikulierte Max ihr gegenüber am Telefon. Er wollte ihr etwas mitteilen. Auf einen großen Zettel schrieb er „ SELBSTMORD “ und hielt den Zettel hoch. Paula überlegte kurz, ob sie die Pause nutzen sollte, um Anne anzurufen. Sie hatte seit heute Nacht nicht mehr mit ihr gesprochen, obwohl sie versprochen hatte, sich zu melden. Aber sie verspürte irgendwie keine Lust. Trotzdem griff sie zum Hörer und wählte die Nummer ihrer Freundin, um zu erfahren, dass diese gerade bei Gericht war. Annes Sekretärin versicherte ihr, dass sich Anne sofort nach ihrer Rückkehr in die Kanzlei bei ihr melden würde. Nachdenklich bemerkte sie, dass sich ein Gefühl der Erleichterung in ihr breit machte.
     
    „Es gibt gar keinen Zweifel, unsere Studentin hat sich selbst erschossen. Fremdeinwirkung völlig ausgeschlossen. Es war ein klassischer Selbstmord.“, begann Max das Ergebnis der Gerichtsmedizin zusammenzufassen. „Das Einzige, was seltsam ist, sind ihre Abschiedsworte. Aber wer weiß schon, was einem anderen Menschen durch den Kopf geht, wenn er nicht mehr leben möchte . Ich denke, das ist alles wasserdicht und wir können beginnen, den Bericht zu schreiben.“ Jetzt erst schaute er Paula an. „Alles ok ay ? Hast du gehört, was ich dir gesagt habe? Ärger zu Hause?“, fragte er nun etwas sanfter und leiser.
    „Das fragst du mich heute schon zum zweiten Mal, alles in Ordnung zu Hause. Hör zu, Lotte Jansen hat das ursprüngliche Bibelzitat verändert, warum auch immer. In der Bibel lautet das vollständige Zitat: „ Denn ich allein weiß, was ich mit euch vorhabe: Ich, der Herr, werde euch Frieden schenken und euch aus dem Leid befreien. Ich gebe euch wieder Zukunft und Hoffnung. “ Sie hat die Worte ‚der Herr’ herausgenommen , a ußerdem die Zusätze, die Hoffnung, Frieden und Zukunft beinhalten. Was meinst du, warum sie das getan hat ? Weil sie keine Hoffnung mehr hatte, keine Zuversicht? Weil für sie der Tod unwiderruflich bevor stand? Und warum hat sie ‚der Herr’ raus genommen, somit bedeuten die Worte doch, dass sie sich selber von den Leid befreit.“ Sie schaute Max an.
    „Das würde zu einem Selbstmor d passen, findest du nicht auch? Allerdings frage ich mich, warum sie sich so viel Mühe gemacht hat.“ Er dachte einen Augenblick nach. „Weißt du was, wir gehen jetzt Mittag essen und danach schreiben wir gestärkt den Bericht. Ich finde, dass ist eigentlich alles recht schlüssig. Wir machen früh Schluss und gehen ins
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