Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totentrickser: Roman (German Edition)

Totentrickser: Roman (German Edition)

Titel: Totentrickser: Roman (German Edition)
Autoren: Jan Oldenburg
Vom Netzwerk:
die Bezahlung zwar, aber das Risiko ist es wirklich nicht wert! Halt! Das würde ich nicht tun!«
    Falfnin, der eben im Begriff gewesen war, die Fesseln des Zwergs zu lösen, zog die Hand zurück.
    »Wieso nicht?«, fragte er.
    »Weil das hier«, er machte eine Bewegung mit dem Kopf, dem einzigen Körperteil, dem noch etwas Bewegungsfreiheit geblieben war, »der Streckinator 7000™ ist. Tausendvierhundert Kilo Zugleistung, perfekte Kraft-Schmerz-Umsetzung, intuitive Out-of-the-box-Bedienbarkeit und lebenslängliche Garantie.«
    »Aha«, sagte Selphyne. »Und das heißt, wir sollen jetzt … was genau tun?«
    »Auf keinen Fall die Fesseln lösen! Seht mal an der Seite rechts von mir nach, da befindet sich eine kleine mechanische Anzeige.«
    Falfnin ging neben der Streckbank in die Hocke.
    »Und? Hast du sie gefunden? Was zeigt sie an?«
    »037«, entgegnete der Wichtelmeisterdieb.
    »Gut. Okay.« Der Zwerg atmete tief durch. »Kein Grund, in Panik zu verfallen. Wir haben noch genug Zeit. Siebenunddreißig Minuten sind zwar nicht viel, wirklich nicht viel, aber es müsste reichen.«
    »Was passiert in siebenunddreißig Minuten?«, wollte Brom wissen.
    »Bei aktivierter Schnapp-und-Ab-Funktion™ entlädt der Streckinator 7000™ nach Ablauf des am Stellrad festgesetzten Countdowns die gespeicherte kinetische Energie«, erklärte der Zwerg, als referiere er aus einem Bedienungshandbuch. »Das Ergebnis kann, je nach Einstellung, variieren.«
    »Was?«, blinzelte Brom, der erwartungsgemäß kein Wort verstanden hatte.
    »Wenn wir es nicht schaffen, den Mechanismus zu stoppen, bevor die siebenunddreißig Minuten abgelaufen sind, reißt mir dieses Ding beide Arme und Beine ab.«
    »Oh«, machte Bolgur.
    »Das erinnert mich an eine lustige Geschichte«, meinte Brom heiter, dessen sonniges Naturell auch die finsterste Wolkenfront überstrahlte. »Onkel Gilfo hat mal mit einem Zyklopen gewettet …«
    »Dafür haben wir jetzt keine Zeit«, unterbrach ihn Falfnin. »Wie können wir diese Schnapp-und-Ab-Funktion™ deaktivieren?« »Schraubt bitte als Erstes die eiserne Verschalung neben der Zeitanzeige ab«, sagte der Zwerg.
    Falfnin tat es.
    »Du hast Glück, dass ich immer ein vollständiges Diebes- und Feinmechanikerwerkzeugset dabei habe«, meinte er.
    »O ja«, nickte der Zwerg. »Ich liege so gut wie nackt auf einer Streckbank im Verlies eines Nachtelfentotenbeschwörers und stehe ganz knapp davor, gevierteilt zu werden. Ich schätze, ich bin der glücklichste Zwerg der Welt! Und, was siehst du?«
    Falfnin schnalzte mit der Zunge.
    »Das sieht ziemlich kompliziert aus.«
    »Ja, die Mechanik des Streckinators 7000™ ist ein Wunderwerk zwergischer Ingenieurskunst. Innovation und Tradition in perfekter Einheit. Also, wenn du genau hinschaust, müsstest du ein großes silbernes Zentrifugenpendel finden, gleich neben mehreren 32er-Zahnrädern.«
    Falfnin suchte angestrengt.
    »Da sind eine Menge Pendel und Zahnräder«, meinte er. »Ah, ich glaube ich hab es! Silbern und etwas größer als die übrigen?«
    »Genau. Jetzt kommt es darauf an, dieses Pendel irgendwie anzuhalten.«
    »Du scheinst eine ganze Menge über Streckbänke zu wissen«, warf Brom ein.
    »Ich würde in der falschen Branche arbeiten, wenn das nicht der Fall wäre«, antwortete der Zwerg mit einem Anflug professionellen Stolzes. »Hakon Zwingenschmied, Mitarbeiter der Firma Stechli & Kreysch, dem unangefochtenen Marktführer in Sachen Folterzubehör, Kerkereinrichtung und Liebesspielzeug für den ausgefallenen Geschmack. Ich bin persönlich an der Entwicklung des Streckinators 7000™ beteiligt gewesen.«
    Plötzlich war die ohnehin nicht gerade tropisch-warme Gefühlstemperatur in dem Verlies noch um ein paar zusätzliche Grade gefallen.
    »Soso«, sagte Selphyne.
    »Das nennt man dann wohl Karma«, sagte Falfnin.
    »Stechli & Kreysch, was?«, fragte Brom, sich nachdenklich das Kinn reibend.
    »Ganz genau«, nickte Hakon Zwingenschmied. »›Stechli & Kreysch – wir liefern das Stech , für das Kreysch müssen sie selbst sorgen.‹«
    »Das ist nicht witzig«, brummte Bolgur.
    »Nein, eigentlich nicht.« Zwingenschmied lachte nervös, als er den grimmigen Gesichtsausdruck des Ogers bemerkte. »Aber ich hab mir den Slogan auch nicht ausgedacht, das waren die Jungs in der Marketingabteilung. Na, ich will jedenfalls nicht drängen, aber zum Plaudern bleibt ja nachher noch genug Zeit, erst mal sollten wir uns auf meine Befreiung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher