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Totenseelen

Totenseelen

Titel: Totenseelen
Autoren: Birgit Lautenbach
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zu versenken, brauchte ich gewiss keine Hilfe.« Mit einer knappen Handbewegung deutete der Alte auf den Bodden. Dorthin, wo er allemal tief genug war, um einen Koffer nicht wieder auftauchen zu lassen, dessen Inhalt sich nach und nach auflöste. Anzüge, Pläne, Geld.
    »Davonzukommen war damals das Wichtigste«, fuhr er fort, bevor Pieplow etwas sagen konnte. »Aber später, nach dem Krieg, habe ich mehr als einmal beschlossen, nicht länger zu schweigen. Ich wollte geradestehen für das, was ich getan hatte. Ein Urteil hören. Einen Schlussstrich ziehen. Ich habe es nie gemacht.«
    »Und warum nicht?« »Ich wollte nicht alles verlieren«, sagte Kapitän Brahm leise. »Man hätte mir danach nie mehr das Kommando über ein Schiff gegeben. So viel war mir die Wahrheit nicht wert. Aber jetzt soll’s mir recht sein, wenn alles doch noch ans Licht kommt und ich Klarschiff machen kann vor der großen Reise.«
    Pieplow wich dem Blick nicht aus, mit dem der Kapitän ihn musterte. »Die Wahrheit betrifft nicht nur Sie«, sagte er schließlich. »Bleibt also die Frage, ob sie den Schaden wert ist, den sie immer noch anrichten kann.«
    Der Kapitän schwieg eine Weile, bevor er bedächtig »Verstehe« sagte. »Es geht darum, die anderen zu schonen. Lissi vor allem, nehme ich an.«
    Pieplow nickte. »Sie und das Kind, das sie damals bekommen hat und das womöglich diese Wahrheit bis heute nicht kennt.«
    »Wir werden also weiter schweigen«, stellte der Kapitän fest.
    »Das werden wir«, stimmte Pieplow zu und hoffte, diesen Entschluss nicht irgendwann zu bereuen.

    »Na, was rausgekriegt aus dem alten Schweiger?«, fragte Kästner später ganz beiläufig. Sein Hauptaugenmerk lag auf der Bäckereipappe mit zwei Berlinern, die Pieplow vor ihn hingestellt hatte. Glasiert oder gepudert, das wollte entschieden sein.
    »Nichts«, sagte Pieplow knapp und ließ sich in seinen Bürostuhl fallen. »Wenigstens nichts, was für die Ermittlungen wichtig wäre.«
    »Ich hab’s ja gleich gesagt. Bei so einer uralten Geschichte kann nichts mehr herauskommen. Stimmt’s?« Kästner hatte sich für den Berliner mit Puderzucker entschieden und biss herzhaft zu.
    »Stimmt«, sagte Pieplow.

Verlagsgruppe Random House
     
     
     
    1. Auflage
    Originalausgabe November 2008
    Copyright © 2008 by Birgit Lautenbach & Johann Ebend
    Copyright © dieser Ausgabe 2008
by Wilhelm Goldmann Verlag, München,
in der Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlagmotiv: Hanka Steidle
An · Herstellung: Str.
    eISBN : 978-3-641-02433-8
     
    www.goldmann-verlag.de
    www.randomhouse.de
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