Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenbeschwörung

Totenbeschwörung

Titel: Totenbeschwörung
Autoren: Brian Lumley
Vom Netzwerk:
höhnisches, öliges Lächeln, erwiderte jedoch nichts. Wrans Argwohn dagegen war geweckt. »Was sagst du da?«, fuhr er Nestor an. »Wir müssen den Turm verteidigen, wenn und falls ...?« Er wandte den Blick zu Wratha. »Heraus damit, Lady! Was soll das Ganze?«
    Canker beugte sich mit einem Hüsteln nach vorn. »Mich solltest du fragen, Wran! Frag mich, worum es hier geht!«
    Spiro Todesblick, der für gewöhnlich schwieg, saß dem Hunde-Lord direkt gegenüber. Nun meldete er sich zu Wort. »Dann sprich! Was geht hier vor?«
    »In meinen Träumen vermag ich in die Zukunft zu blicken«, bellte Canker. »Das geht hier vor! Mir träumte von einer riesigen Streitmacht, die auf ihren Bestien um den letzten Felsenturm kreist ... so zahlreich wie Schmeißfliegen um einen Haufen Ziegendreck! Ich vermochte ihre Flieger nicht zu zählen ... aber ihr Anführer war Vormulac!«
    Eine Zeit lang herrschte Schweigen. Dann lachte Gorvi auf, aber seine Stimme klang unsicher. »Was, sollen wir jetzt etwa anfangen zu zittern und zu beben, weil du dich dazu herabgelassen hast, zu träumen? Ha! Und weshalb, bitte schön, sollten wir deinen Träumen eine Bedeutung beimessen? So mancher träumt schlecht ... und du ganz besonders, will mir scheinen!«
    Abermals erhob Wratha die Stimme. »Lacht nur, so viel ihr wollt! Aber Canker verfügt tatsächlich über diese Gabe. Nur ein Narr würde das leugnen! Haben wir nicht alle über ihn gelacht, als er vorhatte, seine silberne Geliebte vom Mond herabzulocken? Und wie wir gelacht haben! Aber lachen wir immer noch? Nun befindet sie sich hier, in der Räudenstatt! Vielleicht kam sie vom Mond herab, vielleicht auch nicht, Tatsache jedoch ist, sie ist silbern und sie existiert und gehört Canker! Nestor Leichenscheu hier schwört auf Cankers Träume, er kann bezeugen, dass sie wahr sind. Hört zu: Vor langer, langer Zeit habe ich euch davor gewarnt, dass Vormulac uns eines Tages aus Turgosheim folgen würde. Nun, ebendies wird er tun, und zwar bald! Womöglich zu bald! Werdet ihr dann bereit sein und ihm vereint wie Männer gegenübertreten? Oder lasst ihr euch lieber in Ketten von den Zinnen hängen, um mit der aufgehenden Sonne langsam und qualvoll zu einem stinkenden Häufchen Asche zu verbrennen?«
    Sie sah von einem zum andern und blickte jedem der Lords, einschließlich Nestor und Canker, der Reihe nach ins Gesicht. Keiner von ihnen sagte ein Wort. Sie saßen nur da wie versteinert, das grauenhafte Bild, das sie ihnen ausgemalt hatte, vor Augen.
    Wratha war es zufrieden. Zu guter Letzt würde sie also doch noch ihren Willen bekommen ...
    In Turgosheim war der Sonnunter kaum eine Stunde alt, da schaute Maglore der Magier der bedrohlichen Parade der Ungeheuer zu, die am windumtosten Rand der Schlucht, gleichauf mit dem höchsten Erkerturm der Runenstatt, vorüberflogen.
    Vormulac Ohneschlaf hatte die Truppenschau angeordnet, um noch einmal die Kampfbereitschaft seiner Armee zu überprüfen, bevor sie sich über die Große Rote Wüste auf den Weg nach Westen machte in der Hoffnung, die Alte Sternseite zu finden und das legendäre Land, in dem Milch und Honig flossen. Denn wenn die Sonne zum nächsten Mal sank und die Dunkelheit sich über das Grenzgebirge breitete, würden Lord Vormulac und seine zahllosen Generäle mit all ihren Männern, Fliegern und Kampfkreaturen aus Turgosheim aufbrechen. Sie waren wild entschlossen, neue Gebiete zu entdecken und, wenn es sein musste, auch einen Krieg zu führen, um sie zu erobern. Dem Krieger-Lord Vormulac von der melancholischen Vormspitze schien der Zeitpunkt günstig, seine Streitkräfte zu versammeln und ihre Schlachttauglichkeit in der Luft zu erproben.
    Vor allem wollte er sehen, wie sie sich in geschlossener Formation machten. Denn kämpfen konnten sie, daran bestand kein Zweifel, schließlich waren sie allesamt Vampire oder zumindest aus vampirischer Substanz gemacht. Selbst das metamorphe Fleisch der einigermaßen zahmen Flieger war eigens zu diesem Zweck vampirisiert worden. Und die Krieger waren ohnehin Fleischfresser ...
    Somit dienten Pomp und Zeremoniell dieser Truppenschau auch dem Ruhme Vormulacs. Sie stellte für ihn eine Gelegenheit dar, die ihm untergebenen Lords nach seiner Pfeife tanzen zu lassen und ihnen seine Macht zu demonstrieren. Sie wiederum konnten mit ihren Kampfhandschuhen rasseln, jedem ihre Stärke zeigen und dazu noch stolz auf ihr Vampirerbe sein. Wamphyri!
    Und so blickte Maglore über die große Schlucht von Turgosheim
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher