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Tote Kehren Nicht Zurück

Tote Kehren Nicht Zurück

Titel: Tote Kehren Nicht Zurück
Autoren: Granger Ann
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junge Frau nahm auf dem Beifahrersitz Platz und legte ihren Proviantbeutel in den Schoß. Sie starrte geradeaus durch die Scheibe nach draußen, beobachtete den Lichtkegel der Scheinwerfer und schwieg ansonsten.

    Das beharrliche Fehlen eines jeden Versuchs einer Unterhaltung war auf Dauer entnervend, und so unternahm Meredith einen Versuch.

    »Wohnen Sie in Bamford?«

    »Nein.« Höflich, doch bestimmt. Das geht Sie nichts an, sagte der Ton. Meinetwegen, dachte Meredith, die es ebenfalls nicht mochte, von Fremden ausgefragt zu werden. Ihre nächste Bemerkung war auf das Notwendigste beschränkt:

    »Wo soll ich Sie rauslassen? Wissen Sie, wo Sie hinmüssen?« Die junge Frau sah Meredith an.

    »Es heißt Tudor Lodge. Ich glaube – so wurde es mir jedenfalls beschrieben –, es liegt ganz am Rand der Stadt, fast das erste Haus.«

    »Ich kenne Tudor Lodge. Es gehört den Penhallows.«

    »Ja.«

    »Ich kenne Carla Penhallow. Sind Sie eine Freundin von Luke?« Schweigen. Meredith hatte das Gefühl, als hätte ihre Frage die junge Frau aus der Fassung gebracht.

    »Nein.« Die Antwort war einsilbig, wie schon zuvor, doch diesmal fehlte die verschlossene Gelassenheit. Nun ja, rief sich Meredith ins Gedächtnis, es geht mich tatsächlich nichts an. Sie will es mir nicht verraten, also sollte ich gefälligst meinen vorlauten Mund halten. Doch ihre Neugier war geweckt und obsiegte über höfliche Diskretion.

    »Wenn Sie noch nie in Tudor Lodge waren«, hörte Meredith sich fast gegen ihren Willen nachhaken,

    »dann werden Sie überrascht sein. Es ist ein sehr altes und wunderschönes Haus, auch wenn es gewissermaßen das reinste Flickwerk ist.«

    »Flickwerk?« Wenigstens diesmal schwang Neugier in der Stimme der jungen Frau mit. Na endlich, dachte Meredith. Doch noch eine menschliche Regung.

    »Der älteste Teil ist elisabethanisch. Er befindet sich auf der linken Seite, wenn Sie das Haus von der Straße her sehen. Auf der rechten Seite befindet sich eine Erweiterung aus georgianischer Zeit. Die Steinveranda ist viktorianisch, Tudorstil. Trotzdem passt alles irgendwie zusammen. Ich beneide Andrew und Carla sehr um dieses Haus.«

    »Es klingt hübsch …« Ein Hauch von Aufforderung weiterzusprechen. Die junge Frau wollte mehr wissen und war nun offensichtlich doch bereit, sich mit Meredith zu unterhalten. Doch jetzt war die Reihe an Meredith, sich mit Informationen zurückzuhalten. Wer um alles in der Welt war diese junge Frau überhaupt? Sie sah aus wie neunzehn, wirkte gut erzogen und doch so kühl wie Pfefferminze … Endlich – ein wenig verspätet – zählte Meredith zwei und zwei zusammen. Die junge Frau musste aus dem Lastzug ausgestiegen sein, an der Abfahrt nach Bamford. Sie war bis dorthin getrampt. Das ergab aber doch keinen Sinn!? Es wäre nur dann logisch gewesen, wenn sie eine Freundin von Luke war, dem Sohn der Penhallows. Eine Studentin, knapp bei Kasse, wie das eben bei Studenten so üblich war. Doch falls sie eine Freundin der Eltern war, entweder von Andrew oder Carla, oder jemand von Carlas Verlag oder dem Fernsehsender, der Carlas populärwissenschaftliche Sendungen produzierte, dann hätte sie doch wohl einen eigenen Wagen gehabt. Der Name von Bamford leuchtete auf dem Ortseingangsschild auf, zusammen mit dem Namen jener obskuren französischen Partnerstadt. Meredith passierte die letzten Reihen von Hecken, und eine Tankstelle kam in Sicht, unordentlich, doch hell erleuchtet und beruhigend. Hinter der Tankstelle eine Reihe Steincottages, gefolgt von einem kleinen Wäldchen. Sie erreichten die ersten Straßenlaternen, die soeben zündeten und brummend zum Leben erwachten. Und dort lag auch schon Tudor Lodge, ein wenig abgesetzt von der Straße hinter einem eisernen Gitter. Die hohen Schornsteine und der charakteristische spitze Giebel hoben sich noch immer von dem dunkelgrauen Abendhimmel ab. Meredith lenkte zum Straßenrand.

    »Da wären wir …« Sie unterbrach sich. Die junge Frau hatte bereits die Tür geöffnet und schlüpfte nach draußen.

    »Danke fürs Mitnehmen.« Sie schlang sich den Proviantbeutel über die Schulter, lief ein paar Schritte die schmale Einfahrt hinauf und drehte sich dann zu Meredith um. Offensichtlich wartete sie, dass Meredith davonfuhr. Aus Höflichkeit gegenüber ihrer Wohltäterin? Nein, überlegte Meredith. Wohl kaum. Sie möchte nicht, dass ich zusehe, wie sie zur Tür geht und läutet. Irgendetwas stimmte nicht an der Geschichte, so viel stand fest. Doch
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