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Total verschossen

Total verschossen

Titel: Total verschossen
Autoren: Janet Evanovich
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Mann war seine Firma, Holt Industries, besaß Niederlassungen auf der ganzen Welt –, aber er hätte doch trotzdem einmal Zeit finden können, nach dem Hörer zu greifen.
    »Also, was ist nun – willst du eine kleine Spritztour machen?«, fragte Jamie Vera – sie hoffte, damit Max aus ihren Gedanken zu verscheuchen.
    Vera öffnete die Fahrertür. »O nein, der hat ja eine Gangschaltung. Ich habe seit Jahren keinen Wagen mit Gangschaltung mehr gefahren.«
    »Da bist du doch gleich wieder drin. Du brauchst bloß ein bisschen Übung.«
    Zwanzig Minuten später brausten sie mit offenem Verdeck durch die Kleinstadt. Vera grinste wie eine Achtzehnjährige, die soeben ihre Führerscheinprüfung bestanden hatte. »He, schau mal, ich kann das ja!«, rief sie begeistert, als die Ampel, an der sie angehalten hatten, auf Grün schaltete und sie den ersten Gang einlegte und losfuhr. Jamie musste ebenfalls grinsen. »Siehst du, ich hab dir ja gesagt, das hast du gleich wieder.«
    Vera warf ihr einen unsicheren Blick zu. »Ich sehe doch hoffentlich nicht zu blöd aus, oder? Ich meine, eine Frau in meinem Alter und ein solcher Schlitten? Bin schließlich kein junger Hüpfer mehr.«
    Jamie betrachtete ihre Freundin. Veras aufgetürmte Haare hatten inzwischen auch die letzten Nadeln gelassen, aber das begeisterte Funkeln ihrer Augen machte die Frisurenkatastrophe mehr als wett. Vera sah viel jünger aus. »Du siehst toll aus, Vera!« Die reckte das Kinn. »Komm, ich fahre noch mal um den Stadtplatz. Mal sehen, ob wir jemanden sehen, den ich kenne.«
    Jamie freute sich über Veras Begeisterung. Und eins war sicher: Es machte mehr Spaß, mit Vera durch die Stadt zu kutschieren, als allein zu Hause zu sitzen und sich Sorgen um Flohsack zu machen.
    Vera umrundete den Stadtplatz. Diese Gegend hatte in den letzten Jahren ein Facelifting erhalten. Die Ladeninhaber hatten ihre Läden neu gestrichen, dazu kamen neue Markisen und große Blumenkästen. Man hoffte, damit wieder mehr Kunden vom großen Einkaufszentrum im Industriegebiet weg- und in die Innenstadt zu locken.
    Jamie kannte das Städtchen wie ihre Westentasche. Es mochte ja einen neuen Anstrich bekommen haben, doch die Geschäfte waren noch dieselben. Da war zum Beispiel das heimelige kleine Cafe, in dem es den besten Kaffee der Stadt gab; auch kannte sie fast alle Stammkunden, die morgens zum Frühstücken dorthin kamen. Für knapp drei Dollar bekam man hier einen Riesenteller Rührei mit Schinken und die besten hausgemachten, ofenwarmen Brötchen, die Jamie je gegessen hatte. Dann gab es Coot Hathaway‘s Donut-Shop, wo man glasierte Donuts bekam, frisch aus dem Backofen, und süße Brötchen, die einem am Gaumen kleben blieben, außerdem ihre Lieblingssorte, Mokkaschokoladen-Donuts. Und keiner machte bessere Sandwichs als Donnie Maynard, dem der Sandwichladen gehörte. Er ließ sich von der Sunshine‘ Bakery mit frischen Brötchen beliefern, und seine Hackbraten-Sandwichs – kalt serviert – waren geradezu legendär. Er benutzte ein Geheimrezept, das er mit ins Grab nehmen würde, wie er jedem versicherte, der es aus ihm herauszulocken versuchte.
    Der Stadtplatz war noch genauso idyllisch wie in Jamies Kindheit. Die Leute kamen noch immer zum Taubenfüttern hierher oder um gemütlich die Zeitung zu lesen oder den neuesten Klatsch und Tratsch auszutauschen. Der Gartenverein hatte die alten Büsche entfernt und die ganze Anlage neu hergerichtet. Im Frühling blühte dort jetzt ein Meer von Azaleen in allen erdenklichen Farben. Der Herbst brachte Chrysanthemen und der Winter Stiefmütterchen. Sogar der Musikpavillon hatte einen frischen weißen Anstrich erhalten.
    »Ach, sieh mal!«, rief Vera. »Robyn Decker und Betty Hamilton aus der Sonntagsschule. Warte, bis die mich in diesem heißen Schlitten sehen.« Vera bremste und drückte ein paar Mal auf die Hupe. Die beiden Frauen blickten auf. Dann rissen sie vor Überraschung den Mund auf und kamen herbeigeeilt. Sie trugen leichte Jogginganzüge und Joggingschuhe.
    »Vera – bist du‘s wirklich?«, staunte Betty. Sie war groß und dünn, und ihre gelockten grauen Haare schienen so viel Spray abbekommen zu haben, dass sich kein Härchen zu krümmen wagte.
    »Was, um alles in der Welt, machst du in einem solchen Auto?«, wollte Robyn wissen. Sie hatte ebenfalls ergrautes, lockiges Haar, aber buschiger als ihre Freundin und mit zwei Haarkämmen nach hinten gesteckt. Sie war ziemlich mollig; auf ihrer Stirn standen
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