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Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)

Titel: Tore nach Thulien 1 : Dunkle Gassen (German Edition)
Autoren: Jörg Kohlmeyer
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dessen Erteilung dachte und arbeitete Tristan an nichts anderem mehr.
    Der Zeughof lag im hinteren Teil der Garnison, direkt an der östlichen Stadtmauer. In dem sonst mit allerlei Kisten und Fässern zugestellten Areal befand sich jetzt in der Mitte ein großer, hölzerner Wagen. Eisenbeschlagene Räder mit Speichen standen abmontiert daneben und eine große Deichsel samt Vorderachse lag unmittelbar hinter dem Gefährt. Noch war es still im Zeughof, doch schon bald würde wieder rhythmisches Hämmern und Schlagen durch die Flure und Gänge rings um hallen.
          Die Morgentoilette war schnell erledigt und nachdem noch keine Handwerker zu sehen waren beschloss Tristan, einen Blick in die Vorratskammer zu werfen. Neben dem üblichen Hartgebäck, dem gepökelten Fleisch und den getrockneten Früchten vom letzten Jahr würden sie auch wertvolles Saatgut mit auf ihre Reise nehmen. Allen voran Weizen und Roggensamen sollten im nächsten Frühjahr als Grundlage für die spätere Landwirtschaft dienen.
    Als Tristan gerade in den noch dunklen Gang auf der Nordseite des Zeughofes trat, sah er flüchtig, wie ein dunkler Schemen einen kurzen Blick in den Gang warf und dann hastig im gegenüberliegenden Flur verschwand. Einem ersten Impuls folgend eilte Tristan vor und sah sich rasch nach allen Seiten um. Der Flur, in dem die Gestalt verschwunden war, lag still und ruhig im Dunkeln. Auf der anderen Seite des Ganges allerdings, stand die Tür zur Vorratskammer weit offen. Tristan runzelte die Stirn und lief zur Tür. Er hatte plötzlich ein ungutes Gefühl und als er sie erreichte, wurde aus diesem Gefühl erschütternde Gewissheit.
    Das Schloss war gewaltsam aufgebrochen worden und es bestand kein Zweifel, dass die Gestalt von eben sich daran zu schaffen gemacht hatte. Nur ein paar Sekunden früher und er hätte sie auf frischer Tat ertappt. Den Eindringling aber jetzt noch zu verfolgen, würde keinen Sinn mehr haben. Der Täter hatte die Garnison sicher schon längst verlassen. Ärgerlich trat Tristan gegen die Holztür, die dabei mit einem Scheppern gegen die Wand knallte. Verbittert und wütend zugleich sah er sich den Schaden an.
          Die Vorräte waren aus den Kisten geholt worden und lagen verstreut auf dem Boden. Fast das ganze Hartgebäck lag zerbröselt zwischen den Trockenfrüchten und dem gepökelten Fleisch und nahezu jedes Behältnis war zertrümmert oder zumindest durchlöchert. Am schlimmsten jedoch war, dass die Säcke mit dem Saatgut aufgeschnitten worden waren. Die Körner lagen in der ganzen Vorratskammer verteilt. Als wäre das nicht genug, hatte der Eindringling auch noch ein beistehendes Wasserfass aufgebrochen und damit den kompletten Boden getränkt.
    Tristan erkannte sofort, dass ein großer Teil des Saatgutes verloren war. Das, was er noch retten konnte, begann er sofort zusammenzusammeln und schichtete es an einer vom Wasser verschonten Stelle auf. Trockenobst und Pökelfleisch konnte man ersetzen und auch der Verlust des Hartgebäcks war zu verschmerzen, aber das Saatgut… Tristan schüttelte den Kopf. Noch einmal besah er sich ausgiebig den Schaden. Dann wandte er sich ab und zog die kaputte Tür hinter sich zu.
    In diesem Moment kamen ihm Vorkommnisse der vergangenen Tage wieder in den Sinn, denen er bisher keine besondere Bedeutung zugemessen hatte. Da war der Wagner gewesen, der sich über plötzlich fehlendes Werkzeug oder mangelhafte Ware beschwert hatte. Oder der Gerber, dem man die Kuhfelle sprichwörtlich vor der Nase gestohlen hatte. Bisher hatte Tristan die Schuld eher bei den Handwerkern selbst gesucht, und diese Dinge auf ihre Vergesslichkeit oder gar ihr übertriebenes Geschäftsgebaren und Kaufmannslamentieren geschoben. Das jedoch, konnte er nun nicht mehr. Jetzt war er sich sicher, dass die Reise systematisch sabotiert wurde. Irgendjemand hatte Interesse daran, dass sich die Fahrt in den Norden verzögerte oder überhaupt nicht erst stattfand. Von nun an musste er vorsichtig sein und jeden Schritt sorgfältig abwägen. Die Tatsache, dass sich der Täter nahezu ungehindert innerhalb der Garnison bewegen konnte, würde das Ganze sicher nicht einfacher machen.
     

Tanz der Dolche
     
     
    Noch immer umkreisten sich die beiden Kontrahenten in der dunklen Gasse. Bisher hatte keiner einen ernsthaften Versuch gestartet. Es war mehr ein Austaxieren, ein Beschnüffeln des Gegenübers. Welcher Stil war der seine? Wann machte er einen Fehler? Shachin kannte alle Facetten und
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