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Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)

Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)

Titel: Torchwood 3: Langsamer Verfall (German Edition)
Autoren: Andy Lane
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ertränkte.
    Unbesonnen. Unglaublich. Unmöglich. Ein weiteres Lexikon voller Wörter, die mit „Un“ anfingen.
    „Die meisten Menschen schauen nach oben“, sagte sie irgendwann. Sie blickte zu den Sternen. „Du scheinst viel zu viel Zeit damit zu verbringen, nach unten zu schauen. Wonach hältst du eigentlich Ausschau?“
    „Vielleicht suche ich nach Sternen, die vom Himmel gefallen sind“, sagte er nach einer Weile.
    „Es sind die Menschen, nicht wahr? Du kannst einfach nicht anders, als sie zu beobachten?“ Sie fing sich wieder. „Nein, das ist es nicht. Du siehst ihnen nicht zu, du siehst
nach
ihnen, um sie zu beschützen.“
    „Hast du mal einem Zweijährigen zugesehen, der durch den Garten stolpert?“, sagte er leise, ohne sich umzudrehen. „Da sind irgendwo vielleicht Giftsumach, Rosenbüsche oder Dornenhecken rundherum. Auf dem Rasen liegen möglicherweise Spaten oder Gartenscheren herum. Dem Kind ist das egal. Es will einfach nur mit den vielen grellbunten Sachen spielen. Ihm scheint die Welt kein gefährlicher Ort zu sein. Du willst dann vielleicht rausrennen und alle gefährlichen und dornenbewehrten Pflanzen zurückschneiden, damit sich das Kind nicht daran verletzen kann. Du willst vielleicht die gefährlichen Werkzeuge wegräumen, damit es sie nicht aufheben und sich daran schneiden kann. Aber das solltest du nicht tun. Es wächst dann entweder in dem Glauben auf, dass die Welt nicht gefährlich ist, oder es glaubt genau das Gegenteil und weicht dir nicht mehr von der Seite. Also siehst du bloß zu. Und wartest. Wenn es dann einen Ausschlag vom Giftsumach bekommt, oder sich den Finger mit der Gartenschere abschneidet, dann bringst du es so schnell es geht ins Krankenhaus. Dann kannst du allerdings sicher sein, dass es diesen Fehler nicht noch einmal machen wird.“
    In der Dunkelheit hinter Jack blinkten kleine Lichtpunkte auf. Gwen hatte den Eindruck, dass Jack innerhalb von ein paar Minuten von einer klar umrissenen Silhouette vor einem langsam verblassenden Hintergrund voller Farben, zu einer schwarzen Form vor der Schwärze der Dunkelheit geworden war. Man konnte ihn nur daran erkennen, dass an der Stelle, an der er stand, keine Sterne leuchteten.
    „Das sind wir also für dich?“, fragte Gwen. „Kinder?“
    „Mehr sind
wir
nicht“, antwortete er. „Für
sie
.“
    „Und wer sind
sie
?“
    „Wer
sie
sind? Sie sind die, die im ganzen Garten verteilt leben, in der Wildnis da draußen. Ich – ich bin nur ein Kind, das mit dem Rest der Menschheit im Garten spielt. Der einzige Unterschied ist, dass ich ein bisschen älter bin. Und ich habe bereits Bekanntschaft mit einem großen Teil des Giftsumachs gemacht.“
    Gwen sah sich auf dem Dach des Gebäudes um. Sie betrachtete die Gräser und das Unkraut, das sich in den Spalten zwischen den Lüftungskanälen und Antennen gemächlich im Wind wiegte. „Das Leben setzt sich durch, oder?“, sagte sie ohne jeden Bezug. „Es findet kleine Ecken und Winkel, in denen es wachsen kann. Es schlägt Wurzeln, wo es kann und fristet irgendeine Art von Existenz in den Lücken.“
    „Und so machen wir es auch.“ Der Wind fing sich in Jacks Mantel und wirbelte ihn hinter ihm hoch. Er schien sich der Möglichkeit, dass er vom Rand des Gebäudes geweht werden könnte, gänzlich unbewusst zu sein. „Bei Torchwood. Wir halten nach den Dingen Ausschau, die der Wind aus einer anderen Welt hergeweht hat und wenn nötig, radieren wir sie aus.“
    Eine Art Vorahnung ließ Gwen auf die Uhr sehen. „Oh mein Gott! Ich habe eine Verabredung zum Essen.“ Sie hatte für sich und Rhys einen Tisch in einem Restaurant in der Nähe bestellt – als Entschuldigung dafür, dass sie im Moment so wenig Zeit für ihn hatte. Zeit, die sie mit Jack verbrachte. Sie wandte sich zum Gehen, aber drehte sich wieder zurück. Komischerweise wollte sie gar nicht fort. „Kommst du heute Nacht überhaupt noch mal nach unten oder bleibst du bis zum Morgengrauen?“, fragte sie.
    „Ich lasse mich von meiner Stimmung treiben. Was ist mit dir? Hast du Lust, das Dinner sausen zu lassen und zu mir an den Rand zu kommen?“
    „Danke, aber nein. Ich muss los.“
    „Nur, um meine Neugier zu befriedigen: Warum bist du überhaupt hier hochgekommen?“
    „Oh …“ Ihr Gehirn ratterte auf Hochtouren. Es schien alles so lange her zu sein – die hallenden Räume der Basis, ihr Gespräch mit Toshiko, die Fahrt zum Dach des Gebäudes, von dem sie wusste, dass Jack sich dort herumtrieb, wenn
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