Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur

Titel: Tony Mendez 02 - Eine verräterische Spur
Autoren: Tami Hoag
Vom Netzwerk:
ein Bein nachzog.
    Leone wollte, dass Mendez selbst dachte, den Tatort las, sich die Fälle ins Gedächtnis rief, die er studiert hatte, und alles, was er an der National Academy und in seiner bisherigen Laufbahn gelernt hatte.
    »Meiner Meinung nach sagt es mehr über das Opfer aus als über den Täter«, erklärte Mendez.
    Leone nickte. »Das glaube ich auch.«
    Er richtete sich auf, trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. Langsam wanderte sein Blick durch das Zimmer und registrierte dabei jedes Detail. Man hörte, wie vor dem Haus ein Motor abgestellt und eine Autotür zugeschlagen wurde.
    »Er hatte das Messer nicht bei sich«, sagte er und deutete auf einen Messerblock auf der Arbeitsplatte. »Das große Messer fehlt.«
    »Für eine spontane Tat ist da aber reichlich viel Gewalt im Spiel gewesen«, sagte Mendez.
    Leone summte leise vor sich hin. »Deutet was auf einen Einbruch hin?«
    »Ich habe vorhin schnell eine Runde durch das Haus gedreht. Es gibt keine Hinweise auf ein gewaltsames Eindringen. Ein paar der Zimmer sind durchwühlt worden, keine Ahnung, warum. Auf ihrer Kommode liegt Schmuck, der wertvoll aussieht. Ich glaube nicht, dass irgendwelche Elektrogeräte geklaut worden sind.«
    »Drogen?«
    »Keine Utensilien. Außerdem ist das Haus zu sauber für einen Junkie. Sieht mir nicht nach Drogen aus.«
    »Nein«, stimmte Leone zu. »Das war etwas Persönliches. Keine Frage. Die Frau hat dreißig oder vierzig Stichwunden.«
    Die Fliegengittertür sprang auf, und Cal Dixon trat in die Küche. Dixon war vierundfünfzig, grauhaarig, durchtrainiert. Seine Uniform sah stets wie frisch gebügelt aus. Mit seinen durchdringend blauen Augen blickte er zuerst auf das Opfer, dann wandte er sich Leone und Mendez zu. Alle Farbe war aus seinem grimmigen Gesicht gewichen.
    »Was ist nur aus der Welt geworden?«
    »Der erste Mord seit einem Jahr, Chef«, sagte Mendez, als wäre das ein echter Glanzpunkt in ihrer aller Leben.
    Dixon stellte sich neben die beiden Männer, die Hände in die Hüften gestemmt.
    »Gestern ist in der Zentrale ein Notruf eingegangen«, sagte er. »Am frühen Morgen. Eine Kinderstimme, die sagte, dass Daddy Mommy wehgetan hätte. Mehr nicht. Keine Adresse. Kein Name. Dann wurde die Verbindung unterbrochen. Die Telefonistin meldete es mir, aber was hätte ich denn machen sollen? Ich kann doch nicht jedes Haus in der Umgebung durchsuchen lassen, nur weil irgendwo möglicherweise ein Verbrechen begangen wurde.«
    »Ich habe gelesen, dass Orange County über das verbesserte Notrufsystem verfügt«, sagte Mendez. »Wenn es klingelt, tauchen automatisch sämtliche Informationen zu der Nummer auf dem Bildschirm auf. Name, Adresse, solche Sachen.«
    »Ich habe schon stapelweise Antragsformulare ausgefüllt, aber wann da was passiert, weiß kein Mensch«, sagte Dixon. »Außerdem ist dieses System schweineteuer.«
    Der Fortschritt kroch eben im Zeitlupentempo auf Oak Knoll zu, statt kühn auszuschreiten. Mendez blickte auf den Leichnam von Marissa Fordham, der vor zwei Tagen zu verwesen begonnen hatte und wie ein offenes Abflussrohr an einem heißen Sommertag stank. »Für sie ist es so oder so zu spät.«

3
    Vince Leone entschuldigte sich, ging schnurstracks zu dem Baum und übergab sich. Während seiner Zeit beim FBI hatte er die entsetzlichsten Dinge gesehen. Er verdiente mit der Untersuchung von Morden seinen Lebensunterhalt. Um für das FBI Informationen zu sammeln – Munition für die Jagd auf menschliche Raubtiere –, war er drei Jahre lang kreuz und quer durchs Land gefahren, von einem Hochsicherheitsgefängnis zum nächsten, und hatte Männer befragt, die einige der grausamsten Verbrechen in der Geschichte der Menschheit begangen hatten. Die Tatorte, die er besichtigt hatte, waren einer blutiger und grauenerregender als der andere gewesen. Er hatte so viele Leichen in so vielen unterschiedlichen Stadien der Verwesung gesehen, dass er schon vor langer Zeit gelernt hatte, dieses Bild mit keinem anderen Gefühl als Abscheu vor dem Verbrechen zu verbinden.
    Auch dieses Mal hatte nicht das Bild die Übelkeit ausgelöst.
    Es war die Kugel in seinem Kopf.
    Er lebte nun bereits seit anderthalb Jahren damit und hatte sich an die Streiche gewöhnt, die sie ihm spielte. Der Schmerz kam und ging. Manchmal raste er wie ein Sturm durch seinen Schädel, manchmal war er wie ein schlafender Drache knapp unter der Oberfläche seines Bewusstseins.
    Es gab keine medizinische Literatur
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher