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Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns

Titel: Tom Thorne 01 - Der Kuß des Sandmanns
Autoren: Mark Billingham
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Beruhigungsmittel. Ich kann mit dir alles tun, was ich will. Ich biege deinen Kopf in diese Richtung und drücke auf diese Stelle hier, um deine Arterie zu knicken. Das ist ein ganz ausgefeiltes Verfahren, man braucht dafür spezielles Wissen … ich weiß nicht, Armee? Kampfsport, vielleicht? Auf jeden Fall ist er ein ausgekochtes Bürschchen. Keine sichtbaren Verletzungen. Das ist praktisch nicht zu entdecken.«
    Praktisch.
    Christine Owen und Madeleine Vickery hatten beide zur Risikogruppe gehört: Eine war im mittleren Alter, die andere war starke Raucherin gewesen und hatte die Pille genommen. Sie wurden an jeweils entgegengesetzten Enden von London tot in ihren Wohnungen aufgefunden. Dass sie sich kurz zuvor mit Karbolseife gewaschen hatten, war vom zuständigen Pathologen entdeckt worden, und obwohl dies Christine Owens Ehemann und Madeleine Vickerys Mitbewohner seltsam vorkam, konnten sie das Stück Karbolseife im Badezimmer weder leugnen noch erklären. Bei beiden Opfern wurden Spuren eines Beruhigungsmittels nachgewiesen; erklärt wurde dies in Owens Fall damit, dass sie wegen ihrer Depression das Mittel verschrieben bekommen hatte, bei Vickery führte man es auf ihren gelegentlichen Drogenkonsum zurück. Diese tragischen, aber offenbar natürlichen Tode waren somit nicht miteinander in Verbindung gebracht worden.
    Bei Susan Carlish gab es keine allgemein gültigen Risikofaktoren für einen Gehirnschlag, auch die Beruhigungsmittel, die in ihrem Einzimmerapartment in Waterloo in einer Flasche ohne Etikett gefunden wurden, gaben Rätsel auf. Es lag an den durchtrennten Bändern in ihrem Hals und an einem verdammt guten Pathologen, dass sie der Sache auf die Spur gekommen waren. Selbst Hendricks musste dieses Puzzlestück pathologischer Arbeit bewundern. Sehr clever.
    Aber nicht so clever wie der Mörder.
    »Er spielt ein Spiel mit Prozenten, Tom. Es laufen eine Menge Menschen mit Risikofaktoren für einen Gehirnschlag in der Gegend rum. Du zum Beispiel.«
    »Häh?«
    »Bei deinem Weinkonsum bist du doch Stammkunde im Threshers, oder?«
    Thorne wollte protestieren, hielt sich dann aber zurück. Er hatte oft genug mit Hendricks eine Sauftour unternommen.
    »Er wählt drei verschiedene Stadtteile von London aus und weiß, dass die Wahrscheinlichkeit praktisch bei null liegt, dass eine Verbindung zwischen den Opfern hergestellt wird. Er tötet weiter, und wir sind kein bisschen schlauer.«
    Thorne lauschte dem beharrlichen Keuchen von Alisons Beatmungsmaschine. Locked-in-Syndrom wurde ihr Zustand genannt. Man wusste nicht sicher, ob sie hören, sehen oder fühlen konnte. Höchstwahrscheinlich bekam Alison alles um sich herum mit, war aber nicht in der Lage, sich zu bewegen. Nicht den kleinsten Muskel.
    Syndrom war nicht das richtige Wort. Es war ein Urteil. Und was war mit dem Bastard, der das Urteil gesprochen hatte? Ein Kampfsport-Spinner? Ein Typ aus einer Spezialeinheit? Das war, was die Polizei bestenfalls vermuten konnte. Die einzige Vermutung. Aber damit waren sie auch nicht schlauer als vorher …
    Drei verschiedene Stadtteile von London. War das ein Durcheinander! Drei Commander, die um einen Tisch sitzen, »Wer hat den größten Pimmel?« spielen und die Sonderkommission Backhand ins Leben rufen.
    Was das Team betraf, so hatte er keine Bedenken. Tughan war zumindest effizient, und Frank Keable war als Vorgesetzter ein guter Detective Chief Inspector, wenn auch manchmal … zu vorsichtig. Thorne würde mit ihm einmal über Holland und dessen Notizbuch reden müssen. Er legte das blöde Ding niemals aus der Hand. Würde die Abteilung denn nie einen Mitarbeiter einstellen, dessen Gedächtnis etwas größer war als das eines durchschnittlichen Goldfisches?
    »Sir?«
    Der Goldfisch-Junge war mit dem Tee zurück.
    »Wer hat uns den Tipp über Alison Willetts gegeben?«
    »Das müsste die Neurologin gewesen sein … äh … Doktor …«
    Holland räusperte sich und schluckte. Er hielt zwei Plastikbecher mit heißem Tee in Händen und konnte sein Notizbuch nicht herausziehen. Thorne entschloss sich, nett zu sein, und nahm ihm einen Becher ab, sodass Holland nach seinem Notizbuch greifen konnte.
    »Dr. Coburn, Anne Coburn. Sie unterrichtet heute im Royal Free Hospital. Ich habe für heute Nachmittag einen Termin mit ihr vereinbart.«
    »Noch eine Ärztin, der wir danken müssen.«
    »Ja, und noch eine Portion Glück, wie es aussieht. Ihr Mann ist Pathologe, David Higgins. Er arbeitet manchmal in der
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