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Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley

Titel: Tom Ripley 01 - Der talentierte Mr Ripley
Autoren: Patricia Highsmith
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von der Gabel. Er hatte beschlossen, Mr. Reddington einer Vorbehandlung zu unterziehen. Von der Auskunft bekam er Mr. Reddingtons Nummer, und er wählte sie. Mr. Reddington war zu Hause. Tom erläuterte in knappen Worten die Situation und gab seiner Überraschug Ausdruck, daß Mr. Reddington die Mitteilung der Rechnungsabteilung noch nicht in Händen habe.
    »Die hätte vor ein paar Tagen herausgehen sollen«, sagte Tom. »Bestimmt werden Sie sie morgen haben. Wir sind ein bißchen hart im Gedränge hier.«
    »Aber ich habe doch meine Steuern bezahlt !« sagte die aufgeregte Stimme am anderen Ende. »Es war alles . . .«
    »Nun ja, so was kann passieren, wenn man freiberufliches Einkommen hat und keine Abzüge. Wir haben Ihre Aufstellungen mit äußerster Sorgfalt geprüft, Mr. Reddington. Ein Irrtum ist ausgeschlossen. Und es wäre uns gar nicht lieb, wenn wir kommen und bei dem Büro, für das Sie arbeiten oder bei Ihrem Agenten oder so den Kuckuck ankleben müßten . . .« Hier kicherte er. Ein freundliches, vertrauliches Kichern wirkte im allgemeinen Wunder. ». . . Aber dazu werden wir wohl gezwungen sein, wenn Sie nicht innerhalb von achtundvierzig Stunden zahlen. Es tut mir sehr leid, daß Sie noch keine Nachricht haben. Ich sagte ja schon, wir sind ziemlich . . .«
    »Kann ich irgend jemanden bei Ihnen sprechen, wenn ich hinkomme?« fragte Mr. Reddington voller Unruhe. »Das ist ja ganz verflucht viel Geld!«
    »Aber natürlich, gewiß, das können Sie.« An diesem Punkt klang Toms Stimme stets jovial. Er hörte sich an wie ein gutherziger alter Kauz von sechzig und darüber, der unendlich geduldig zuhören konnte, sollte Mr. Reddington zu ihm kommen, der aber um keinen roten Heller nachgeben würde, was immer Mr. Reddinton auch reden und erklären würde. George McAlpin repräsentierte das Finanzamt der Vereinigten Staaten von Amerika, na also! »Sie können mit mir reden, selbstverständlich«, Tom dehnte die Worte, »aber hier ist absolut kein Irrtum möglich, Mr. Reddington. Ich finde einfach, Sie könnten sich diesen Zeitverlust ersparen. Sie können herkommen, wenn Sie wollen, aber ich habe auch jetzt all Ihre Akten direkt zur Hand.«
    Schweigen. Mr. Reddington verlangte nicht viel zu wissen über Akten, weil er wahrscheinlich nicht wußte, wo er zu fragen beginnen sollte. Aber falls Mr. Reddington um eine Erklärung bitten würde, wie denn das alles zusammenhinge, hatte Tom einen Haufen wirres Zeug in petto über Nettoeinkommen contra Ertrag, Zinsen von sechs Prozent per annum vom Datum der Fälligkeit der Steuer an bis zur Bezahlung auf jeden fälligen Betrag, der Steuer darstelle im Sinne der Originalveranlagung . . ., das alles konnte er mit öliger Stimme herunterleiern, unempfindlich gegen jeden Unterbrechungsversuch, stur wie ein Shermanpanzer. Bis jetzt hatte noch keiner darauf bestanden, persönlich vorzusprechen, um mehr davon zu hören. Auch Mr. Reddington trat den Rückzug an. Tom hörte es an dem Schweigen.
    »Also gut«, sagte Mr. Reddington völlig gebrochen. »Ich werde mir die Mitteilung ansehen, wenn sie morgen eintrifft.«
    »Schön, Mr. Reddington«, sagte Tom und hängte auf.
    Einen Augenblick blieb er noch sitzen, glucksend, die Flächen seiner schmalen Hände zwischen den Knien aneinandergepreßt. Dann sprang er auf, packte Bobs Schreibmaschine wieder weg, kämmte sorgfältig vor dem Spiegel sein hellbraunes Haar und machte sich auf den Weg in die Stadt.

3
    »Hallo, Tom, mein Junge!« sagte Mr. Greenleaf in einem Ton, der gute Martinis, ein Feinschmeckermahl und ein Bett für die Nacht verhieß, falls Tom zu müde werden sollte, um noch nach Hause zu gehen. »Emily, das ist Tom Ripley!«
    »Es freut mich sehr, Sie kennenzulernen!« sagte sie herzlich.
    »Guten Tag, Mrs. Greenleaf.«
    Sie sah fast genau so aus, wie er sie sich vorgestellt hatte - blond, ziemlich groß und schlank, konventionell genug, um ihn an seine Kinderstube zu erinnern, aber dennoch mit jenem naiven Sei-nett-zu-jedermann, das auch Mr. Greenleaf hatte. Mr. Greenleaf führte sie ins Wohnzimmer. Ja, hier war er schon einmal gewesen, mit Dickie.
    »Mr. Ripley ist im Versicherungsgeschäft«, verkündete Mr. Greenleaf, und Tom dachte, er muß wohl schon einige intus haben, oder er ist heute abend reichlich nervös, denn gestern abend noch hatte Tom ihm die Werbeagentur, für die er angeblich arbeitete, recht ausführlich beschrieben.
    »Kein sehr großartiger Job«, sagte Tom bescheiden zu Mrs. Greenleaf.
    Ein
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