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Tohuwabohu

Tohuwabohu

Titel: Tohuwabohu
Autoren: Tom Sharpe
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seiner Kapkirche herab Frieden und Freundschaft mit dem britischen Empire gepredigt und sich unter der Hand ein kleines Vermögen damit verschafft, daß er die britische Armee mit den Basuto-Ponies belieferte, die sie für ihre berittene Infanterie brauchte. Seine Kindheit hatte Verkramp im Schatten dieser Kanzel verbracht, wobei er den ausgeprägten Hang zum Eschatologischen von seinem Großvater und den Haß auf alles Englische von seinem Vater geerbt hatte, der sein Leben mit dem Versuch zubrachte, den Namen »Verräter« wieder loszuwerden, der der Familie Verkramp noch lange nach dem Burenkrieg anhing. Luitenant Verkramp brachte beide Erbteile in seinen Job ein. Er verband seine inquisitorischen Neigungen mit seiner Aversion gegen die Engländer, indem er Leiter der Sicherheitsabteilung in Piemburg wurde, was ihm die Möglichkeit gab, Berichte über die politische Zuverlässigkeit der Bürger Piemburgs an seine Vorgesetzten beim BOSS zu schicken, dem Bureau of State Security in Pretoria. Sogar Kommandant van Heerden war vor Luitenant Verkramps Verdächtigungen nicht sicher, und so hatte der Kommandant wohlweislich dafür gesorgt, daß er die Berichte, die Verkramp über ihn weiterleitete, zu Gesicht bekam. In einem von ihnen war er auf die Unterstellung gestoßen, sein Eifer bei der Jagd auf kommunistische Zellen lasse zu wünschen übrig.
    Die Woche darauf hatte der Kommandant versucht, die Anschuldigungen mit einer Reihe von Blitzangriffen auf geeignete kommunistische Gruppen zu widerlegen. Eine Lesung von Shaws Helden im Piemburger Liebhabertheater war durch das Eintreffen des Kommandanten und seiner Männer unterbrochen worden, die alle Exemplare des Stücks beschlagnahmten und die Namen der Anwesenden feststellten. Black Beauty hatte man auf Anweisung des Kommandanten aus den Regalen der Stadtbücherei entfernt. Die Aufführung des Films The African Queen im Kino der Stadt war verboten worden, ebenso ein Artikel über Wettervoraussagen in den Piemburg News mit dem Titel »Roter Himmel am Abend«.
    Alles in allem hatte der Kommandant keinen Zweifel, daß er wirksam gegen die Ausbreitung des Marxismus in Piemburg vorgegangen war, und der öffentliche Entrüstungsschrei, der folgte, würde seiner Meinung nach bei weitem ausreichen, BOSS zu überzeugen, daß er keineswegs so sanft mit Kommunisten verfuhr, wie Luitenant Verkramps Bericht es hatte weismachen wollen. Außerdem hatte er noch Verkramps Bericht über Wachtmeister Els in petto, auf den er zurückgreifen konnte.
    Die Kluft zwischen Dichtung und Wahrheit, die sich in allen Berichten des Luitenants über das politische Leben in Piemburg weit auftat, dehnte sich in seinem Bericht über Wachtmeister Els zum kosmischen Abgrund. Darin schilderte er Els als regelmäßigen Besucher der Gottesdienste der Holländischen Reformierten Kirche, als eifriges Mitglied der Nationalistischen Partei und als entschiedenen Gegner »aller liberalen und kommunistischen Tendenzen, die Rassenreinheit durch soziale, ökonomische und politische Integrationsmethoden in den Schmutz zu ziehen«. Da Els weder in die Kirche ging noch der Nationalistischen Partei angehörte und obendrein ein lebendes Beispiel schwarzweißer Geschlechtermischung war, hatte Kommandant van Heerden das Gefühl, er habe Luitenant Verkramps Ruf, es mit den Dingen sehr genau zu nehmen, in der Hand.
    Mit Wachtmeister Els standen die Dinge ganz anders. Vor allem stellte Els für den Kommandanten nicht die geringste Bedrohung dar, dafür eine riesige für beinahe jeden sonst in Piemburg. Sein ihm angeborener Hang zu Gewalttätigkeiten und insbesondere zum Erschießen von Schwarzen konnte es auf der anderen Seite nur noch mit seinem Riesenappetit auf Brandy und seiner Neigung aufnehmen, die weniger attraktiven Teile seiner Person in diejenigen Teile afrikanischer Frauen hineinzuzwängen, die nach dem Gesetz den männlichen Gliedern ihrer eigenen Rasse vorbehalten sind. Kommandant van Heerden hatte ihm bei mehreren Gelegenheiten wegen der Ungesetzlichkeit vor allem dieser Vorliebe ernsthaft ins Gewissen reden müssen, er hatte aber Elsens Hang zu schwarzen Frauen der unbezweifelbaren Tatsache zugeschrieben, daß der Wachtmeister selbst ein Mischling war. Nein, Wachtmeister Els hatte seine Vorzüge. Er war gewissenhaft, er war ein ausgezeichneter Schütze, und er wußte, wie man den elektrischen Behandlungsapparat bediente, der sich als so segensreich erwiesen hatte, wenn man Verdächtigen Geständnisse entlocken
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