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Tödliches Orakel

Tödliches Orakel

Titel: Tödliches Orakel
Autoren: Tina Sabalat
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Angebot machen, mehr nicht. Und zwar ein sehr Gutes.«
    »Sie braucht kein Angebot. Sie will keins.«
    »Sie wird leben wie eine Königin«, sagte der Mann, »in Frieden und in Sicherheit. Sie wird alles haben, was sie sich wünscht.«
    »Ihr wollt sie in einen Käfig sperren. Damit sie irgendeinem reichen Mafiosi den ganzen Tag was vororakeln kann.«
    »Sie lebt jetzt schon in einem Käfig«, gab der Mann zurück, was schmerzte, aber wahr war. Dennoch ist ein selbst gebauter Käfig etwas anderes, auch wenn die Gitterstäbe die gleichen sind.
    »Was tust du, wenn sie nicht mitkommt?«, provozierte Sam, und ich verspürte den Drang, mich hinter seinem schmalen Rücken zu verstecken, denn die eben noch so unscheinbaren Augen stachen des Mannes stachen nun mit Intensität in meine, dass es fast weh tat.
    »Sie werden mich begleiten«, sagte er zu mir, »daran führt kein Weg vorbei. Es ist mein Auftrag, dafür zu sorgen, dass Ihnen das Angebot gemacht werden kann. Sie suchen sich selbst aus, ob diese Reise angenehm wird oder nicht.«
    »Angenehm?« Sams Stimme war so kalt und abweisend, wie ich sie noch nie zuvor gehört hatte. »Was schwafelst du da? Du hast uns die letzten Tage zur Hölle gemacht, du hast mich bedroht, jetzt bedrohst du sie.«
    »Sie sind verletzlich und schutzlos«, fuhr der Mann an mich gerichtet fort, als wäre er nie unterbrochen worden. »Sie sind kostbar, einzigartig geradezu. Mit Ihnen kann ein entschlossener Mann die Welt regieren. Und es ist in Ihrem Sinne, ihm dabei zu dienen, denn nur dann können Sie sicher sein, wirklich vor der Welt beschützt zu werden.«
    »Schwachsinn«, schnappte Sam, »totaler Schwachsinn. Sie ist nicht schutzlos. Warum habt ihr sie nicht einfach aus ihrem Haus rausgeholt, wenn ihr sie haben wolltet?«
    »Es ist nicht diese Art der Bedrohung, von der ich spreche.«
    »Sondern?«
    »Falsche Freunde.«
    Sam stockte, dann lachte er auf. »Redest du von mir? Was für ein Schwachsinn!«
    »Nein«, sagte der Mann, »kein Schwachsinn. Warum ist sie hier? Warum hast du sie hergeschleppt? Damit sie dir nutzen kann. Du brauchst sie, mehr aber auch nicht.«
    »Doch.«
    »So? Und was tust du, wenn ich nun eine Pistole ziehe und drohe, sie zu töten, wenn sie mir nicht folgt?«
    »Sie beschützen«, sagte Sam, was den Mann mit den Schultern zucken ließ. Und eine Pistole in seine Hände legte, die mit ihrem kalten, schwarzen Stahl direkt auf den kalten, schwarzen Klumpen in meinem Magen zielte.
     
    ***
     
    »Ich an deiner Stelle wäre nicht so blauäugig«, sagte Sam, und ich fand seine Stimme seltsam unbeeindruckt. Als hätte er die Waffe erwartet? Nein, als würde er schon wissen, dass die Waffe nichts Böses war, dass sie nicht abgefeuert werden würde, dass sie nicht verletzen, nicht töten würde. Ich war mir da weniger sicher und schluckte jetzt gegen eine mir bitter im Hals aufsteigende Übelkeit an, die schlimmer war als das, was nach dem Sehen kam. Olegs Gesicht flimmerte vor meinem inneren Auge vorbei, und es schien, als würde diese Erinnerung an meine erste Konfrontation mit einer Waffe sich zu dieser zweiten dazu addieren und sie dadurch mehr als verdoppeln.
    Der Mann sah Sam nur an, was diesen zum Weiterreden motivierte.
    »Alles, was du tun musst, ist dieses Tuch abzunehmen und Pythia einen Blick in deine Zukunft werfen lassen«, sagte Sam.
    »Warum sollte ich?«
    »Weil du dann weißt, ob sie dich auch bescheißen. Diese Typen lassen dich für sie Leute killen, und wenn du am Ende selbst die Radieschen von unten siehst, weiß keiner mehr was davon. Ich an deiner Stelle würde mir da schon Sorgen machen.«
    Der Mann reagierte nicht, auch die Waffe wurde um keinen Millimeter gesenkt.
    »Es tut nicht weh«, fuhr Sam fort, »und es geht schnell. Du musst nicht, wenn du dir so sicher bist. Aber du kannst, wenn du Sicherheit haben willst. Oder hast du Angst davor? Musst du nicht, es tut nicht weh.«
    Er machte dieses Angebot mit so lockerer Stimme, als ahnte er nicht, was er mir damit androhte: Einen Blick in die Zukunft eines Mörders. Doch die Augen des Mannes blieben schmal und skeptisch.
    »Sie kann es«, sagte Sam, nun schon beschwörend. »Du hast es selbst gesagt: Sie muss es können, sonst wären wir nicht hier.«
    »Wie lange dauert es?«, fragte der Mann, und Sam sah mich an: Zwei klare Aufforderungen, zu antworten.
    Ich räusperte mich, schluckte den sauren Geschmack in meinem Mund hinunter.
    »Zwanzig Sekunden. Wenn es um ein genaues Datum geht, dauert es
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