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Toedliches Konto

Toedliches Konto

Titel: Toedliches Konto
Autoren: Wolfgang Hirsch
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30.000 Euro im Jahr ausmachten.
    Anders sah es mit den Überweisungen aus, die von jemand mit russischem Namen aus Berlin kamen. Die Beträge machten ein paar Hunderttausend Euro im Jahr aus, und ich konnte das über zehn Jahre bis 2007 verfolgen, als das Konto aufgelöst wurde. Das würde ich Günther sagen.
    Im Zweifel war ich mit den Überweisungen nach Zypern. Sie gingen an eine Consulting-Firma und lagen pro Jahr zwischen 50.000 und 100.000 Euro, am Ende sehr viel weniger. Das konnte alles Mögliche bedeuten, aber mir erschien es doch nicht so eindeutig und so wichtig, dass ich Günther davon erzählen wollte.
    Wir hatten uns nur für eine Stunde zu einem kleinen Mittagsimbiss verabredet, und ich erwähnte als einzig auffällige Kontobewegungen nur diese Gelder des Russen, ohne aber einen konkreten Namen zu nennen. Und dass es keine Überweisungen nach Kroatien gegeben hatte. Günther war einerseits höchst interessiert, aber schien auch enttäuscht zu sein, dass sonst nichts Auffälliges zu erkennen war. Ob ich ihm nicht einen Ausdruck geben könnte. Das lehnte ich allerdings rigoros ab, was er wohl schon erwartet hatte. Aber die Summe der Überweisungen von dem Russen müsste er auf jeden Fall wissen. Auch das lehnte ich ab. Wenigstens ungefähr. Er ging mir langsam auf die Nerven, und das merkte er. Und auch andere, öfters erscheinende Zahlungsempfänger oder Zahler würden ihn interessieren. Als er sah, dass ich darüber nicht sprechen wollte, meinte er, die Zeit sei jetzt zu kurz, wir müssten uns ein anderes Mal ausführlicher darüber unterhalten.
    Als ich zur Bank zurückkam, wurde ich aufgeregt empfangen. Der Vorstand der Bank für das Privatkundengeschäft wollte mich ganz dringend sprechen und war stinksauer, dass ich nicht über Handy erreichbar war. Das hatte ich tatsächlich in meinem Schreibtisch vergessen. Denn bevor ich außer Haus gegangen war, hatte ich schnell noch eine SMS an Vera geschickt und ihr gesagt, dass ich Sehnsucht nach ihr habe. Gedankenverloren hatte ich das Handy dann offenbar in die Schublade gelegt.
    Bernrieder konnte sehr verbindlich sein. Aber auch eiskalt. Ich hatte Gott sei Dank höchst selten mit ihm zu tun. Jetzt erwartete ich ihn eiskalt. Bevor ich zu einer Entschuldigung kam, schnauzte er mich an: “Warum waren Sie nicht erreichbar? So etwas gibt es nicht noch einmal. Haben Sie das verstanden?”
    Ich entschuldigte mich und sagte, dass heute früh der Akku vom Handy noch ganz aufgeladen war und ich am Mittag gemerkt hatte, dass er plötzlich leer war. Ich würde mir gleich ein neues Handy kaufen.
    Er ging auf diese Erklärung nicht ein, sie erschien ihm wohl zu dumm. Aber er hatte schon angelegt, um den nächsten Schuss abzugeben. “Sie haben sich das Konto von Herrn Direktor Aumüller geben lassen. Sind Sie von allen guten Geistern verlassen? Was geht Sie das an? Er war nie Ihr Kunde. Das ist einfach unerhört.”
    Ich entschuldigte mich nochmals, was die Sache wahrscheinlich schlimmer machte. Ich hätte gleich selbstbewusst meine zusammen gebastelte Erklärung vortragen sollen, die ich dann mit unsicherer Stimme nachschob. Ich erfand eine gute Bekannte, deren verstorbener Bruder angeblich eine größere Summe von Herrn Aumüller vor vielen Jahren bekommen hätte. Aber in der Hinterlassenschaft befand sich weder das Geld noch ein Hinweis auf eine Überweisung. Ich sei gebeten worden nachzusehen, ob es eine solche Überweisung gegeben hätte.
    “Das wird ja immer schöner”, brüllte Bernrieder ins Telefon, “Sie haben vor, Bankdaten unserer Kunden an wildfremde Leute weiterzugeben. Das wird Konsequenzen haben.”
    Wenn ein Würgegriff um meinen Hals fester wird, bäumt sich meist in mir ein sonst eher untypischer Widerstand auf. “Herr Bernrieder, Sie glauben doch bitte nicht im Ernst, dass ich als erfahrener Mitarbeiter unserer Bank vorhatte, solche Daten weiterzugeben. Das wäre ja pervers. Ich wollte nur für mich persönlich einen Eindruck gewinnen, ob es eine solche Überweisung gegeben hatte. Ich hätte dann der Bekannten - ohne irgendetwas vom Konto zu erwähnen - einen allgemeinen beruhigenden Rat gegeben.”
    Bernrieder schwieg nur zwei Sekunden. “Trotzdem haben Sie überhaupt keine Berechtigung, in dieses Konto Einblick zu nehmen. Die Daten sind sofort für Sie wieder gesperrt. Und ich werde nicht umhin kommen, über diese Sache einen Eintrag in Ihrer Personalakte vornehmen zu lassen.”
    Ich war danach sehr konfus. Ich schickte an Vera eine SMS,
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