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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber
Autoren: Dee Shulman
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Londinium mir gehört? Ich habe alle bestochen, mir widersetzt man sich nicht. Dummes Mädchen. Selbst dein Vater …«
    »Er ist nicht mein Vater.«
    Cassius kneift drohend die Augen zusammen. Er mag es nicht, wenn man ihn unterbricht.
    »Selbst dein Vater«, fährt er unbeirrt fort, »hat sich kaufen lassen.«
    Er streichelt beinahe wehmütig meine Wange. »Was für eine Verschwendung. Du bist so – hübsch …«
    Schaudernd wende ich den Kopf ab und fange Seths hasserfüllten Blick auf.
    »Und dein Los mit seinem zu verbinden! Mit diesem Abschaum von einem Sklaven! Einem verstümmelten Gladiator! Was für eine waghalsige Torheit! Ich hätte dich für klüger gehalten.«
    Cassius kneift mich schmerzhaft in die Wange und wendet sich Seth zu.
    »Deinen letzten Kampf hast du noch gewonnen, Gladiator«, wütet er. »Aber diesmal hast du dich übernommen. Niemand überlebt es, sich Cassius Malchus in den Weg zu stellen … erst recht niemand, der nach meinem Besitz trachtet.«
    Voller Entsetzen muss ich ansehen, wie Cassius langsam zu Seth geht und ihn kräftig in den Bauch tritt. Seth krümmt sich stöhnend. Dann zieht Cassius einen langen Krummdolch aus der Scheide, zerfetzt Seths Umhang und reißt seine Tunika auf. Als er die verbundene Schulter sieht, lacht er.
    »War dieser Witz von einem Mann es wert, Teuerste?«, spottet er und geht mit dem Messer wieder und wieder auf Seths Brust los. Stöhnend bricht Seth zusammen.
    »Und du willst Gladiator sein!«, höhnt Cassius, während er brutal auf den zusammengekrümmten blutenden Mann zu seinen Füßen eintritt.
    » Aufhören! «, schreie ich, obwohl ich weiß, dass Cassius kein schnelles Ende für uns vorgesehen hat.
    Cassius dreht sich um. »Ach, danke, süße Livia, dass du mich ermahnst, es nicht zu weit zu treiben. Der Sklave soll schließlich noch erleben, was gleich passiert.«
    Er bückt sich, zieht Seth hoch und wirft ihn gegen die Mauer. Ich höre, wie Seths Schädel bricht, als er an die Steine schlägt. Sein Kopf hängt schlaff herunter, während er versucht, bei Bewusstsein zu bleiben. Cassius packt sein Haar und zieht den Kopf hoch. Dann schlägt er ihm grausam ins Gesicht.
    »Aufgepasst, Gladiator. Jetzt schneide ich deinem Schätzchen die Kehle durch!«
    Ich sehe das Messer blitzen, als er auf mich zukommt, und wehre mich gegen die Männer, die mich erbarmungslos festhalten. Cassius beugt sich mit verzerrten Zügen über mich. Und dann presst er in einer grausamen Parodie eines Kusses seinen Mund auf meinen.
    Ich höre noch, wie Seth vor Wut aufbrüllt, doch als Cassius zusticht, spüre ich nur noch die heiße Klinge auf meinem Hals.
    Alles wird schwarz und ich sinke zu Boden.
    »NEEEIIIN!«
    In weiter Ferne schreit Seth … er kämpft, die Männer stöhnen … Geschrei … Schritte … und in dem Augenblick, in dem ich davondrifte, höre ich Seths Stimme …
    »Livia … bitte … atme … Livia …«

Zusammen
    London
2013 n. Chr.
    Keuchend rang ich nach Luft. Meine Lunge brannte.
    Als ich die Augen öffnete, blickte ich wild und verwirrt in Seths Augen. Er drückte eine Sauerstoffmaske auf mein Gesicht. Mein Herz raste, doch langsam strömte Luft in meine Lunge.
    »Sind wir entkommen?«, japste ich.
    »Nein, meine Liebe.« Er schüttelte traurig den Kopf. »Wir haben es nicht geschafft.«
    Er hielt mich fest im Arm, bis ich aufhörte zu zittern. Dann brachte er mich zum Bett, legte mich darauf und setzte sich neben mich.
    »Cassius ist entkommen. Fast ohne Kratzer.«
    »Fast?«
    »Einmal habe ich ihn mit dem Messer erwischt …«
    »Wie denn? Es waren so viele.«
    »Als ich das Messer an deiner Kehle sah, konnte ich die beiden abwerfen, die mich festhielten, und mich auf Cassius stürzen – doch es war zu spät, um dich zu retten. Ich packte sein Messer und wollte es ihm direkt ins Herz stechen, aberer drehte sich weg und entkam mit einer Wunde am Arm – wirklich nur ein Kratzer. Dann stürzten sich alle auf mich. Ich hatte keine Kraft und keinen Lebensmut mehr. Du lagst im Sterben …
    Währenddessen hörte ich, wie römische Soldaten etwas riefen. Sie waren gerade in den Hafen eingelaufen  – wahrscheinlich Soldaten, die Cassius noch nicht bestochen hatte. Er zog seine Wachen von mir ab, die mir einen letzten Tritt verpassten. Sie hielten mich für tot und liefen weg. Cassius kam noch mal zurück, zog das Messer und rammte es in mein Bein. Lachend höhnte er: ›Falls du auf die Idee kommst, wegzulaufen … Gladiator!‹
    Ich war mehr tot
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