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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber
Autoren: Dee Shulman
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ging es mir sogar recht gut. Ich sprang aus dem Bett, duschte schnell, frühstückte und ging zum Unterricht. In der ersten Stunde hatte ich Kunstgeschichte.
    Rob rannte hinter mir her und hakte sich ein.
    »Hey, Eva, wie geht’s dir heute?«, fragte er und drückte mich ein wenig.
    »Gut, Rob.« Ich lächelte ihn an.
    »Das ist schön! Du glaubst nicht, was für Sorgen ich mir gemacht habe.« Jetzt stand er vor mir, sah mir ins Gesicht und strich mir eine Strähne hinters Ohr.
    Hilfe, er war viel zu nah!
    Rasch wich ich zurück und blickte peinlich berührt zum Kunstgeschichtsraum hinüber – direkt in die Augen von Seth Leontis. Obwohl ich sofort wegsah, hatte ich seinen gequälten Blick bemerkt.
    Ich atmete tief ein. Man könnte meinen, ich hätte ihn zurückgewiesen! Vor Wut schnürte sich mir die Kehle zu. Wirklich, ich schnappte buchstäblich nach Luft.
    »Eva! Was ist denn?« Rob hielt meine Schultern fest und sah sich panisch nach jemandem um, der ihm helfen könnte. Ich glitt zu Boden und steckte den Kopf zwischen die Knie, bis meine Lunge wieder einwandfrei funktionierte.
    Verdammt , dachte ich. Der Tag hatte so gut angefangen.
    Während ich dasaß und um mein Gleichgewicht rang, machte Rob so viel Getue, dass ich mich lieber wieder in eine aufrechte Position hievte. Na ja, so aufrecht es eben ging. Rob konnte ich damit nicht überzeugen.
    »Komm, Eva, ich bringe dich in den Krankenflügel zurück«, sagte er entschlossen und schob mich über den Innenhof. Ich wollte widersprechen, doch dafür reichte meine Energie nicht mehr aus. Zudem war die Aussicht, Seth gleich wiederzusehen, unerträglich. Deshalb genoss ich kurz darauf wieder den stillen Frieden meines blauen Zimmers.
    »Tut mir leid, Rose«, seufzte ich, als sie meinen Blutdruck maß.
    »Halb so wild«, erwiderte sie lächelnd. »Heute Morgen solltest du dich lieber ausruhen, aber wenn es dir nach dem Mittagessen besser geht, kannst du nachmittags am Unterricht teilnehmen. Okay?«
    Ich nickte.
    »Ich muss los und ein paar Rezepte einlösen. Bleibst du schön hier, bis ich wiederkomme?«
    Ich nickte noch mal.
    »Der Arzt ist heute Morgen in der Praxis. Falls etwas ist, musst du nur auf den Knopf drücken.«
    »Alles klar«, sagte ich. Ich hatte kapiert, dass sich gleich die Gelegenheit bieten würde, auf die ich gehofft hatte.
    Kaum hatte Rose das Haus verlassen, wählte ich mit meinem Handy die Nummer des Krankenhauses.
    Die Frau in der Zentrale fragte, mit welcher Abteilung ich sprechen wollte. Als ich »Dermatologie«, sagte, verband sie mich mit der Terminvergabe. Ich brauchte ewig, um annähernd dahin zu kommen, wohin ich wollte, und musste mich schließlich als Arthurs Schwester ausgeben, die ihn in einer Familienangelegenheit dringend sprechen wollte.
    Endlich hatte ich ihn am Telefon. Er war sehr misstrauisch.
    »Wer ist da?«, schnaubte er.
    »Arthur?«
    Ich hörte, wie er sich aus einem Raum entfernte, in dem sich Leute unterhielten.
    »Ja-a«, antwortete er gedehnt.
    »Arthur Newland?«
    »Ja, ich bin Arthur Newland und wer sind Sie? Jedenfalls nicht meine Schwester. Heute Morgen hatte ich nämlich noch keine.«
    »Äh, nein. Ehrlich gesagt, kennen wir uns gar nicht. Ich heiße Eva Koretsky …«
    Er atmete erschrocken ein. »Oje, geht es Ihnen gut?«
    Ich biss mir auf die Lippe. Er wusste, wer ich war.
    »Na ja, halbwegs. Es geht um die Blutwerte …«
    Zunächst war er sehr zugeknöpft, aber als ich ihm erzählte, dass ich an dem Tag meiner Erkrankung sonderbare T-Zellen-Reaktionen beobachtet hatte, wurde er richtiggehend aufgeregt. Der Mann gefiel mir, wir sprachen die gleiche Sprache. Und – ja – er hatte die Daten auf seine eigene externe Festplatte kopiert. Er erklärte sich sogar bereit, sie mir zu mailen.
    »Wären Sie so nett, mir zu sagen, was Sie gesehen haben?«, fragte ich.
    »Nun, wir haben die üblichen Routineuntersuchungen durchgeführt, doch die Ergebnisse fielen dermaßen aus dem Raster, dass ich mir das Ganze noch mal unter dem Mikroskop ansah.« Ich hörte, wie er schluckte. Dann beschrieb er einen mikrobiologischen Vorgang, der auf unheimliche Art dem ähnelte, was ich selbst mit Professor Ambrose gesehen hatte. Wie sich herausstellte, war er mit seinen Nachforschungen weitergekommen als ich.
    »Ich habe versucht, T-Zellen einzufrieren, um den Erreger zu identifizieren. Doch obwohl das Einfrieren sehr schnell geht, war es zu langsam, um das Virus zu erwischen. Ein Erreger, der sich mit einer solchen
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