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Toedliches Fieber

Toedliches Fieber

Titel: Toedliches Fieber
Autoren: Dee Shulman
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zu nahe kommen.
    »Seth, ich muss mich anziehen. Würdest du bitte …«
    Er blieb sitzen und starrte mich an.
    »Du sollst gehen.« Ich wagte es nicht, ihn anzusehen.
    »Eva …«
    »Jetzt.«
    Ich hörte, wie er den Stuhl zurückschob und langsam hinausging. Als ich sicher war, dass er fort war, schleppte ich mich zur Tür und zog sie zu.
    Ich brauchte lächerlich lange, um mich anzuziehen, weil ich vor Tränen nicht viel sehen konnte, doch als Rose Marley hereinkam, war ich immerhin bei den Schuhen angelangt.
    »Und täglich grüßt das Murmeltier«, empfing ich sie mit einem schwachen Lächeln.

Auf der Spur
    St. Magdalene’s
2013 n. Chr.
    Obwohl ich froh war, dem Krankenhaus entkommen zu sein, und es schön war, bei der ruhigen Rose zu sein, fiel mir das Wiedereinleben schwer. Ich war nervös und gereizt. Zu Rose hatte ich gesagt, dass ich Seth nicht sehen wollte, und obwohl sie mich stirnrunzelnd angesehen hatte, als hielte sie das für einen großen Fehler, widersprach sie nicht. Einmal hätte ich beinahe nachgegeben, als ich seine Stimme auf dem Flur hörte, doch ich wusste, dass es mir nicht guttun würde, wenn ich ihn wieder an mich heranließe.
    Nach einigen Wochen konnte ich morgens wieder am Unterricht teilnehmen. Ruby konnte ihr Glück nicht fassen, als sie bemerkte, wie sehr ich Seth aus dem Weg ging. Ich konnte es schier nicht ertragen, auch nur in seiner Nähe zu sein. Ich sah ihn nicht an und hielt nicht nach ihm Ausschau. In meiner Gegenwart durfte niemand seinen Namen nennen, was Gespräche deutlich erschwerte, da ihn alle so verdammt interessant fanden. Außerdem weigerte ich mich, Astrid, Sadie oder Rose Marley eine Erklärung zu geben.
    Mittags ging ich immer in den Krankenflügel, um mit Rosezu essen, die aufmerksam darüber wachte, dass ich ordentlich aß. Nach dem Mittagessen sollte ich mich in meinem Zimmer ausruhen. Das tat ich (auch)  – neben meinen neuesten Nachforschungen.
    Meine Krankheit hatte eine gewisse Verzweiflung hinsichtlich der Zeit in mir ausgelöst. Ich wusste nicht, wie lange ich noch hatte, und wollte den Rest nicht verschlafen. Obwohl mein Energielevel eher niedrig war, ermüdeten mich zwei Stunden am Computer nicht annähernd so sehr wie – na ja, duschen zum Beispiel. Insofern war die Recherche eine perfekte Beschäftigung.
    Ich wollte die Sache mit den »anomalen« Blutwerten aufklären, die Dr. Falana weggeworfen hatte. Immerhin hatte er nicht gelöscht gesagt. Daran hielt ich mich fest. Schließlich hinterließ fast alles eine elektronische Spur, sicher auch das.
    Als Erstes musste ich mich ins Intranet des Krankenhauses hacken. Das hatte ich damals beschlossen, als die Studenten bei der Visite dabei waren. Seitdem hatte ich mir die Namen von Ärzten, Medizinstudenten und Krankenschwestern auf den Namensschildern gemerkt, von denen ich glaubte, sie könnten Zugang dazu haben. Schließlich wählte ich doch Dr. Falana selbst, da er Zugriff auf all die Daten haben würde, die ich benötigte. Deshalb musste ich mich erst mal ein bisschen über ihn informieren, was nicht sonderlich schwer war. Er twitterte und war auf Facebook. Kurz darauf kannte ich seinen vollständigen Namen (Danso Jojo Falana), wusste, wann und wo er geboren worden war (am 12. November 1968 in Accra), und kannte seine Lieblingsband (Nirvana) und den Namen seiner Frau (Melanie). Er hatte zwei Kinder:Sisi (geboren am 2. März 1999) und Kurt (geboren am 17. Mai 2003).
    Die Menschen sind nachlässig im Umgang mit PINs und Passwörtern. Normalerweise machen sie es sich einfach und nehmen einen zweiten Vornamen oder ein Geburtsdatum. Auch Dr. Falana war nicht viel einfallsreicher. Sein Passwort war Aneurysm , was wahrscheinlich witzig sein sollte – weil es sowohl ein Songtitel von Nirvana als auch eine Erkrankung war. Sobald ich sein Passwort hatte, war die PIN ein Kinderspiel: 5494 (der Todestag von Kurt Cobain).
    Als ich drin war, hatte ich vollen Zugriff auf die Patientenakten. In meiner stand im Grunde nur, was ich schon wusste: Ich wurde mit Fieber eingeliefert, mein Zustand verschlechterte sich zusehends, ich war praktisch tot und dann doch wieder gesund.
    Doch nirgends stand etwas über irgendwelche Blutwerte in den entscheidenden vier Stunden. Erwähnt wurden nur die darauffolgenden zwölf Tests, die vollkommen uninteressant waren, weil alle untersuchten Werte normal waren.
    Das bedeutete, dass ich die Hämatologie direkt kontaktieren und den Laborassistenten finden musste, der mein Blut
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